„Ich bin kein Schönwetter-Chef“

CDU-Vorsitzender Christian Pakusch spricht mit der WZ über Streit und Stimmung in der Partei und das Verhältnis zum Bürgermeister.

„Ich bin kein Schönwetter-Chef“
Foto: Kurt Lübke

Willich. Seit dem 8. November 2017 ist Christian Pakusch CDU-Vorsitzender in Willich. 88 Ja-Stimmen bedeuteten auf dem Parteitag ein eher mageres Wahlergebnis von 70 Prozent. Die WZ wollte im Gespräch von dem 34-Jährigen wissen, ob er die Skeptiker mittlerweile überzeugt hat.

Herr Pakusch, Ihr Start als Parteivorsitzender war damals eher holprig: Zweimal scheiterte Ihr Kandidat bei der Wahl für den Posten des Geschäftsführers. Haben Sie das von Uwe Schummer übernommene Steuer mittlerweile sicher im Griff?

Christian Pakusch: Der Parteitag, den Sie ansprechen, war denkwürdig. Ich glaube, hierfür gab es unterschiedliche Gründe. Nicht zuletzt auch durch den Führungs- und Generationswechsel nach 14 Jahren. Ich würde sagen, solche Herausforderungen prägen und ich habe sie gerne angenommen. Heute haben wir das Steuer wieder sicher im Griff. Ich bin angetreten, um Führung zu übernehmen und mit unserer Mannschaft die Stadt Willich positiv zu gestalten. Mich haben auch Mitglieder offen angesprochen, die mir gesagt haben „Ich habe Dich nicht gewählt, weil ich mir nicht sicher war, ob Du diese Aufgabe erfüllen kannst. Du hast mich mittlerweile überzeugt.“ Das freut mich dann natürlich auch. Mein Ziel ist, dass unsere Politik für die Bürger der Stadt zu vermitteln, sie aber auch in unsere Arbeit einzubinden.

Nun hört man aus Parteikreisen, die Stimmung in der CDU sei schlecht. . .

Pakusch: Die Stimmung im Parteivorstand ist gut und wir arbeiten konstruktiv zusammen. Es freut mich sehr, dass ich eine starke Mannschaft an meiner Seite weiß. Was richtig ist, dass bei uns intern — das gilt auch für die Arbeit in der Fraktion — Sachfragen kontrovers diskutiert werden, und das ist auch gut so. Die Fußballweltmeisterschaft zeigt, ein reinigendes Gewitter hilft der Mannschaft, um wieder stärker zu werden und stärkt den Zusammenhalt in den eigenen Reihen. Wichtig ist, wenn es persönlich wird, muss die „Notbremse“ gezogen werden. Ich bin kein Schönwetter-Vorsitzender, auch Niederlagen und schweres Wetter möchte ich mit dem Team meistern. Das ist in der Politik nicht anders als im Fußball.

Jüngst soll es Streit im Vorstand um die Position eines Beauftragten für den Datenschutz gegeben haben. Ist da was dran?

Pakusch: Nein, es gab keinen Streit. Auch für die CDU in Willich ist die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung eine Herausforderung. Wir haben vielmehr darüber diskutiert, ob wir externe Unterstützung brauchen oder es selbst erledigen. Unsere parteiinterne Diskussion hat gezeigt, dass die DSGVO ein Bürokratiemonster ist und sie für Unsicherheit bei Vereinen, Brauchtum und auch für Parteien sorgt. Hier muss politisch nachgesteuert werden.

Beobachter der Willicher Lokalpolitik haben den Eindruck, dass sich Bürgermeister Josef Heyes immer mehr von seiner CDU entfernt. Er soll ja nicht einmal mehr die Fraktionssitzungen besuchen. Können Sie das bestätigen?

Pakusch: Josef Heyes ist ja nicht nur Bürgermeister der CDU, sondern aller Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Dass sich da Termine überschneiden; passiert. Außerdem seien Sie sich sicher, wir tauschen uns regelmäßig und zu fast jeder Zeit aus. Der Austausch zwischen unserem Bürgermeister und unserem Fraktionsvorsitzenden, Johannes Bäumges, ist mir sehr wichtig. Übrigens, vergangene Woche war er bis kurz vor 23 Uhr bei uns in der Fraktion.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Josef Heyes?

Pakusch: Er ist seit fast 20 Jahren Bürgermeister unserer Heimatstadt und hat diese sehr geprägt. Deshalb respektiere ich ihn sehr. Er ist Teil der Stadtgeschichte. Klar ist aber auch, dass wir in Sachfragen auch schon einmal unterschiedlicher Meinung sind. Das kommt in jeder Familie vor, das gilt auch für die Unionsfamilie. Beim Schiefbahner Schützenfest haben wir gemeinsam ein Bier getrunken. Das persönliche Verhältnis — es stimmt.

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