Tönisvorst Elternvotum: Politik muss nun Rückschlüsse ziehen

Erste Stellungnahmen der Schulleiter und Elternvertreter von Michael-Ende-Gymnasium und Sekundarschule.

Tönisvorst: Elternvotum: Politik muss nun Rückschlüsse ziehen
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Wie reagieren die Schulleiter und -pflegschaften von Sekundarschule und Michael-Ende-Gymnasium auf das Eltern-Votum zum schulischen Angebot in und außerhalb der Stadt? Die WZ hat erste Stellungnahmen gesammelt.

Tönisvorst: Elternvotum: Politik muss nun Rückschlüsse ziehen
Foto: Kurt Lübke

Andreas Kaiser, kommissarischer Leiter der Sekundarschule Tönisvorst, ist erfreut über die Zahl der zurückgegebenen Fragebögen. Je nachdem, welche Zahl man zugrunde lege — die 678 Rückläufer oder die 582 eindeutigen Fragebögen — liege der Rücklauf bei 63 bzw. 73 Prozent. „Damit sind die Zahlen insgesamt belastbar“, sagt Kaiser. Sie ließen sich sehr differenziert betrachten. „Sicher ist, dass eine bemerkenswert hohe Zahl von Eltern sich für die Gesamtschule ausgesprochen hat.“

Die veröffentlichte Zahl von sich durchschnittlich ergebenden 83 Anmeldungen für eine Gesamtschule pro Jahrgang hält Kaiser für irreführend. Rechne man die Beteiligung der Eltern an dieser Befragung auf 100 Prozent hoch, hat er „105 bis 110 Schüler pro Jahrgang errechnet“, je nachdem, welche Prozentzahl der Rückläufer-Quote er zugrunde legt. Da seien Einpendler noch nicht hinzuaddiert.

„Die zweite Auffälligkeit ist die Zahl der Auspendler“, sagt Kaiser. Dass 147 Kinder an einer auswärtigen Gesamtschule angemeldet werden würden, wenn in Tönisvorst die bisherige Schullandschaft bestehen bliebe, „muss man zur Kenntnis nehmen. Das ist eine ziemlich hohe Zahl“.

Kaiser lenkt den Blick auf zwei weitere Werte. 195 Kinder würden am MEG angemeldet, wenn alles bliebe wie bisher. Interessanterweise falle die Zahl der Kinder, die zum MEG gehen würden, auf 125, wenn eine Gesamtschule im Ort angeboten würde. „Das ist ein Unterschied von 70 Schülern.“

Für die Umwandlung der Sekundar- in eine Gesamtschule setzt die Bezirksregierung unter anderem voraus, dass das Michael-Ende-Gymnasium um mindestens einen Zug auf maximal vier Züge beschränkt wird. Kaiser kommt beim Blick auf obige Zahlen zu dem Schluss, „dass man auch von einer natürlichen Umverteilung vom Gymnasium zur Gesamtschule sprechen könnte“.

Thomas Keymel, stellvertretender Schulpflegschaftsvorsitzender der Sekundarschule hat zwei alarmierende Werte ausgemacht: „Laut Umfrageergebnis würden 36 Eltern ihre Kinder an der Sekundarschule Tönisvorst anmelden. Damit wird — übertragen auf den Fußball — die rote Karte gezeigt.“ Auf eine 100-prozentige Teilnahme hochgerechnet, so Keymel, ergäbe sich der Wert von 58 Anmeldungen. „Wer da noch davon spricht, dass die Schulform Sekundarschule eine Akzeptanz hier hat, der irrt.“ Das sei der Landestrend, der „bei uns extrem zuschlägt“.

Für besorgniserregend hält Keymel das „hohe Auspendlerpotenzial“. Darauf müsse die Stadt als attraktiver Wohnort reagieren. Befragt zu seiner Einschätzung zu 192 Anmeldungen am MEG, wenn alles bliebe, wie es ist, sagt Keymel: „Da vermute ich, dass viele ihre Kinder auch ohne entsprechende Empfehlung dort anmelden werden in der Hoffnung, dass die Kinder es dort schaffen.“ Keymel betont: „Das MEG ist absolut klasse, ein tolles Gymnasium vor Ort. Aber es stellt sich eben die Frage, welche Zielgruppe es anspricht.“

Paul Birnbrich, Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums, hat sich gestern nach Absprache mit den Elternvertretern bewusst mit Blick auf die bevorstehende schulpolitische Diskussion im Fachausschuss heute Abend (Rathaus, Hochstraße, 18 Uhr) gegen eine ausführliche Stellungnahme entschieden. Rückschlüsse zu ziehen sei jetzt Aufgabe der Politik. Ein Ergebnis der Befragung ist aber: „In keinem Jahrgang ist die Mindestzahl von 100 potentiellen Anmeldungen für die Gesamtschule erreicht worden, womit die unabdingliche Voraussetzung für die Umwandlung der Sekundar- in eine Gesamtschule nicht gegeben ist.“

Per E-Mail hat sich Susanne Peters in der Redaktion gemeldet. In ihrem Leserbrief zum Thema Schullandschaft Tönisvorst fragt sie: „Wird überhaupt noch an die Kinder gedacht?“ Peters betont den Aspekt der „stetig sinkenden Anmeldungen“, die die Sekundarschule in Tönisvorst zu verzeichnen habe. Sie sorgt sich darum, was passiert, wenn Kinder, die nicht ans MEG können oder wollen, dazu gezwungen sind, „sich an Schulen außerhalb von Tönisvorst anzumelden“. Da es keine Aufnahmeverpflichtung von Schulen anderer Kommunen für die Tönisvorster Kinder gebe, bestünde die Gefahr, dass Kinder an der Schule ihrer Wahl abgewiesen würden. „Dann müssen sie ggf. eine Schule wählen, die sie nicht wollen oder die vielleicht schlecht erreichbar ist. (. . .) Die Antwort auf die Frage, was passiert, wenn die Sekundarschule ausläuft, wurde bis dato von der Politik nicht beantwortet.“

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