Tönisvorst Abschied von Günter Scheuer

Der ehemalige Stadtdirektor von Tönisvorst ist im Alter von 76 Jahren gestorben.

Tönisvorst: Abschied von Günter Scheuer
Foto: WZ-Archiv

Tönisvorst. Im Mai 2011 stand die Ankündigung seines lokalpolitischen Adieus in der WZ: „FDP-Mann Günter Scheuer verabschiedet sich von der politischen Bühne. Im Tönisvorster Rathaus will der Liberale künftig nur noch Kultur, aber keine Politik mehr machen.“ Einige Monate vor seinem 70. Geburtstag sagte der Stadtdirektor a. D. (1990 — 99), auch er wolle — parallel zur damaligen personellen und programmatischen Erneuerung seiner Bundespartei — einen Beitrag dazu leisten. Im Juni 2011 legte der Jurist Scheuer schließlich sein Mandat nieder und verließ den Tönisvorster Stadtrat.

17 Jahre hatte er mit Verve Politik gemacht und Verwaltung gemanagt, 13 Jahre als hauptamtlicher Beigeordneter und Stadtdirektor. Damals sagte Scheuer, dieser politische Rückzug sei „ein Schritt für die Partei, keine Kritik an ihr“.

Vor einigen Tagen hat Günter Scheuer die Lebensbühne verlassen. Er starb am 26. Februar im Alter von 76 Jahren. Er hinterlässt seine Familie — Ehefrau Christel, mit der er seit 1969 verheiratet war, drei Kinder und fünf Enkel.

Tönisvorst: Abschied von Günter Scheuer
Foto: WZ-Archiv

Persönlich sei seine Wahl zum Stadtdirektor sein größter politischer Erfolg gewesen, sagte Scheuer vor sieben Jahren im Interview. Sie kam damals überraschend, denn da sich die Ratsparteien auf keinen Kandidaten klar verständigen konnten, musste dann das Los entscheiden.

Günter Scheuer war einer, der stets auf Mark und Pfennig, Euro und Cent schaute: „Diese Flut von Ausgaben an allen Ecken und Kanten, das kann ich kaum ertragen.“ Auch ein Zitat von 2011. „Er war immer ein guter, sparsamer Verwaltungsmann“, blickt ganz aktuell Albert Schwarz auf den ehemaligen Stadtdirektor zurück. Schwarz war zu dessen aktiver Zeit ehrenamtlicher Bürgermeister. Als er 1999 hauptamtlicher Bürgermeister wurde, war die Amtszeit des Stadtdirektors vorbei.

Nach seiner Verwaltungskarriere hatte Scheuer wieder in seinem alten Beruf als Rechtsanwalt gearbeitet. Überregional erregte er als Jurist 2003 Aufsehen. Denn vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erreichte Scheuer für die UWT ein Urteil, wonach eine Listenverbindung für die politischen Ausschüsse nicht rechtens ist. Damals hatten sich CDU, SPD, Grüne und FDP zusammengetan und so dafür gesorgt, dass die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWT) trotz fast 16 Prozent Stimmenanteils nur einen Sitz in den Ausschüssen bekam. „Das war für ihn ein großer Triumph“, so Schwarz.

2008 machte Scheuer bundesweit durch eine Stellenanzeige auf die Tönisvorster FDP aufmerksam: Die Liberalen suchten — und fanden — damals per Annonce einen Kandidaten für den Bürgermeister-Wahlkampf in der Stadt.

Viele Wege führten Scheuer auch in den Folgejahren in das Gebäude an der Hochstraße, als Vorsitzender des Vereins „Kultur im Rathaus“. Er hatte die erfolgreiche Reihe mit insgesamt 46 Kleinkunst-Veranstaltungen zwischen 2005 und Mai 2013 ins Leben gerufen. Die Auflösung des Vereins war für ihn bitter: Ein Ratsbeschluss beendete die Nutzung des Ratssaals für Kulturveranstaltungen und neue Förderrichtlinien der Sparkassenstiftung empfand er als nachteilig für die kleineren Kulturvereine.

Sein Herz gehörte nicht nur der Kultur sondern auch dem Sport, dem Fußball. Im Stadtgeflüster veröffentlichte die WZ einmal ein Foto Scheuers mit Lucien Favre, dem damaligen Trainer von Borussia Mönchengladbach.

Wer in aller Stille Abschied von Günter Scheuer nehmen möchte: Das Seelenamt wird gehalten von Ludwig Kamm am Donnerstag, 8. März, 9.15 Uhr, in der St. Töniser Pfarrkirche St. Cornelius. „Ich werde als eine Art Messdiener dabei sein“, verrät Albert Schwarz. Die Urnenbeisetzung findet auf Wunsch des Verstorbenen zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis statt.

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