Am Ende bleibt ein Rest von Traurigkeit

Die Österreicherin Chris Pichler schlüpfte bei den Schlossfestspielen perfekt in die Rolle von Romy Schneider.

Am Ende bleibt ein Rest von Traurigkeit
Foto: Friedhelm Reimann

Neersen. Am Montagabend war Romy Schneider zu Gast im Neersener Ratssaal: Natürlich nicht die echte Romy, die ist ja seit 36 Jahren tot. Aber die österreichische Schauspielerin Chris Pichler verkörperte die Schauspiel-Legende perfekt.

Wie im Zeitraffer lief das Leben der „Sissi“ vor den Augen der Zuschauer ab. Und sehr früh wurde dabei deutlich, dass es für sie kein Happy-end geben würde. Zur Last einer Person, die permanent schutzlos der sensationsgierigen Öffentlichkeit ausgesetzt ist, kamen schwere Schicksalsschläge wie der Tod ihres Sohnes und drei gescheiterte Ehen. Es tat weh, Romy Schneider als Wrack zu sehen - eine Rolle, die Chris Pichler gnadenlos gut spielte.

Jung, schön, ein bisschen selbstverliebt, aber auch sehr unsicher und ein wenig naiv: So wirkte die junge Romy Schneider. Immer war sie darauf bedacht, es allen recht zu machen, allen zu gefallen. Schon als 17-Jährige schien eine schwere Last auf ihr zu ruhen. Das alles brachte die 49-jährige Österreicherin perfekt rüber.

Neben ihren schauspielerischen Fähigkeiten schaffte sie dies mit ihrer extrem wandelbaren Stimme. So sehr konnte sich die Gemütslage von Romy Schneider gar nicht ändern, als dass sie sich stimmlich nicht darauf hätte einstellen können.

In heiteren Momenten dehnte sie die Wörter, aus der Sprache wurde ein leichter Singsang. Die Schauspielerei sei für sie „wie ein Gift, an das man sich gewöhnt und das man trotzdem verwünscht“. Als Gift erwiesen sich auch die Männer, ohne die sie aber nicht leben konnte. Drei Scheidungen nagten an Romy Schneider und mit den Männern war zumeist auch das Geld weg.

Was die Schauspielerin zusätzlich belastete: Mit der Sissi-Rolle hatte sie sich nie identifizieren können. „Ich bin ja so müde“, ließ Chris Pichler „ihre“ Romy immer wieder sagen — heute würden Ärzte wohl ein Burnout-Syndrom diagnostizieren.

Die „Scheiß-Presse“ nervte, sie musste gegen die Kilos kämpfen, nach Phasen der Aggressivität kam urplötzlich Melancholie auf. Später, mit einem Glas Rotwein, wirkte Romy schon ziemlich kaputt. Ein stummer Schrei war das Ausrufezeichen einer Verzweifelten. „Ich bin eine kaputte Frau und das mit 43 Jahren“, hörte das Publikum.

Aufkommende Einsamkeit war die Sollbruchstelle ihres Lebens. Chris Pichler schrieb als Romy Schneider als letztes ihr Testament — dann war Schluss, und das aus gutem Grund: Schließlich wurde nie geklärt, ob die berühmte Schauspielerin Selbstmord begangen hatte.

Nach knapp zwei Stunden, in denen Pichler vor allem für Beklommenheit gesorgt hatte, dankten ihr die Zuschauer die tolle Leistung mit Stehenden Ovationen. Aber ein Rest von Traurigkeit blieb.

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