Theater in Kempen: Verrückt vor Liebe

30 Thomaeer spielen Romeo und Julia. Ihre einfallsreiche Inszenierung zeigt, wie aktuell Shakespeare auch heute noch ist.

Kempen. Romeo und Julia sind beim Theater am Thomaeum wirklich "Crazy in Love". Immerhin müssen sie sich über den jahrhundertealten Streit ihrer Familien hinweg setzen. Obwohl eigentlich keiner mehr so genau weiß, warum man sich denn streitet. Dass der alte Stoff von William Shakespeare immer noch aktuell sein kann, bewiesen die rund 30 Darsteller der Theater-Arbeitsgemeinschaft bei der Premiere.

Kurzerhand übernahmen die Schüler für ihre Inszenierung unter der Leitung von Brigitte Nienhaus und Aniela Tenhaef das klassische Stück in die heutige Zeit.

Die Liebesbeziehung der beiden wird von Fernsehmoderatoren und einer immer wieder auftauchenden Reporterin aufgenommen und kommentiert. Auch Therapeutinnen kommen zu Wort. Durch geschickt eingesetzte Musik, Licht und nicht zuletzt sehr gute Choreographie von Tanz- und Kampfszenen erhält das Stück Dynamik.

Manche Szene aus Shakespeares ursprünglichem Stück fällt dem zum Opfer, was dem anwesenden "Boss", gespielt von Englischlehrer Udo Schieferstein, wohl nicht immer gefällt. Gibt er doch häufig Zwischenkommentare - auf Englisch natürlich. Was beim Publikum voraussetzt, dass es die Grundzüge des Stückes kennt.

Da sich die Theater-AG ständig vergrößert, mussten rund 30Schüler eine Rolle im Stück finden. Aber auch dafür fiel den Regisseurinnen und der Theaterpädagogin Verena Meyer, die mit den Schülern den Stoff in einem Workshop erarbeitete, etwas ein.

So werden Julias Gedanken von vier Schauspielerinnen (Gaby Feniuk, Mara Kessler, Franka Novotny, Franziska Nowacki) dargestellt, gibt es einen Poeten (Anne Bünen) und Hippie (Johanna Frickel, die auch die Reporterin darstellt), die Verkäuferin Lolita (Theresa Heußen) und die Dealerin Easy (Mona Liedtke), die der Geschichte den Rahmen geben.

Einzig Romeo (Nils Kretschmer) und Julia (Sara Niemeyer) halten sich an den klassischen Text. Besonders dadurch wird die Einzigartigkeit ihrer Liebe inmitten des Streits der Familien und des Fernsehrummels um das prominente Paar unterstrichen. Sie wollen nichts anderes als sich und ihre Liebe leben. Da mischt sich Alt mit Neu in wohltuender spannender und zuweilen auch sehr humoriger Weise.

Das Bühnenbild ist sparsam, aber gut durchdacht und dadurch immer wieder vielfältig einsetzbar. Die Bühnendekoration erarbeitete die Klasse 9n3 gemeinsam mit Kunstlehrerin Petra Wacker. Auch hier ist weniger mehr. Symbolhafte, zurück genommene Elemente wie Hocker, ein Engel, die Parkbank unter der Laterne.

Julias Familie trägt stets rote Kleidung, die von Romeo gewandet sich in Blau. Das Liebespaar hingegen entledigt sich dieser Farben, wechselt zum unschuldigen Weiß. In weißen Kleidern gehen sie gemeinsam in den Tod - ihre Art, dem Familienzwist zu entgehen.

Nächstes Theater am Thomaeum ist das Stück "Ich bin Ich". Dabei handelt es sich um eine Produktion des Literaturkurses der Jahrgangsstufe 12 zum Thema Identität. Premiere: Mittwoch 15. Mai um 20 Uhr.

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