Eine Ausstellung über gelungene Integration

„Die Welt bei uns zu Hause“ erzählt die Geschichten von Menschen, deren Reise in Tönisvorst ein Ende gefunden hat.

Eine Ausstellung über gelungene Integration
Foto: Stephanie Wickerath

Tönisvorst. Sie stammen aus Griechenland und Indonesien, Polen, den USA, Australien und den Niederlanden, Sibirien und Palästina, die Menschen, die Kurt Fruhen fotografiert und die Bärbel Lind interviewt hat. Und sie alle haben etwas gemeinsam: Sie haben ihre Wurzeln in einem anderen Land und sind doch in Tönisvorst daheim.

„Die Welt bei uns zu Hause“ heißt die Ausstellung, die am 24. Mai in der Volksbank St. Tönis eröffnet wird. Sie erzählt die Geschichten von Menschen, deren Leben woanders begann und die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Heimat verlassen haben, um in Tönisvorst ein neues Leben aufzubauen. Um es vorwegzunehmen: Sie alle haben es geschafft, in dem fremden Land mit der teilweise ganz anderen Kultur anzukommen, sich zu integrieren und etwas aufzubauen.

„Wir sind nicht um Objektivität bemüht“, sagt Initiator Kurt Fruhen dazu, „wir wollen ganz bewusst den Blick auf die positiven Beispiele lenken und zeigen: Wer zu uns kommt und es möchte, der kann ganz wunderbar bei uns integriert werden.“ Der Hobbyfotograf aus St. Tönis hat die rund zehn Porträts der Bürger aus Vorst und St. Tönis angefertigt. Bärbel Lind hat die Interviews geführt und die Geschichten der Menschen aufgeschrieben. In der Ausstellung, die ab Ende Juni auch in Vorst gezeigt wird, sind beide Elemente miteinander verbunden.

Kurt Fruhen, Fotograf

Kurt Fruhen, der in St. Tönis geboren wurde und sein ganzes Leben lang in der Apfelstadt gewohnt hat, ist voller Bewunderung für die Menschen, die er in der Vorbereitung zur Ausstellung kennengelernt hat. „Manche kamen mit nichts als ein paar Koffern“, sagt der 69-Jährige und fügt hinzu: „Ich finde es faszinierend, dass sie ihre Wurzeln woanders haben und trotzdem so gut hier reinpassen.“ Einige hätten es nicht leicht gehabt, aber: „Sie haben die Sprache gelernt, sich etwas aufgebaut und ihre Kinder auf den Weg geschickt. Und dass so viele letztlich so erfolgreich hier sind, macht sie zu Recht stolz“, sagt der Fotograf.

Bärbel Lind fügt hinzu: „Wir wollen mit der Ausstellung zeigen, dass aus Fremden Mitbürger werden können, die ganz selbstverständlich mit uns zusammen leben.“ Die Fotoschau mit den Kurz-Biografien komme nicht zufällig zu einer Zeit, in der viele Menschen mit anderer Sprache und anderer Hautfarbe in Deutschland Zuflucht suchen. Schließlich zeige die Ausstellung, dass „wir doch eigentlich schon darin geübt sind, friedlich zusammen zu leben. Warum solle es nicht auch diesmal gelingen?“, fragt die Seniorin.

Die Geschichten, die sie aufgeschrieben hat, sind ganz unterschiedlich. Der Ingenieur Tawfik und seine Frau Aalia Abo-Khatir etwa flohen aus dem Gaza-Streifen, als ihr Land von den Israelis besetzt wurde. Deutsch brachten sie sich selber bei, suchten sich Arbeit und wurden in St. Tönis heimisch. Gianni Trentin hingegen kam als 19-Jähriger nach Deutschland, um den Wehrdienst in seiner Heimat Italien zu umgehen. Zunächst half er in einer Eisdiele aus, machte dann eine Ausbildung zum Hotelfachangestellten und führt heute das Feinkostcafé „Bacco“ in der St. Töniser Fußgängerzone.

Hadi Handoko, besser bekannt als Robby, kam aus Indonesien, um in Krefeld Textil-Ingenieurwesen zu studieren. Dort lernte er Martina Stamatia kennen, die aus Griechenland zum Studium an die Hochschule Niederrhein gekommen war. Die beiden verliebten sich und beschlossen, am Alten Markt in St. Tönis einen Imbiss zu eröffnen, den sie bis heute gemeinsam führen.

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