Tönisvorst Drei für ein Ziel: Natur und Tiere schützen

Reimer Martens und Udo Beine aus Tönisvorst und Elita Grafke aus Willich sind im Nabu aktiv.

Tönisvorst: Drei für ein Ziel: Natur und Tiere schützen
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Udo Beine ist einer, der mit offenen Augen durch die Welt geht. Er schaut nicht weg, wenn er wilde Müllkippen im Wald entdeckt. Und er schweigt schon gar nicht, wenn er die Verursacher quasi an der geöffneten Heckklappe des Autos auf frischer Tat ertappt. Umwelt- und Naturschutz — dafür wirbt der Vorster schon seit mehr als vier Jahrzehnten unermüdlich. Für den Naturschutzbund (Nabu) Krefeld/Kreis Viersen ist er oft unterwegs.

Tönisvorst: Drei für ein Ziel: Natur und Tiere schützen
Foto: Sylvia Urbaniak

Reimer Martens aus St. Tönis ist seit fast zehn Jahren Landschaftswächter in Tönisvorst. Er ist als Außendienstmitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Viersen seit 2009 derjenige, der Missstände gegen die Natur aufdecken, festhalten und einschätzen soll und der sofort aktiv werden kann, wenn Bürger ihm Umweltvergehen melden. Je nach Schwere der Straftat kann er Ordnungsamt oder Polizei alarmieren. Denn: „Ein Kavaliersdelikt ist das nicht.“

Tönisvorst: Drei für ein Ziel: Natur und Tiere schützen
Foto: Kerstin Reemen

Elita Grafke aus Schiefbahn ist im Mai mit dem Umweltpreis der Stadt Willich ausgezeichnet worden. Sie hat in Zusammenarbeit mit Zweitklässlern die Ausstellung „Wilder Müll — eine lebensbedrohliche Gefahr für Tiere“ zusammengestellt.

Tönisvorst: Drei für ein Ziel: Natur und Tiere schützen
Foto: Kerstin Reemen

Gezeigt werden in der Sparkasse ausgestopfte Tiere — Greifvögel, die sich in Angelschnüren verheddert haben, die einen Fetzen Plastik im Schnabel halten. Ein Fuchs, dessen Kopf in einem aufgeschnittenen Plastikball steckt. Ein Igel, dessen Schnauze tief in einem Kaffee-Pappbecher versenkt ist. Auf zwei Quadratmetern haben Grafke und die Kinder Situationen dargestellt, die Tiere in Not zeigen, weil sie Müll aufgepickt haben, der nicht in ihre Lebensumgebung gehört. Dort aber immer häufiger zu finden ist.

St. Tönis ist der zehnte Ausstellungsort. Ein besonderer, betont Grafke: „Ich habe hier so viel Resonanz erfahren.“ Reimer Martens stimmt ihr zu: Zur Eröffnung kamen Landwirte und Jäger, die wiederum in ihren Kreisen auf die Schau aufmerksam machen. Jäger Franz Dieter Bürgers beispielsweise schrieb an Kollegen: „Wenn das Müllbewusstsein der Besucher geweckt wird und sie ihre Eindrücke weitergeben, kann viel zum Schutz der Tierwelt getan werden.“

Genau da setzen Martens, Grafke und Beine an. Informieren, sensibilisieren, Kontakte knüpfen, Achtlosigkeit aufbrechen und ein neues Verantwortungsbewusstsein für Natur, Tier und damit auch für den Menschen schaffen.

Reimer Martens, seit 25 Jahren im Nabu aktiv, zeigt sich von den Impulsen, die vom Start der Ausstellung in der Stadt ausgegangen ist, begeistert. „Das Potenzial in der Stadt ist sehr groß“, sagt er und verweist auf Erfolge, wenn man Gruppen und Vereine direkt auf Projekte und Mitmachaktionen für „eine saubere Landschaft in der Apfelstadt“ aufmerksam macht.

Denn ein Müllproblem hat auch die Stadt Tönisvorst. „Schauen Sie nur mal in die Privatwaldparzellen von Vorst bis St. Peter“, sagt Beine. Dort werde regelmäßig Müll entsorgt. Haus- und Sperrmüll. Bauschutt, Elektrogeräte - die Palette ist groß. Aus dem Hegering kam schon einmal ein Hinweis auf abgelagertes Benzin und Öl. Ein Fall für Martens, der einen Einsatz auslöste.

Mehr von dieser Sensibilität, mehr Courage, Umweltsünder auch zu benennen, das wünschten sich die drei Naturschützer. Die Haltung „illegal gleich scheißegal“ — nein, das ist Beine nicht egal.

Die Bedeutung des Naturschutzes dürfe nicht verlorengehen. Martens und die anderen wollen nun den Schwung der Schau mitnehmen und Mitstreiter gewinnen.

Mit großer Freude haben sie das Engagement am Michael-Ende-Gymnasium wahrgenommen. Schulleiter Paul Birnbrich und Biologie-Lehrer René König waren zur Ausstellungseröffnung gekommen und hatten ein Projekt der Klasse 8 d vorgestellt.

Die Jugendlichen haben sich vorgenommen, für jede Einweg-Plastikflasche, die sie benutzen, freiwillig einen „Straf“-Euro einzusammeln. Lehrer König packte sogar noch drauf und setzte für sich persönlich zehn Euro ein. So wollen er und die Schüler sich disziplinieren, gleichzeitig informieren und mit dem Geld zum Erhalt der Umwelt einen Baum auf dem Schulgelände pflanzen.

Die Aktion „Plastikmüll vermeiden“ wird nun auf alle Jahrgänge des MEG ausgeweitet (siehe Kasten).

An Ideen, wie sie Tiere und Pflanzenwelt schützen können, mangelt es auch Martens, Grafke und Beine nicht. Beine erzählt von Patenschaften für Straßenzüge und Viertel, die Nabu-Mitglieder übernehmen. 450 zählt der Verein in der Stadt. Von den in der Mehrheit passiven darunter will man nun weitere aktivieren.

Elita Grafke arbeitet zurzeit an der Idee von Großplakaten, mit denen sie im Willicher Stadtgebiet auf Umweltsünden aufmerksam machen will. Die Botschaft an verdreckten Stellen im Grünen soll aufrütteln: „Warst Du das?“

Wie problematisch liegengelassene Angelschnüre für Vögel sein können, die sich darin verheddern, will Grafke in Faltblättern aufzeigen, die an diejenigen verteilt werden, die sich der Anglerprüfung stellen.

Nicht aus der Luft gegriffen ist ein Problem, das viele gar nicht bedenken, wenn sie etwa zu feierlichen Anlässen Ballons fliegen lassen. Nicht nur Vögel picken zerplatzte Ballonreste auf. Grafke: „Ein Landwirt aus Tönisvorst hat mir erzählt, dass zwei seiner Kühe Ballonreste gefressen haben.“

Die Ausstellung in St. Tönis wird bis zum 3. November verlängert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort