Diesel Fahrverbote: Taxiunternehmer will seine Flotte umstellen

Für Taxi-Unternehmer Erol Norman ist die Diesel-Problematik kein neues Thema. IHK und MIT machen sich für Klein- und Mittelständler der Region stark.

Fahrverbote für Dieselfahrzeuge — wie sie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts einschätzen und welche Schlüsse sie daraus ziehen, sagen Jürgen Steinmetz, IHK-Hauptgeschäftsführer, Taxi-Unternehmer Erol Norman und Maik Giesen, Kreisvorsitzender der Mittelstandsvereinigung.

Fahrverbote für Dieselfahrzeuge — wie sie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts einschätzen und welche Schlüsse sie daraus ziehen, sagen Jürgen Steinmetz, IHK-Hauptgeschäftsführer, Taxi-Unternehmer Erol Norman und Maik Giesen, Kreisvorsitzender der Mittelstandsvereinigung.

Foto: Hendrik Schmidt, Sebastian Willnow /Montage: jp

Kreis Viersen. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Diesel-Fahrverboten rechnet die IHK Mittlerer Niederrhein nicht mit kurzfristigen Fahrverboten in Mönchengladbach oder Neuss. „Das Urteil verdeutlicht, dass Diesel-Fahrverbote nur unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit in Betracht kommen dürfen“, sagt Jürgen Steinmetz, IHK-Hauptgeschäftsführer.

„Für den Fall, dass Fahrverbote unumgänglich seien, räumen die Richter dem Wirtschaftsverkehr ausreichende Übergangsfristen und Ausnahmegenehmigungen ein, um gerade viele kleinere und mittelständische Unternehmen nicht in ihrer Existenz zu bedrohen.“

Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK

Da gewerblich zugelassene Pkw zu zwei Dritteln und Nutzfahrzeuge fast ausschließlich mit Dieselmotoren betrieben werden, wären Unternehmen besonders stark von Diesel-Fahrverboten betroffen, so die IHK. Für viele kleine und mittelständische Unternehmen in der Region seien kurzfristige Flottenerneuerungen wirtschaftlich nur schwer verkraftbar. Auch Berufspendler seien auf die Erreichbarkeit ihres Arbeitsorts angewiesen.

Die Vollversammlung der IHK hat jüngst ein „Positionspapier zu einer Verschärfung der Luftreinhaltepläne in Neuss und Mönchengladbach“ verabschiedet. Demnach sollten vor möglichen Fahrverboten alle anderen Mittel ausgeschöpft werden. „Naheliegend sind die Nachrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge, Verbesserung und Modernisierung des ÖPNV, der Verkehrslenkung sowie des Rad- und Fußverkehrs“, heißt es in dem Papier.

Erol Norman, Taxi-Unternehmer, der das insolvente Lobbericher Unternehmen Taxi Janssen gekauft hat

Taxiunternehmer Erol Norman, der vergangene Woche Donnerstag endgültig den Kaufvertrag für das insolvente Lobbereicher Unternehmen Taxi Janssen unterzeichnet hat („Die Umschreibung der Konzessionen läuft.“), hofft auf Ausnahmeregelungen für Taxis und die Einrichtung von Fahrzonen in den Großstädten. Etwa die Hälfte seines Fuhrparks (knapp 500 Fahrzeuge) seien Diesel. „Vor allem auf dem Land, wo höhere Geschwindigkeiten gefahren werden, sind Hybrid-Fahrzeuge bisher nicht effizient.“

Besagte Hybrid-Autos setzt der 34-jährige Unternehmer nach eigenem Bekunden aber sehr erfolgreich in Düsseldorf ein. „Denn die Diesel-Problematik habe ich schon vor zwei Jahren kommen sehen.“ Im Stadtverkehr mit seinem häufigen Stop-and-go könnten Hybrid-Antriebe ihre Stärken voll ausspielen.

Für Taxi Janssen hat er ebenfalls 70 Hybrid-Neuwagen bestellt. Derzeit teste er in Lobberich ein sechssitziges Fahrzeug der Marke Toyota Prius Plus. Und Mercedes habe für Ende des Jahres einen Hybrid-Diesel angekündigt. Norman: „Auf kurz oder lang werde ich die gesamte Flotte umstellen.“

Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU im Kreis Viersen (MIT) bedauert das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Diesel-Fahrverboten. „Fahrverbote treffen in erster Linie Berufstätige und Selbstständige“, kritisiert Maik Giesen, Kreisvorsitzender der MIT. „Besonders für unseren Mittelstand, für Handwerker und Lieferanten wären solche drastischen Einschränkungen existenzgefährdend.“ Auch im Kreis Viersen hätten sich viele Pendler bewusst für den Kauf eines Diesels entschieden, so Giesen: „Für sie kämen Fahrverbote einer Enteignung gleich, wenn man nach Düsseldorf beruflich muss.“

Maik Giesen, MIT Kreis Viersen

Die MIT Kreis Viersen erwartet von der Autoindustrie, dass sie verlorengegangenes Vertrauen wiederherstellt. Die Konzerne müssten den Unterschied zwischen Laborwerten und Realemissionen spürbar reduzieren. Giesen: „Wenn dies mit Software-Updates nicht gewährleistet werden kann, muss eine Hardware-Nachrüstung auf Kosten der Fahrzeughersteller erfolgen, sofern diese technisch möglich und sinnvoll ist.“ Schnellschüsse wie Fahrverbote müssten vermieden werden. Red, WD

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