Von alten Läden und „neuem“ Franzosen

Spurensuche anhand von Anzeigen hat der Heimatverein Grefrath betrieben. Und: Franzuse Hüske hat wieder geöffnet.

Von alten Läden und „neuem“ Franzosen
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Der Heimatverein Grefrath hat in der Festschrift der St. Antonius Schützenbruderschaft 1628 Grefrath und in der Festschrift aus dem Jahr 1928 geblättert. „Dabei wurden einige interessante Ergebnisse über die Geschäfte in Grefrath und über die Konsumgewohnheiten in der Zeit vor fast 100 Jahren zutage gefördert“, schreibt Volker Delschen vom Vorstand. Das Ergebnis der Fleißarbeit des früheren Vorsitzenden Herbert Küsters hat der Verein dem Flüsterer zur Verfügung gestellt.

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Foto: rei

Zunächst listet der Heimatverein Grefrath drei Bäckereien auf, die vor 90 Jahren mit Anzeigen in der Schützen-Festschrift für ihre Produkte warben und heute nicht mehr existieren: die Bäckerei Rensing, die im Jahr 1928 schon seit 59 Jahren existiert hat, die Dampfbäckerei Sax, Neustraße 419, und Hermann Verheggen, Oststraße 400. Rensing hatte unter anderem Moppen unter seinem Backwerk. Laut Mundartwörterbuch von Herbert Ackermann, so der Heimatverein, waren das „Lebkuchen oder Lebkuchengebäck in großen, durch Rillen abgeteilten Fladen“. Sax hatte angeblich „1a Qualität zu billigsten Preisen“. Und Verheggen durfte in Grefrath als einziger das Silta-Sauerbrot backen.

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Foto: rei

Einzelhandelsgeschäfte hießen damals Kolonialwarenläden. Davon sind vier in der Liste des Heimatvereins aufgeführt. Heinrich Borgs, Umstraße 63, warb vor allem für seine Tabakwaren und nennt sich selbstbewusst „die beste Bezugsquelle, auch für den verwöhnten Raucher“. Am Markt 273 war die Firma Monsau ansässig, die für erstklassige Zigarren zehn bis 15 Pfennige verlangte. Und Mathias Janssen von der Neustraße 401 hatte neben Kolonial- und Tabakwaren auch „Heringe und 1a Rollmöpse“.

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Foto: Heimatverein Grefrath/Repros: Friedhelm Reimann

In einer Anzeige in der Schützenfestschrift von 1928 empfiehlt das Festlokal Hotel Gartz „Fernruf 9“ am Markt seinen Tanzsaal, den schattigen Garten sowie das Gesellschaftszimmer mit Klavier. Ein Klavier hatten auch das Café-Restaurant Heinrich Wolters und die Restauration von Johann Mündges. Johannes Allen an der Lobbericher Straße verband Restaurant mit Schuhgeschäft. „Gute Butterbrote und gute Biere“ versprach die Restauration Wilhelm Kempges am Markt. Mit einem Wein- und einem Bierball wollte das Hotel Zum Kaisersaal der Geschwister Reiners Schützenbesucher in ihr Haus locken.

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Foto: Kurt Lübke

Bekleidungsgeschäfte gab es 1928 einige in Grefrath — anders als heute. Maßschneiderei war ein Markenzeichen von Heinrich Schommer, der sein Geschäft am Markt 375 hatte. Sportwesten und Pullover zur Bekleidung von Herren, Damen und Kindern, bewirbt Wilhelm Daniels von der Hochstraße 180. „Alle Wäsche für Damen in großer Auswahl zu billigen Preisen“, versprach Heinrich Peeters von der Vinkrather Straße 366 und Jakob Evers, gleiche Straße und Nr. 318 fertigte „elegante Damen- und Herren-Garderoben“.

Schicke Kleidung bedarf ebenso schicker Schuhe. Geschäfte dafür gab es 1928 ebenfalls mehrere in Grefrath. Neben dem bereits erwähnten Johannes Allen bot Johannes Dorndorf Schuhwerk an — darunter auch Maßarbeit und Reparaturen. Große Auswahl versprach das Schuhhaus Johannes Int-Veen neben der Post.

Witwe Johann Stammel von der Hochstraße 186 verkaufte Hosenträger sowie Reit- und Fahrgeschirre und ließ Sofas, Matratzen sowie Sessel anfertigen oder polstern. Vom Einmachglas über den Gasherd bis zum Closett gab es bei Josef Thürlings vieles für den täglichen Bedarf. Johannes Borgs von der Hochstraße hat 1928 in der Festschrift der St. Antonius Schützenbruderschaft 1628 ebenfalls inseriert. Sein Geschäft waren Radioanlagen aber auch die Verlegung von Gas und- Wasserleitungen.

Zurück in die Gegenwart: Er ist wieder, der wohl bekannteste Franzose Grefraths. Er prangt nun nicht mehr an der direkt Fassade des Franzuse Hüske an der Mülhausener Straße 1, sondern wurde in auf eine Plexiglasscheibe aufgebracht. „Aber es sieht so aus, als ob er auf die Wand gemalt ist“, freut sich Pächter Reiner Wolff. Und lobt: „ Trotz Tradition und historischem Charme haben die Eigentümer Barbara Mäurers- Ellerwald und Ruth Riquier in den vergangenen sechs Monaten das Gasthaus mit viel Liebe zum Detail saniert und modernisiert.“ Dazu gehörte auch die Barrierefreiheit im ganzen Objekt.

Zuvor hatten Reiner Wolff und seine Frau Heidemarie im Pura Vida Bistro an der Ecke Schaphauser Straße/An der Plüschweberei einen Mittagstisch angeboten. Diesen gibt es ab sofort auch im Franzuse Hüske. „Wir haben im Sommer an sieben Tagen pro Woche geöffnet. Von montags bis donnerstags wird es den Mittagstisch von 12 bis 14 Uhr geben. Freitags bis sonntags haben wir auch abends ab 17 Uhr geöffnet.“ Im Moment — dem Wetter geschuldet - heißt das Thema für den August: Barbeque. „In unserer Qutdoor-Küche wird live gegrillt.“

„Sehnsucht nach. . . Mutter-Land und Vater-Sprache“ — unter diesem Titel zeigen zehn Künstler, die zur Hälfte hier geboren, zur anderen Hälfte in anderen Kulturkreisen aufgewachsen sind, ihre Werke im Niederrheinischen Freilichtmuseum, Am Freilichtmuseum 1. Die Künstlergruppe „Art.together“ präsentiert gemeinsam, einzeln und paarweise ihre Gedanken zum Thema Heimat aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Neben verschiedenen Techniken und Herangehensweisen zeigen sie neben den entstandenen Werken auch ihre Gedanken in Form von Skizzen-Tagebüchern. Wer mehr über die Kunstwerke und die Gruppe, erfahren möchte, kann an einer kostenlosen Künstlerführung teilnehmen. Diese findet am Sonntag, 19. August, statt. Es ist nur der Museumseintritt zu zahlen.

niederrheinisches- freilichtmuseum.de

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