Willich/Tönisvorst "Friederike" in Willich und Tönisvorst: Viele Schäden, aber keine Verletzten

Die Feuerwehren in Willich und Tönisvorst fahren 160 Einsätze in ihren Städten.

Willich/Tönisvorst. Ab 11 Uhr fahren alle Willicher und Tönisvorster Löschzuge am Donnerstag im „Unwettermodus“. Das Sturmtief Friederike erhöht minütlich die Einsatzzahlen in den Städten. „Flächenlage in Ges. Kreisgebiet“ postet der Löschzug Schiefbahn.

Um 10.24 Uhr misst die Wetterstation Neersen die erste Windböe jenseits der 100 km/h-Marke: 101,4 Stundenkilometer — Orkanstärke. Friederike nimmt Fahrt auf. Im Zwei-Minuten-Takt misst die Wetterstation Böen knapp unter, aber auch deutlich über 100: Um 11.04 Uhr setzt sich eine Böe mit 110,4 km/h an die Spitze der Tageswerte.

Orkan "Friederike" sorgt für Zerstörung im Kreis Viersen
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Die für die Schulen in Willich zuständige Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger teilt am Morgen mit: Die Schulen in der Stadt Willich bleiben geöffnet - den Eltern wird aber anheimgestellt, „ob sie angesichts der Wetterlage die Kinder bringen — falls nicht, sollen sie in der Schule Bescheid sagen“.

Der Markt in Anrath wird abgesagt. Die zwei Händler, die den Willicher Wochenmarkt auf dem Kaiserplatz angesteuert haben, werden von Marktleiter Volker Braun wegen des Sturms aufgefordert, aus Sicherheitsgründen bis 10 Uhr wieder abzufahren.

"Friederike" wütet über NRW - Orkan bringt Zerstörung
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In Anrath kippen zwei Bäume auf dem Außen-Areal des Kindergartens LOK um, der erst vor elf Monaten eröffnet wurde, und kippen aufs Dach. Das Gebäude wird beschädigt, zum Glück niemand verletzt.

Willichs Friedhöfe und Parks werden geschlossen, später wird auch die Kulturhalle in Schiefbahn aus Sicherheitsgründen gesperrt. Lose Dachziegel und ein Baum, der umzustürzen droht, führen dazu, dass die abends geplante Bürgerwerkstatt zur Quartiersentwicklung abgesagt wird. Um 13 Uhr meldet die Pressestelle der Stadt Willich, das alle Sportplätze (Donkkampfbahn, Sportplatz Pappelallee, Sportplatz Siedlerallee und das Sport- und Freizeitzentrum) gesperrt werden.

Vorsichtsmaßnahmen auch in Tönisvorst: Das Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis postet am Morgen auf seiner Facebookseite: „Der Unterricht endet um 10.40 Uhr. Alle Kinder können nach Hause gehen, sofern sie einen Schlüssel haben. Wenn ein Kind nicht nach Hause kann, ist bis 16 Uhr eine Betreuung gewährleistet. Wer nach Hause geht, sollte das vor 12 Uhr tun, bevor der Sturm seinen Höhepunkt erreicht.“ Angehängt die Erlasslage des NRW-Schulministeriums: „Bei extremen Witterungsverhältnissen entscheiden die Eltern selbst, ob der Weg zur Schule zumutbar ist (siehe auch S. 1 und S. 15).

In der Kreisleitstelle der Feuerwehr kommen derweil immer mehr Notrufe an. Von dort gehen die Alarme „priorisiert“ an die Löschzüge weiter. Die Kräfte vor Ort fahren die Einsatzorte ab. Gefahrenlagen für Menschen und gravierende Schäden oder Behinderungen auf wichtigen Straßen haben Vorrang, Bagatellfälle müssen in dieser Gemengelage hinten anstehen.

In Tönisvorst bilden 40 Einsatzkräfte der Löschzüge Vorst und St. Tönis Teams. Im Feuerwehrgerätehaus an der Mühlenstraße ist eine Einsatzzentrale eingerichtet worden. Es ist ein schwerer Tag für die Wehr — auf den Tag genau elf Jahre nach dem tödlichen Unfall ihres Kameraden Thomas Grumbach, damals in einem Einsatz während des Orkans Kyrill.

Kurz nach 13 Uhr: Feuerwehrsprecher Markus Hergett zieht Zwischenbilanz. Rund 40 Einsatze wurden zu dem Zeitpunkt bereits gefahren. Die gute Nachricht: „Personen wurden nicht verletzt“, so Hergett. Einsatzlagen waren vor allem „Baum auf Haus, Baum auf Straße, Baum auf Pkw“. Stellenweise haben sich durch den Sturm Dachpfannen und Bauteile gelöst.

Die Kreuzung Gelderner Straße/Westring ist zeitweise gesperrt. Das sei, so Hergett, eine Vorsichtsmaßnahme, um eine mögliche Gefährdung durch die Flügelanlage der Streuffmühle auszuschließen. Beschädigungen sind aber nicht bekannt.

In vier Fällen haben umgestürzte Bäume erhebliche Schaden an Häusern und Anbauten verursacht: Eine Einsatzstelle war am Feldburgweg. Dort sind zwei große Bäume auf einen Anbau gekippt. Weitere Schäden an Gebäuden werden vom Biwak, Benrader Straße und der Feldstraße gemeldet. Am Maysweg fällt ein Baum auf die Motorhaube eines Autos.

Eine Strom- und eine Gasleitung sind beschädigt. Die Feuerwehr zieht Mitarbeiter der Energieversorger hinzu. Markus Hergett: „Wir werden noch einige Stunden im Einsatz sein.“ Insgesamt kommen die Tönisvorster tagsüber auf 60 Einsätze.

Die Willicher Feuerwehr hat den kräftezehrenden Einsatz auf dem Stennes-Hof am Mittwoch noch in den Knochen (S. 24). Gestern arbeiten rund 100 Kräfte in allen Löschzügen 102 Einsätze ab. Schwerpunkte: Willich und Schiefbahn mit je 40 Einsätze. Von der katholischen Pfarrkirche St. Katharina fallen Dachziegel herab. Unterbruch, Martin-Rieffert- und Albert-Oetker-Straße werden zeitweise gesperrt, um umgekippte Bäume oder andere Schäden zu beseitigen. An einem Dach hat sich durch den Wind die Photovoltaik-Anlage gelöst.

Die Feuerwehr erwartet eine weitere Welle von Meldungen — von Leuten, die nach der Arbeit nach Hause kommen und erst dann Schäden entdecken und melden.

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