60 Jahre unfallfrei unterwegs

Kunibert Schmitz aus Vorst war ein Vielfahrer, unterwegs ohne Sünder-Punkt.

Vorst. Das muss ihm erst mal einer nachmachen: Seit 60 Jahren fährt Kunibert Schmitz unfallfrei Auto und hatte noch nie Punkte in Flensburg. In seiner Zeit als Handelsvertreter war der gebürtige St. Töniser bis zu 50 000 Kilometer pro Jahr auf Achse, heute fährt er nur noch kleine Strecken.

„Ich bin vorausschauend und sicher unterwegs. Alte Leute sind sehr wohl in der Lage, sicher Auto zu fahren“, sagt der 80-Jährige.

Nach dem Abitur, das er am Krefelder Arndt-Gymnasium ablegte, begann Schmitz eine Lehre zum Textilkaufmann. Als 20-Jähriger machte er den Führerschein, und das „mit nur zwei Fahrstunden“. Geübt hatte er mit dem Hanomag-Pkw seines Vaters Wilhelm - das Steckschloss war mittwochs, dem Wagen-Waschtag, fix überlistet. Schmitz: „Es war selbstverständlich, dass ich Autofahren lernen wollte“.

Mit dem „Lappen“ in der Tasche fuhr er zuerst einen Lambretta-Motorroller, womit Schmitz alle paar Wochen von seiner Arbeitsstelle in Zülpich zu seinen Eltern nach St. Tönis fuhr.

Zu seinem Job gehörte das Schreiben der Vertreterabrechnungen, die für die Strumpffabrik die Kollektionen in den Handel brachten. „Die verdienten ordentlich und hatten immer das neuste Automodell“, stellte Schmitz fest. Folgerichtig machte er sich als Handelsvertreter selbstständig, fuhr zuerst einen gebrauchten VW Käfer.

Das Geschäft mit den nahtlosen Damenstrümpfen brummte, es folgten Ford Taunus, Opel Rekord und ein roter Mercedes 190 Diesel. Danach stieg Schmitz auf die Schwedenmarke Volvo um, der er bis heute treu geblieben ist. „1973 habe ich den Taxischein gemacht“, sagt der Vorster. Damit war er vom autofreien Sonntag während der Ölkrise befreit, er chauffierte zwei, drei Jahre lang an den Wochenenden Leute von A nach B. „Irgendwo musste das Geld ja herkommen“, sagt er über die Zeit, als die goldenen Vertreterjahre vorbei waren.

Mit Schrecken erinnert er sich an den Tag, als ihm in einem Autobahnkreuz ein Geisterfahrer entgegen kam: „Da habe ich gerade noch so die Kurve gekriegt.“

Viele vor allem lustige Geschichten hat Schmitz über sein Autofahrerleben zu erzählen — und kann die Meinung nicht verstehen, dass „die Alten“ den Führerschein abgeben sollen. „Im Gegenteil: Der Jugend fehlt die Übersicht, die fahren doch leichtsinnig!“

Die Urkunde der Deutschen Verkehrswacht zu 60 Jahren unfallfreier Fahrt bestätigt Schmitz seine „verkehrssichere“ Fahrweise und nennt den „Wunsch auf weitere vorbildliche Verkehrsteilnahme“. Statt der 60 ist aber die Zahl 50 darauf zu lesen — ein Indiz dafür, wie selten dieses tolle Jubiläum ist.

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