Von-Broichhausen-Stift: Speisesaal wird geschlossen

Die Bewohner essen künftig in den Zimmern und auf den Stationen.

Kempen. Der Speisesaal des Alten- und Pflegeheims von-Broichhausen-Stift wird geschlossen. Mitte, Ende Oktober soll es so weit sein, sagt Heimleiter Claus Keultjes auf WZ-Anfrage. Die hauseigene Küche werde mit der im Krankenhaus zusammengelegt. Für die Bewohner bedeutet das in Zukunft ausschließlich Essen auf dem Zimmer oder in kleineren Gruppen auf den Stationen. "Die Cafeteria bleibt", sagt der Heimleiter. Veranstaltungen finden wie gewohnt im Saal statt.

Die Einrichtung besteht aus vier Wohnbereichen mit jeweils zwei Etagen. Pro Etage sollen zwei Esszimmer entstehen. Mit vier Wärmewagen soll das Essen auf die Stationen gebracht werden. "Das ist ein kleines Buffet auf Rädern", beschreibt Keultjes. Die Wagen können sowohl wärmen als auch kühlen.

"Das Angebot bleibt das gleiche", versichert er. Reduziert werde nicht. Im Gegenteil. Wo sich die Bewohner vorher auf ein Essen festlegen mussten, können sie laut Keultjes nun spontan zwischen zwei Mittags-Mahlzeiten wählen und auch kombinieren oder Nachschlag verlangen. "Die Gemeinschaft bleibt erhalten", sagt er. Gewachsene Tischgemeinschaften sollen keinesfalls auseinander gerissen werden.

Für Bewohner Paul Wefers bedeutet die Schließung des Speisesaals den Verlust eines wichtigen Treffpunkts. "Dagegen protestiere ich", sagt der 82-Jährige der WZ. Es gehe nicht nur ums Essen. "Der Speisesaal ist auch ein wichtiger Versammlungsort", sagt Wefers, "der Mittelpunkt zwischen den beiden Häusern". Angelika Thiel-Hedderich, Vorsitzende des Fördervereins, hält zu Wefers. "Ich bin gegen die Schließung des Speisesaals", sagt sie. Der tägliche Treffpunkt sei Motivation gewesen, nach unten zu gehen, sich vielleicht ein wenig zurecht zu machen.

Keultjes hält dem entgegen, dass lediglich etwa 25 der 145 Bewohner das Mittags-Angebot im Speisesaal wahrnehmen - morgens und abends noch weniger. Die restlichen hätten so oder so auf der Station gegessen. Zu Probe-Essen auf den Stationen habe er positive Rückmeldungen bekommen.

Wefers räumt ein: Das neue Prinzip der Wahl sei "ganz gut". Doch er sieht noch andere Probleme: In den kleineren Esszimmern könne es schnell eng werden, da viele Bewohner mit Rollstuhl oder Rollator unterwegs sind. Er hat einen Verbesserungsvorschlag, für den er Unterschriften sammelt. Man könne doch mit den Wärmewagen auch Gerichte in den Speisesaal bringen und so den Bewohnern die Wahl lassen, wo sie essen möchten. Laut Wefers haben sich 20 Bewohner dafür ausgesprochen.

Keultjens kennt den Vorschlag und hält ihn für nicht realisierbar. Für die zusätzliche Versorgung des Speisesaals müsste ein fünfter Wagen angeschafft werden. Das sei zu teuer. Außerdem müsste das Personal zum Tische decken und wieder abräumen für die Essensausgabe aufgestockt werden. Mit der angedachten Lösung bleibe der Aufwand gleich. Ferner seien die Bewohner zum Essen nicht an ihre Stationen gebunden - sie könnten zum Beispiel eine andere Gruppe besuchen. Der Speisesaal werde nicht aus Kostengründen geschlossen, sagt der Heimleiter. Schließlich sei die anschaffung der Wärmewagen teuer gewesen. "Wir sparen damit kein Geld."

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