Ein Wasserwerk in einem Bunker

Ein Relikt des Kalten Krieges ist auf den Fellerhöfen in Willich zu finden. Unterirdisch wurde dort Ende der 60er Jahre ein Wasserwerk mit zwei Brunnen gebaut.

Willich. Das Zeugnis des Kalten Krieges liegt gut versteckt unter einem Erdhügel hinter dem Wasserturm Fellerhöfe. „Hier geht’s runter“, sagt der Technische Leiter der Willicher Stadtwerke, Rainer Scharl, und deutet auf einige Stufen, die von schrägen Betonwänden begrenzt nach unten führen. Die kleine Besuchergruppe, die ihn begleitet, durchschreitet schon wenig später schwere Schutztüren — und betritt damit das unterirdische Wasserwerk von Willich.

Ab 1968, als im Kalten Krieg zwischen Ost und West jederzeit der Ausbruch eines richtigen Krieges möglich erschien, wurde die Anlage gebaut. „Ich kenne kein zweites Wasserwerk in einem Bunker“, erzählt Rainer Scharl. Der damalige Leiter des Kreiswasserwerks habe den — sicher sehr kostspieligen — Bau wohl veranlasst. Warum genau und wer mit dem Wasser im Falle eines (Atom)-Krieges überhaupt versorgt werden sollte, ist ihm nicht bekannt.

Ein Wasserwerk in einem Bunker
Foto: Kurt Lübke

„Das sieht hier so ähnlich aus wie im ehemaligen Regierungsbunker an der Ahr“, meint spontan ein Besucher. So gewaltig ist die Willicher Anlage allerdings nicht.

Immerhin: Meterdicke Betondecken sollten die Wasserförderung und das Bedienungspersonal vor Bombardierungen schützen. Ein Diesel-Generator war für die Stromversorgung vorgesehen. Er ist ebenso noch vorhanden wie die alten Filteranlagen. „Ich bezweifele aber, ob diese Technik funktioniert hätte“, sagt Rainer Scharl skeptisch.

Die beiden Brunnen, die sich hier befinden, sind dagegen weiter in Betrieb. Heute ist der Brunnen 8, vor dem die Besucher gerade stehen, allerdings abgeschaltet: Eine Verunreinigung des hier geförderten Rohwassers soll ausgeschlossen werden.

An vielen Stellen sind die knalligen Farben der 1960er und 70er Jahre noch gut zu erkennen. So in einem grün gekachelten, kreisrunden Aufenthaltsraum fürs Betriebspersonal, in dessen Mitte eine Art Springbrunnen steht. Dessen genaue Funktion sich selbst Rainer Scharl nicht erklären kann. Knackig blau ist der Wassertank, orangefarben die Kleiderhaken gleich neben den Duschen im Gang — gedacht offenbar zur Reinigung für kontaminierte Mitarbeiter. Schlafräume und Toiletten sind nicht zu finden.

Rainer Scharl führt die Gruppe durch einen schier endloses Gang, in enge Maschinenräume und an einer blassblauen Schaltzentrale vorbei bis in einen röhrenartigen Raum, der völlig mit Holz verschalt und mit Teppichboden ausgelegt ist. Hier sollten sich die Wasserwerker wohl spielend die Zeit vertreiben, während über ihnen der Krieg tobte, berichtet Scharl und zieht zum Beweis orangefarbene Kegel aus einer Einbau-Kiste.

Insgesamt fünf solcher Brunnen-Bunker sollten hintereinander entstehen. Tatsächlich wurden nur zwei davon verwirklicht. „Ein dritter Brunnen ist dann schon außerhalb entstanden“, berichtet Rainer Scharl und führt die Gruppe wieder ins Freie.

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