CDU-Mitgliederversammlung: „Wir sind in der CDU — und nicht im Krieg“

Reichlich schmutzige Wäsche gewaschen wurde auf der Mitgliederversammlung im Mertenshof.

Tönisvorst. War das nun das reinigende Gewitter, auf das alle gewartet hatten? Nach der Mitgliederversammlung der CDU am Dienstag spricht einiges für diese Sichtweise. Es war ein denkwürdiger Abend, der da im Mertenshof über die Bühne ging.

Noch bevor der scheidende Parteichef Jörg Geulmann über die Entlastung des alten Vorstandes abstimmen lassen wollte, forderte Peter Joppen vehement eine Aussprache. Joppen, der selbst zum Ziel einer anwaltlichen Attacke des früheren Fraktions-Chefs Horst von Brechan geworden war, wollte Aufklärung: Was war aus den Vorschlägen geworden, auf die sich der Parteivorstand im Vorfeld doch so mühsam geeinigt hatte?

Es war, als habe Jörg Geulmann den Ball gerne aufgenommen. In einer bei ihm ungekannten Schärfe griff er an, geißelte, dass Schatzmeisterin Anja Müller letztlich doch als Vorsitzende zurückgezogen hatte. „Sie wäre meine Wunschkandidatin gewesen“, sagte Geulmann. Und auch wenn er’s nicht aussprach, die Kritik ging in Richtung Stadtratsfraktion.

Die hatte sich im Vorfeld auch positioniert und um die stellvertretende Bürgermeisterin Christiane Tille-Gander eine Vorstandsmannschaft formiert, die offenbar bereit war, das Ruder zu übernehmen. Nach Geulmanns Vortrag war davon keine Rede mehr, es gab keinen Gegenkandidaten zu Michael Höhn.

Der zeigte sich durchaus geschickt. Mit der Erklärung, dass er die Wahl annehme, verband er den Hinweis, er habe Wunschkandidaten und würde es gerne sehen, wenn denn diese mit ihm gewählt würden. Was ja auch so geschah. Dennoch war die schmutzige Wäsche noch nicht „durch“. Einen furiosen Auftritt legt Alt-Bürgermeister Albert Schwarz hin. „Es ist gut, dass ein so junger Mensch den Vorsitz übernehmen will“, sagte er. Richtung Gesamtpartei: „Es darf so nicht weitergehen.“ Richtung Fraktion: „Die Stadtratsfraktion ist der Dienstleister der Partei. Ich weiß: Das kann man mit Helmut (gemeint ist Fraktions-Chef Helmut Drüggen; Anm. d. Red.) machen.“ Mit wem man das nicht machen konnte, ließ Schwarz offen.

Den Weg in die schwierige Diskussion hatten vorab bereits die Gastredner gewiesen. „Lassen Sie uns miteinander reden, nicht übereinander“, forderte Bürgermeister Thomas Goßen. Bundestagsmann Uwe Schummer wurde noch deutlicher. „Ähnlich wie in Willich brauchen wir nicht nur ein Nachtflugverbot, sondern ein Nacht-Mailverbot.“

Selbst Außenstehende konnten ahnen, wie oftmals die partei-interne Kommunikation läuft. Schummer wurde noch drastischer. Die Art, wie vorgegangen worden sei, „ist Stasi-Methode“. „Wir sind in der CDU, nicht im Krieg.“ Wie ein Turm in dieser Schlacht präsentierte sich der CDU-Kreisgeschäftsführer Hans-Josef (Jacky) Kampe. Flexibel, schlagfertig und mit Humor hielt er die Zügel fest im Griff.

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