Gewebtes Silber, Beton und Blumen

Künstlerisch hat Alt-Willich viel zu bieten. Das zeigte sich jetzt beim Atelierrundgang.

Willich. Parallel zum Blütenfest (die WZ berichtete) gewährten jetzt zehn Künstlerinnen und Künstler einen Einblick in ihre Ateliers. Beate Krempe, Moumen Chamoun und Waleed Ibrahim stellten ihre Werke im ehemaligen Schlecker-Ladenlokal aus, das zuletzt von der Gruppe art.together genutzt wurde. Der Krieg in Syrien war dort das übergreifende Thema.

Beate Krempe hatte Flüchtlingskinder gemalt beziehungsweise gezeichnet mit Kreide, Kohle und Rötelstift. So manche Geschichte hat sie auch zu Collagen verarbeitet, hier und da schimmerten Notenblätter durch die Malerei hindurch: „Musik ist immer auch ein Stück Heimat“, sagte Beate Krempe.

Waleed Ibrahim kennt es, das Leid der Menschen in Syrien. Er hält es mit seinen Bildern fest. „Der Schrei“ könnten Arbeiten heißen mit Porträts von Frauen, die entsetzt aussehen. Ibrahim malt das Elend — und malt auch dagegen an, wenn es ihm zu viel wird: Dann entstehen Blumenbilder von betörender Farbenpracht — aber wer genau hinsieht, der erkennt, dass eine Seite des Straußes schon welk wird.

Moumen Chamoun aus Aleppo zeigte Skulpturen: Auch er setzt Schönheit und Ästhetik in Kontrast zu dem Zerstörerischen — sein Motiv ist immer der Mensch.

Nicht am Ort des kreativen Schaffens, sondern im Einrichtungshaus XXS zeigte die Syrerin Nesrin Mahmoud. Frei sein, könnte ihr Motto gewesen sein. Frauen mit offenem Haar und moderner Kleidung und tiefem Decolleté, das ist in ihrer Heimat alles andere als alltäglich. Sie wird für diese Malerei schon mal in den sozialen Netzwerken von konservativen muslimischen Frauen gerügt.

An der Bahnstraße 101 wartete Sabine Kreuels auf Besucher. Die 63-Jährige präsentierte vor allem Holzschnitte - sehr grafische Arbeiten. Aber sie kann auch anders: Zu sehen war jetzt auch gelungene Landschaftsmalerei im Kleinformat.

An der Peterstraße hatten Renate Diekmann und Anne Fiedler ihre Atelier-Türen geöffnet. Renate Diekmann zeigte zwar ihre farbstarken, plakativen Blumenbilder, ihr aktuelles Thema sind jedoch Menschen, starke Typen, manchmal aber auch leicht mystisch verbrämt. Toll, wie sie das Tempo, das die Tango-Tänzerin drauf hat, rüberbringt.

Anne Fiedler präsentierte Malerei und Zeichnungen. Wasser ist zurzeit ihr Lieblingsmotiv. Ihr übergeordnetes Thema: ein real vorhandenes Chaos mit den Mitteln der Malerei zu ordnen.

An der Martin-Rieffert-Straße waren die Arbeiten der weiterer Künstler zu entdecken: Jörg Schulze-Roloff arbeitet bekanntlich mit Beton (das kühle, hellgraue Material kombiniert er unter anderem mit Holz und Stoff) und Fotografie.

Die Schmuckdesignerin Beate Feltes-Kelm knickte Silber, webte es, als wäre es Stoff und an mehrteiligen Schmuckstücken gibt es bei fast immer etwas, was sich bewegen lässt.

Birgitta Jenner zeigte ihren Besuchern, wie vielseitig und experimentierfreudig sie ist. Hingucker war ein Großformatiges Bild, das aus einem Märchenbuch hätte stammen können: Viel Felsen, viel Wasser und dazwischen ein bunter Vogel und ein kleines Kind.

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