Der Greifer ist das Herzstück

Schränke voller Medikamente gehören in der Adler- Apotheke in Anrath der Vergangenheit an. Ein Automat ist der Herrscher über 18 000 Packungen mit Tabletten und Co.

Anrath. Mit einem leisen Surren fährt der Metallarm zur Seite und stoppt. Der Greifer schiebt sich ans Regal heran und hält Sekunden später eine Medikamentenpackung zwischen seinen Zangen. Mit dieser geht es zum Ende des rund sechs Meter langen und zwei Meter breiten geschlossenem System in der Anrather Adler-Apotheke. Die viereckige Öffnung im oberen Bereich der hinteren Wand ist das Ziel.

Der Greifer ist das Herzstück
Foto: Friedhelm Reimann

Die Packung fällt auf ein Laufband, das wiederrum an einer Schnecke endet. Mit einem leisen Rauschen geht es durch die Windungen nach unten, um in einer der beiden Ausgabestation hinter den sogenannten Handverkaufstischen im Kundenbereich der Apotheke zu landen.

„Der Greifer ist das Herzstück“, bemerkt Barbara Müller, die zum gerade angekommenen Medikament greift und es vor dem Kunden auf die Theke legt. Der Gang zum hohen, ausziehbaren Apothekerschrank gehört in der Adler-Apotheke der Vergangenheit an. Hier sorgt der Medikamentenautomat für die Ausgabe. Und nicht nur das. Der Hightech-Automat sortiert auch die Medikamente ein.

Anne Lipgen steht am Terminal mit Bildschirm und Tastatur, neben sich einen gelben Kunststoffkorb, in dem sich diverse Schachteln mit Medikamenten befinden. „Wir können zwischen einer manuellen und einer völlig automatischen Lagerung wählen“, informiert Müller. Bei der automatischen Variante macht der Automat alles ganz alleine, die Medikamente müssen lediglich in ein Fach gegeben werden. Bei der manuellen Eingabe tippt Lipgen die Pharmazentralnummer sowie das Verfallsdatum des Medikaments per Tastatur in den Rechner ein und lässt die Packung vom Automaten per Lichtschranke vermessen, bevor der Greifer in den Einsatz geht und einsortiert.

„Der Medikamentenautomat sortiert nach Platzbedarf. Er lagert dreifach hintereinander. Das Medikament mit dem jüngsten Verfallsdatum kommt jeweils nach vorne. Er optimiert sich dabei selber. Es ist eine enorme Arbeitserleichterung. Wir würden hier allerdings nichts finden“, bemerkt die Apothekerin und schaut dem Greifer durch das Sichtfenster über dem Terminal einen kleinen Moment bei der Arbeit zu. Immerhin sind es über 18 000 Packungen, die in dem in sich geschlossenen System gelagert werden.

Aber nicht nur der Medikamentenautomat bestimmt das Leben hinter den Kulissen der Adler-Apotheke. An den PCs sitzen die Mitarbeiter, geben Bestellungen auf, verbuchen Ware und überprüfen an einem eigens dafür eingerichteten Rechner die eingehenden Mails und WhatsApps. „Wir bieten einen neuen Service an. Unsere Kunden können ihr Rezept einfach abfotografieren und uns zuschicken. Wir bearbeiten den Eingang und informieren, wenn alles zur Abholung bereit steht“, berichtet Müller. Alltag in einer Apotheke. Der Kunde bringt danach einfach nur noch sein Rezept mit, wenn er seine fertig vorbereitete Bestellung abholt.

Modernste Technik und Kommunikation sind in allen Bereichen anzutreffen. Das gilt auch für das Labor. Mit Abzug, digitalen Waagen, Wasserbad, Rührgerät, Trockenschrank und weiteren Gerätschaften erinnert es an einen bestens ausgestatteten Chemieraum. „Jede Substanz, die wir hier verarbeiten, überprüfen wir auf ihre Identität“, informiert Müller, während die Pharmazeutisch-technische-Assistentin Sandra Jung gerade mit der Herstellung einer Salbe beschäftigt ist.

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