Tönisvorst Die Gitarre ist immer im Gepäck

Der St. Töniser Ralf Küntges macht seit 25 Jahren Musik. Seine großen Vorbilder stammen aus den 50er und 60er Jahren.

Tönisvorst: Die Gitarre ist immer im Gepäck
Foto: Kurt Lübke

St. Tönis. Schon im Wohnzimmer von Ralf Küntges ist zu sehen, wo seine Vorlieben liegen: Auf einem Regal steht ein Foto von Elvis, neben einem Foto von Elvis. Daneben steht ein Foto von Elvis. Rock ’n’ Roll der 50er und 60er Jahre ist die Leidenschaft des St. Tönisers mit den langen Koteletten, den viele Menschen aus Gastspielen kennen, etwa in den Cafés „Himmlisch“, „Eigenwillig“ und „Papperlapapp“ in Vorst.

Der 40-Jährige, im Hauptberuf Erzieher, ist mit verschiedenen Besetzungen unterwegs, entsprechend variiert auch das, was er dem Publikum anbietet. Mit seinem Projekt „Geile Zeit“, das seit Anfang des Jahres läuft, will er natürlich den alten Rock ’n’ Roll á la Elvis, Buddy Holly oder Everly Brothers in akustischer Version spielen. „Aber der Plan ist auch, Party zu machen, Menschen um die 40 Jahre anzusprechen“, erklärt Küntges. Und dazu zählen auch aktuelle Songs, die er sich aneignen muss.

Wie kam er zur Musik? „Letztes Jahr hatte ich mit der Musik Silberhochzeit“, sagt er und lacht. Mit zwölf oder 13 Jahren fiel ihm eine Kassette in die Finger, Interpret: Reinhard Mey. „Das gefiel mir und ich habe gewusst: Es musste eine Gitarre sein“, erinnert er sich. Und dann ging’s tatsächlich los für den gebürtigen Krefelder. Immer nebenbei, den Wunsch, das Ganze hauptberuflich zu machen, hat’s nie wirklich gegeben. „Na klar, als Jugendlicher denkst du, dass du groß rauskommst. Aber das war ganz schnell vorbei“, erinnert er sich. Zumal er auch die Realtität sah, in der sich Musiker häufig bewegen. „Wenn du dein Haus davon abbezahlen oder zumindest den Kühlschrank davon füllen musst, merkst du, wie schwer das ist.“ So habe er immer das gute Gefühl: „Ich muss es nicht“.

Dennoch schritt seine persönliche Karriere fort. Mit 18 oder 19 spielte er „Schlagerfuzzi-Kram“, anschließend gab er den Discjockey. Um dann wieder mit der Klampfe unterwegs zu sein. Zum Beispiel bei Reepen’s in St. Tönis. „Stefan Reepen hatte mich angesprochen, ich bin mit meinem Duo ,augenblick’ da aufgetreten“, erinnert er sich. Und irgendwann stand dann der St. Töniser Harry Klupsch vor ihm.

„Das war der von den ,Generals’, das waren meine Helden gewesen“, blickt er zurück. Ebenso war das für ihn, als er Musiker von „Feedback“, „Jet Black“ und „idea“ traf — allesamt frühere Idole. Dennoch hatte Küntges von seiner Orientierung her seinen Weg gefunden: Es muss die akkustische Gitarre sein. Die Liebe zu diesem Instrument entdeckte er vor über 20 Jahren, als er „morgentau“ kennenlernte. „Deshalb habe ich keine Elektrische mehr“, sagt er. Bei „morgentau“ spielte er dann auch das eine oder andere Mal mit, bis jetzt aber noch nie beim beim St. Töniser Abend „Rock am Rathaus“.

Der momentane Trend, der zu Singern/Songwritern geht, findet er klasse, das kann er auch mit dem aktuellen Duo „augenblick“ bedienen. „Da ist Uwe Fischer, der ist unglaublich gut. Das ist schon fast gnädig, dass er mich mitspielen lässt“, erklärt Küntges. Womit wir bei einer weiteren seiner Stärken wären: Der Mann ist das, was man eine Rampensau nennt. Er singt gut, sucht immer den Kontakt zum Publikum. „Am Ende wollen wir doch einen schönen Abend zusammen gehabt haben“, erklärt er. Und genießt, wenn es so richtig schön abgeht. Etwa bei Konzerten mit Harry Klupsch.

So sehr er die Altvorderen wie Elvis und Co. schätzt, so sehr hat er verschiedene deutsche Tugenden, die von den Veranstalter besonders geschätzt werden. „Ich bin pünktlich, korrekt und auf den Kunden bedacht. Und wenn ich sage, dass ich vier Sets spiele mit jeweils 15 Minuten Pause dazwischen, dann mache ich das so“, erklärt er. Das sei dann auch für die Veranstalter eine verlässliche Info. Hier gibt’s also nix mit Rock ’n’ Roll wie man ihn von Bands aus den 60er kennt, für die eine Stunde Verspätung keine Rolle spielte.

Die Frage nach dem größten Musiker aller Zeiten — muss man die stellen? Nicht wirklich — siehe den Anfang des Artikels. Aber: „Eddie Cochran war auch ein Riese.“ Spricht’s und lacht.

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