Elefantenjagd und Nasenhaare

Grimassen und Geräusche bietet der Brite Mark Britton bei seinem Auftritt in Neersen.

Elefantenjagd und Nasenhaare
Foto: Jochmann

Neersen. „Ohne Sex geht’s auch (nicht)“ heißt das ebenso schräge wie charmante Programm von Mark Britton. Der Sohn eines englischen Psychoanalytikers und einer amerikanischen Schauspielerin dürfte vielen noch bekannt sein als die eine Hälfte des Duos „Nickelodeon“ — die andere Hälfte hieß Krissie Illing. Allein ist der 59-Jährige weniger schräg, er macht mehr Worte, aber seine Grimassen und Geräusche und sein Temperament sind immer noch prägende Elemente und ein Garant für einen unterhaltsamen Abend.

Mark Britton machte dem Publikum ein Kompliment: „Ich bin begeistert, ihr verbringt einen Abend mit einem Engländer, trotz Brexit.“ Und er schaffte durch einen Trick ein Wir-Gefühl, indem er die 30- bis 80-Jährigen in einer Altersgruppe zusammenfasste. Es sollte ums Altern gehen und auch über das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Seine Bilanz als End-Fünfziger: „Alles tut weh, und was nicht wehtut, funktioniert nicht.“

Wie Menschen so mit ihrem Alter fertig werden, dass machte er an seinem Freund Jürgen, einem Augenarzt, deutlich. Der hört während des Rasenmähens „Highway to Hell“ und hat in seiner Praxis ein Schild mit folgender Botschaft: „Ein Leben ohne Sex ist möglich. Aber ein Leben ohne Brille geht gar nicht.“

Britton nahm den feinnervigen Mitteleuropäer im mittleren Alter auf die Schippe mit der Tendenz zur Midlife-Crisis: „Ein Buschmann in den besten Jahren kann sich bei der Elefantenjagd diese Krise nicht leisten, kann nicht sagen: Ich brauche mehr Zeit für mich.“ Ganz nebenbei produzierte Britton Geräusche, die den Besuchern das Gefühl vermittelten, selbst Elefanten zu jagen.

Auch damit dürfte der Buschmann keine Probleme haben: dass der elektrische Nasenhaartrimmer an der Dicke der Nasenhaare scheitert. Und auch zurückgehendes Zahnfleisch ist eher nicht sein Problem beim gemeinsamen Essen mit seiner Frau in einem Restaurant am Valentinstag.

Der quirlige Engländer, der seit Jahren in Köln lebt und seinen britischen Akzent kultiviert, kann wiehern wie Furyund hat auch das passende Geräusch parat, wenn sich alternde Brüste der Erdanziehungskraft beugen. Das Leben zwischen Pubertätspickeln und Prostata-Kollaps ist für ihn wie eine Wundertüte — und der britische Humor scheint ihm über so manche Krise hinwegzuhelfen. Eine Kostprobe: „Meine Schwiegermutter hat mit 75 mit Powerwalking angefangen. Heute ist sie 85 — und wir haben keine Ahnung, wo sie ist.“

Unterm Strich bot Britton ein eindrucksvolles Kontrastprogramm zum nasskalten Novembertag. rudi

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