Ungewohnte Klänge überzeugen Schüler

Das Flex Ensemble bot gestern ein Klassik-Seminar im Kempener Thomaeum an.

Ungewohnte Klänge überzeugen Schüler
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Sichtlich erleichtert kann David Nethen um 8.25 Uhr in der vollbesetzten Aula des Thomaeums verkünden: „Sie sind nur noch fünf Kilometer entfernt!“ Das Flex-Ensemble steckte gestern im Stau auf seinem Weg von Düsseldorf nach Kempen. Um 8 Uhr sollte für die rund 150 Schüler der neunten bis zwölften Klassen von Thomaeum und LvD die Begegnung mit „ernster“ Musik und Musikprofis beginnen. „Es geht uns um Kunst vor Ort und auch darum, das Image von verstaubter klassischer Musik los zu werden“, sagt Stefan Lindner, Musiklehrer am LvD.

Zirka 25 Gymnasiasten hatten am Donnerstagabend, gut durch den Unterricht vorbereitet, das Konzert des Ensembles in der Paterskirche besucht. Das in Hannover ansässige Quartett mit Kana Sugimura (Violine), Anna Szulc-Kapala (Viola), Martha Bijlsma (Violoncello) und Endri Nini (Klavier) hat es sich auf die Fahne geschrieben, Kinder und Jugendliche an klassische wie zeitgenössische Musik heranzuführen.

Verspätet, aber dafür klassisch romantisch stimmen die drei Musikerinnen und der Mann am Klavier die Schüler mit dem Adagio, einem Frühwerk von Felix Mendelssohn Bartholdy, ein. Dann übernimmt die Cellistin die Moderation und erläutert das Projekt „Chanson des Ensembles“. Dafür hat man fünf Komponisten beauftragt, jeweils ein französisches Lied neu zu interpretieren, in ihre musikalische Sprache zu übersetzen. Vom Laptop lässt Nethen das Original erklingen und das Ensemble spielt anschließend die wortlose Variation des beauftragten Komponisten.

Ungewohnte Klänge werden den Instrumenten entlockt: Da berührt man die Saiten der Streichinstrumente mit dem Holz des Bogens oder der Pianist greift in die Saiten des Flügels. Auf kreative Weisen produzieren sie die Klänge, die mal mehr, mal weniger Assoziationen an das Original erlauben.

„Fandet ihr das gut? Schön gemacht?“, fragt die Moderatorin. Nach dem zweiten Stück wagt das Publikum eine leise, aber deutliche Zustimmung zu geben. Über diese Musik zu sprechen, scheint nicht leicht zu sein.

Nach dem Gesprächskonzert können die Schüler und Lehrer dem Ensemble Fragen stellen. Nethen, der für die Koordination des musischen künstlerischen und literarischen Schwerpunktes am Thomaeum zuständig ist, und den anderen Musiklehrern der beiden Schulen geht es mit dieser Veranstaltung schließlich darum, zukünftige Konzertbesucher zu generieren, aber auch Perspektiven für Berufswege aufzuzeigen.

Die erste Frage aus dem Publikum ist konsumentenorientiert: „Kann man ihre Musik irgendwo kaufen?“ Dann interessiert, wie man zusammengefunden habe. Und der Pianist erzählt, dass er für eine Prüfung ein begleitendes Ensemble gebraucht habe. So fanden sich die vier Musiker und spielen seitdem zusammen.

„Ich habe die Idee gehabt, Geld damit zu verdienen. Hat aber nicht geklappt“, plaudert die Cellistin aus dem Nähkästchen. Die Bratschenspielerin fügt hinzu: „80 Prozent der Musiker gehen in Orchester; eine feste Stelle bringt regelmäßig Geld.“

Für Paul (16 Jahre) ist die finanzielle Situation der Musiker nicht überraschend: „Dass man nicht reich wird mit so einem Ensemble, weiß man ja.“ Der Teenager lobt die „alternative Verwendung der Instrumente interessant, das sieht man nicht in den konservativen Konzerten“. Anna (17) sagt: „Schön, dass sie uns immer was dazu erzählt und auch die Originalstücke vorgestellt haben.“ Beide geben der Veranstaltung die Note „Sehr gut“.

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