Angst vor Kreuzfahrten?

Die Reaktionen in den Reisebüros sind unterschiedlich. Die meisten Kunden vertrauen aber auf ihre Veranstalter.

Willich/Tönisvorst. Das Unglück des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio hat viele Menschen aufgeschreckt und schockiert. Zumal dann, wenn sie bereits Erfahrungen mit Kreuzfahrten gemacht oder eine solche mal als Urlaubs-Alternative ins Auge gefasst hatten. Wie sind die Reaktionen in den heimischen Reisebüros? Die WZ hat sich umgehört.

„Hier hat es keinerlei ängstliche Nachfragen gegeben“, sagt Michaela Jaster vom Reisebüro Kreuzstraße in Willich. Ihre Kunden seien aufgeklärt. „Gestern ist noch einer ins Geschäft gekommen und hat gesagt, dass er sich auf eine Kreuzfahrt freut, die er gerade gebucht hat.“ Sie, aber auch ihre Kundschaft, sähen in der Hauptsache ein Versagen des Kapitäns der Costa Concordia.

Aber auch die Reederei Costa habe sich nicht mit Ruhm bekleckert. „Dass ein Sprecher über fallende Aktienkurse lamentiert, kann doch nicht wahr sein.“ Würde die Fachfrau dennoch weiter Costa buchen? Jaster gibt sich diplomatisch: „Diese Reederei gehört nicht zu den bevorzugten Kreuzfahrtgesellschaften meiner Kunden.“

Keinerlei negative Reaktion verzeichnet Brigitte Thiel vom Vorster Reisebüro. Im Gegenteil: „Erst gestern war ein Kunde hier, der eine Kreuzfahrt gebucht hat“, berichtet sie. „Unsere Kunden sehen das Unglück als alleiniges Verschulden des Kapitäns“ — so begründet Thiel die Gelassenheit ihrer Kunden. Für die nächsten Termine um Ostern und in den Sommerferien gebe es bisher keine Bedenken beziehungsweise Stornierungen.

Olaf Krüger vom „Haus der Reise“ in Schiefbahn verzeichnet allenfalls verhaltene Reaktionen. Wie auch seine Vorster Kollegin erklärt er: „Erstaunlicherweise haben wir viele Neubuchungen in den letzten Tagen“. Krüger jedoch verzeichnet unter den aktuellen Buchungen von Kreuzfahrten keine weiteren Reisen bei der Reederei Costa.

Eher gegenteilige Reaktionen auf das Unglück vermerkt Ahmad Abuhamzeh, der in seinem Reisebüro in Krefeld eine ganze Reihe von Kunden aus St. Tönis betreut. „Ich hatte von Anfang an besorgte Anrufe meiner Kunden“, erzählt Abuhamzeh. Obwohl die Beweislage für ein Versagen des Kapitäns spreche, bleibe ihm nur die Möglichkeit, seine Kunden zu beruhigen.

Derzeit habe er keine neuen Buchungen von Kreuzfahrten. Er habe sogar die Werbung für diese Reisen aus dem Fenster genommen. Allerdings habe niemand eine gebuchte Kreuzfahrt storniert.

„In ein paar Wochen ist das Thema aus den Medien und die Leute vergessen das Unglück“, betont er. Bis dahin jedoch gingen die Leute „auf Nummer sicher“ und flögen in ein Urlaubsgebiet — so die Erfahrung des Experten.

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