Wohnen: Alle unter einem Dach

Alternativ leben im häuslichen Umfeld: Ein Kempener Projekt will sich dafür stark machen. Innerhalb von fünf Jahren soll gebaut werden.

Kempen. Über Jahrhunderte entwickelten sich entsprechend den Bedürfnissen der Menschen immer wieder Lebens- und Wohnformen. Bauernhof, Kloster, Wohngemeinschaft, die Großfamilie - die Art und Weise des Zusammenlebens wandelt sich. Der Kempener Verein "Besser gemeinsam wohnen" strebt nun eine neue Form des generationenübergreifenden Wohnens an. "Ich möchte später mit anderen zusammenleben", ist der Wunsch von Ute Schmitz schon vor 20 Jahren gewesen. "Früher haben mich die Leute ausgelacht", erinnert sich die erste Vorsitzende des Vereins. Die gesellschaftliche Entwicklung habe sie inzwischen eingeholt: Alte Menschen wohnen abgekapselt alleine, allein Erziehende oder junge Familien hängen zwischen Kind und Beruf. Der Austausch zwischen den Generationen, die gegenseitige Hilfe, wie sie früher die Großfamilie bot, existiert nicht mehr. Genau da setzt das Wohn-Projekt "Besser gemeinsam wohnen" an: Alle Generationen sollen sich unter einem Dach zusammenfinden. Schmitz wünscht sich eine gegenseitige Hilfe und ein Austausch der künftigen Bewohner, kurze Wege und einen achtsamen Umgang miteinander. Die Alten geben den Jungen beispielsweise Nachhilfe, die Jungen erklären den Alten die Nutzung des Internets. "Es ist aber keine Wohngemeinschaft", betont Schmitz. Jeder werde seine eigene Türe bekommen. "Das Verhältnis von Nähe und Distanz muss in so einem Projekt gewährt bleiben." Aber Gemeinschafträume und Begegnungsmöglichkeiten seien Teil des Konzeptes. Die Basis müsse vorab ein Kennenlernen der potenziellen Beteiligten sein. Die Idee und das Konzept des Zusammenlebens soll diese Gruppe dann entwickeln. "Es muss nicht in zwei, drei Jahren realisiert werden", meint Schmitz. Aber innerhalb von fünf Jahren sollen die Bewohner einziehen. "Es steht und fällt damit, ob wir ein geeignetes Grundstück finden", sagt Schmitz. Das ideale Grundstück liegt in Innenstadtnähe. "Wir haben uns die weißen Flecken auf der Karte angeschaut." Dennoch sei es schwer, im näheren Umkreis des Zentrums ein passendes Grundstück für einen Neubau zu finden. Aus der Erfahrung anderer Generationen-Projekte wissen sie, dass eine wirtschaftliche Umsetzung mindestens 16 Wohneinheiten benötige. "Ideal wären 20", meint Mitstreiterin Heidi Grochtmann. Als Option biete sich deswegen auch die Entkernung eines vorhandenen Gebäudes an. Eine Voraussetzung für das Projekt bilden flexible Grundrisse, um sich den Bedürfnissen der Bewohner anzupassen. Neben dem Bau stehe die Finanzierung noch offen. Sowohl ein Bauträger, Eigenkapitaleinsatz, Mietbasis oder eine Genossenschaft seien mögliche Formen. "Es ist kein Projekt für Privilegierte", so Schmitz. Alle sind eingeladen, sich über das Vorhaben zu informieren und daran teilzunehmen. DER KENDELHOF Frauen bauen: Der Kempener Verein ist 1998 gegründet worden. Kendelhof: Der Kendelhof im St.Huberter Neubaugebiet Velbuschpfad ist von diesem Verein 2002-2004 entwickelt worden. Wohnen: Das stattliche Haus mit großem Spielplatz, Rad-Anlage, Gemeinschaftsraum etc. hat 22 Mietwohnungen, barrierefrei und behindertengerecht. Hierin leben 60 Personen, vom Baby bis zur 80-Jährigen.

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