Dem Charme des Morbiden ist der Fotograf mehr als einmal erlegen

Der Künstler Manfred Küsters zeigt in der Anrather Galerie JK 34 Fotografien mit einer besonderen Liebe zum versteckten Detail.

Dem Charme des Morbiden ist der Fotograf mehr als einmal erlegen
Foto: Reimann

Anrath. Manfred Küsters ist Maler und Fotograf. Zurzeit stellt er in der Galerie „JK 34“, was so viel bedeutet wie „Jakob-Krebs-Straße 34“, aus. Der Oedter, der der Tönisvorster Künstlergruppe „Facette“ angehört, zeigt in der Galerie von Klaus Schlebusch ausschließlich Fotografien.

Als Fotograf reizt den 62-Jährigen das Detail, das der Betrachter nicht immer einem Ganzen zuordnen kann. Oft ist es das Unscheinbare, das Manfred Küsters in den Fokus rückt. Ach ja: Grafische Muster üben ebenfalls eine besondere Anziehungskraft auf ihn aus.

Was in der Anrather Galerie zu sehen ist, kann fast durchweg als Fotokunst bezeichnet werden. Da ist zum Beispiel ein Bühnenfoto. Alles um die Sängerin herum ist schwarz — das Gesicht der Frau, ihre Hand und das blaue Mikrofonkabel stechen aus dem tiefen Dunkel hervor.

Dem Charme des Morbiden war Manfred Küsters augenscheinlich mehr als einmal erlegen. Diese Fotografien wirken besonders reizvoll. Da ist zum Beispiel ein herrlich altmodisches Badezimmer mit einer Wanne auf „Füßen“ und überall scheint der Putz zu bröckeln. Es scheint sich um ein Abbruchhaus zu handeln, der Künstler macht keine näheren Angaben. Abbruch- statt Aufbruchstimmung — die Fotos wirken vielleicht ungewollt so, als würden sie auch dokumentarischen Wert haben. Auch der 50er-Jahre-Mercedes — nach Angaben des Fotografen mittlerweile von seinen Besitzern aus dem Dornröschenschlaf erweckt — fällt in die Kategorie „alt, aber reizvoll“.

Manfred Küsters experimentiert gerne. Was bei der Kombination von Langzeit- und Doppelbelichtung herauskommt, ist ebenfalls zu sehen. Küsters spricht von „gestischer Fotografie“. Die allermeisten Bilder bearbeitet der 62-Jährige am PC. Es sind vor allem Fotos von kleinerem beziehungsweise mittlerem Format, die in der Galerie zu sehen sind. Auch die Furchen auf einem Acker sind Manfred Küsters als Motiv nicht zu banal.

Besonders kunstvoll wirken die Bilder unter der Überschrift „Lichtspuren“, bei denen die Farbe Grün dominiert. Hier fällt es besonders schwer als Betrachter zu beurteilen, was dem Fotokünstler denn da vor die Linse geraten ist. Egal, das Ergebnis wirkt auf jeden Fall interessant.

Einige wenige Fotos, wie ein kleines Rosenbild, fallen aus dem Rahmen: Sie sind für die Augen der Betrachter gedacht, die es lieber konventionell mögen. Was man jedem einzelnen Foto anmerkt: Manfred Küsters macht das Fotografieren wahnsinnig Spaß und er sucht sich immer neue Herausforderungen — das macht die Ausstellung so interessant. Sie ist bis zum 25. März zu sehen — dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr. rudi

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