Bürgerbefragung für St. Tönis im Gespräch

Das LVR-Amt für Denkmalpflege setzt sich dafür ein, den Ortskern zu schützen.

Bürgerbefragung für St. Tönis im Gespräch
Foto: Brinkmann

St. Tönis. Am Kirchplatz und am Pastorswall wurde in letzter Zeit viel gebaut. Die Ausschachtungsarbeiten haben die Archäologen auf den Plan gerufen. Denn „Pastorswall“, „Alter Graben“ und „Ringstraße“ sind allein vom Namen her bereits Hinweise auf mittelalterliche Befestigungsanlagen rund um den alten Ort, heute Ortskern von St. Tönis.

Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege hält die Situation für so interessant, dass es im April einen Antrag auf Unterschutzstellung des Bodens rund um den Kirchplatz bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Tönisvorst gestellt hat. Dabei geht es den Fachleuten des LVR nicht primär ums Ausgraben. „Schützen geht vor Ausgraben“, sagt ein Sprecher des Hauses. Eine Tiefgarage an diesem zentralen Ort der Stadt sollte vermieden werden, wenn es nach den Bodendenkmalschützern geht.

Beigeordnete Nicole Waßen bestätigt den Antragseingang. Zuerst mussten die betroffenen Flurstücke herausgesucht und aufgelistet werden. Jetzt geht es um die Beteiligung der Bürger. In diesem Monat werden die Haushalte, die im fraglichen Gebiet wohnen, über das Ansinnen informiert. Einen Monat haben die Bürger dann Zeit, sich bei der Stadt zu informieren und eine Stellungnahme abzugeben. Wenn der Antrag beschlossen wird, dürfen Teilbereiche nicht mehr bebaut werden — und da, wo der Boden aufgerissen wird, müssen archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Die Kosten trägt der Grundstückseigentümer.

Bodendenkmäler sind Zeugnisse der Geschichte, die im Gegensatz zu Baudenkmälern meist nicht sichtbar sind. Es handelt sich um Bestattungsplätze oder Kultorte, aber auch um untergegangene Siedlungen, Befestigungsanlagen oder Handelsplätze. Ihre Relikte lassen aufgrund der Bodenschichten oder von Funden Rückschlüsse auf die Geschichte und Lebensweise der Vorfahren zu. Am besten sind Bodendenkmäler geschützt, wenn sie unangetastet im Boden verbleiben können. Sprechen jedoch übergeordnete Interessen dagegen, so ist eine Sondierung und/oder Ausgrabung von einer sachkundigen Grabungsfirma durchzuführen.

Ab 1607 begannen die Vorfahren damit, St. Tönis mit Wall und Graben besser zu schützen. Denn im Truchsessischen Krieg wurde St. Tönis sehr in Mitleidenschaft gezogen. Von den Befestigungsanlagen ist so gut wie nichts mehr erhalten. Ein Erdwall ist nur noch in Resten sichtbar. hb

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