Tönisvorst CDU: Ein Neuer auf schwierigem Posten

Alexander Decher führt die Tönisvorster CDU. Bei der künftigen Arbeit setzt er vor allem auf Teamwork.

Tönisvorst: CDU: Ein Neuer auf schwierigem Posten
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Seit ein paar Wochen ist er im Amt als Parteichef, seine erste wichtige Rede hielt er auf dem Neujahrsempfang der CDU am Montagabend: Alexander Decher hat Platz auf dem Chefsessel eines Verbandes genommen, der als einer der schwierigen im Kreis Viersen gilt. Im Gespräch mit der WZ sprach er über Ziele, Positionen und Erwartungen, die in ihn gesetzt werden.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl — oder muss man sagen: Beileid?

Alexander Decher: Das ist sicherlich eine Herausforderung, weil wir schon einige Leute erlebt haben. Aber jetzt sind wir auf dem richtigen Weg.

Wie sehen Sie die Tönisvorster CDU aufgestellt?

Decher: Formal ganz klar in der Dreiteilung: Partei, Fraktion und Bürgermeister. Auch wenn das so beim Bürger nicht wahrgenommen wird. Deshalb müssen wir ja gerade abgestimmt aufeinander reagieren. In einem freien Dialog.

Wie wollen Sie die Partei in Zukunft führen?

Decher: Ich sehe mich eher als Kapitän des Teams denn als alleinherrschender Vorsitzender. Wir können nur im Team vorwärtskommen. Ich halte viel von arbeitsteiliger Prozessgliederung was die Vorstandsarbeit betrifft und die Aufgabenverteilung auf die Schultern vieler. Hier muss ich mich auch bei allen bedanken, die das jetzt schon mittragen.

Diese Aussagen klingen mit jedem Vorsitzenden sehr ähnlich. Viele waren dennoch eher blasse Figuren. Warum soll das jetzt mit Ihnen klappen?

Decher: Klar, ich bin innerhalb der CDU noch nicht so lange dabei. Aber immerhin konnte ich durch mein Handeln so weit überzeugen, dass ich für diese Position vorgeschlagen wurde. Generell: Für mich zählt mehr die Tat und die Handlung, als das gesagte Wort.

Werden Sie jetzt in Ihrer Funktion als Ratsmitglied auch mehr Einfluss nehmen?

Decher: Nein. Ich halte es für wichtig, die Ämter zu trennen. Die Partei hat die Aufgabe des Vordenkens. Die Fraktion muss real Politik gestalten. Gerade daher ist ein abgestimmtes Agieren enorm wichtig. Als Parteivorsitzender bin ich ja sowieso im Fraktionsvorstand eingebunden.

Eine absolute Mehrheit haben Sie im Stadtrat nicht. Mit welcher anderen Partei würden Sie zuerst reden?

Decher: Das würde ich vom Thema abhängig machen. Grundsätzlich würde ich keinen ausschließen.

Sie gehörten zu den acht Stimmen gegen die Steuererhöhungen. Alleine fünf kamen aus der Union. Sind Sie eine interne Opposition?

Decher: Nein, ich bin nicht der Wortführer. Jedes Ratsmitglied hat für sich entschieden. Eine Fraktion in der Größe der CDU muss das aushalten können. Im Übrigen sehe ich ein drohendes Haushaltssicherungskonzept nicht als ein solches Schreckgespenst, wie es immer dargestellt wird.

Zurück zur Partei. Sehen wir jetzt mit Ihnen und dem neuen Team eine Wachablösung? Und wenn ja, wie wollen Sie in Zukunft den „Sack Flöhe“ in Gestalt der CDU hüten?

Decher: Viele sagen ja schon, dass es eine neue Form der Zusammenarbeit gibt. Wir versuchen ja auch, die unterschiedlichen Vereinigungen der CDU stärker einzubinden. Wir müssen auf jeden Fall nach außen hin eine Wahrnehmung ändern: Nämlich die, dass wir sowieso das tun, was wir wollen. Das hat auch mit der Transparenz zu tun, die wir immer fordern.

Welche Aktionen und Vorhaben stehen auf der Agenda?

Decher: Wir planen derzeit die Ausbildungsoffensive 2016. Da haben wir in den letzten Jahren tolle Rückmeldungen bekommen. Dann steht die 70-Jahr-Feier der CDU an. Hinzu kommen die Beteiligungen an den Festen und Märkten. Tönisvorst soll lebens- und liebenswert bleiben. Das muss das Ziel sein.

Wollen Sie auch die Außendarstellung der Partei verändern? Stichwort: Soziale Medien.

Decher: Das haben wir schon intensiv diskutiert. Die sozialen Medien brauchen News, Blogs und Inhalte. So etwas wie Facebook benötigt jede Menge Zeit und Kapazität, was eine große Herausforderung darstellt. Besonders am Wochenende.

Nochmal zu den Sparanstrengungen: Da soll es in den anstehenden Gesprächen keine Tabus geben. Heißt das, dass Schwimmbad und Bücherei auf der Streichliste stehen?

Decher: Da stehen sie ja kontinuierlich. Wir werden auch über diese Themen reden müssen.

Wenn es klare Einsparungen brächte — würden Sie das Bad schließen?

Decher: Bei klaren Einsparungen ja. Aber so einfach ist es nicht. Das Schwimmbad ist eines der wenigen Angebote, die wir zum Beispiel Familien machen. Aber wir können über ein neues Betreiberkonzept nachdenken. Und eines muss man auch mal sagen: Der Haushalt ist nicht desaströs.

Müssen Sie auch ein verstärktes Augenmerk auf die ältere Generation legen?

Decher: Klar, es gibt die Schlagworte vom demografischen Wandel, Gesundheitssystem und der Inklusion. Davon sind viele Ältere betroffen.

Zum Schluss: Wie wollen wir die vielen Flüchtlinge integrieren?

Decher: Mit ganz klaren staatlichen Vorgaben muss das intensiv gefördert werden. Aber das braucht auch integrationswillige Menschen. Jeder Einzelne muss seine Chancen für sich erkennen, um Teil unserer Gesellschaft zu werden. Das gilt gerade im Wirtschaftssystem. Die kulturelle Eigenständigkeit soll ja erhalten bleiben.

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