Theater-Anekdoten munter präsentiert

Heinz-Hermann Hoff griff bei den Schlossfestspielen auf seinen großen Schatz an Erfahrungen und Begegnungen zurück.

Theater-Anekdoten munter präsentiert
Foto: Friedhelm Reimann

Neersen. „Theater — Theater“: Heinz-Hermann Hoff sang diese zwei Wörter, als er in den Ratssaal trat, um sein Programm, dessen Titel mit dem bekannten Song von Katja Ebstein identisch ist, zu präsentieren. Dass ein Theatermann im fortgeschrittenen Alter einiges zu erzählen hat, sollte nicht überraschen.

„Theater — Theater“ hat autobiografische Elemente, aber Hoff hat sich nicht so ernst genommen, um den ganzen Abend um seine Person kreisen zu lassen. Eines vorab: „Theater - Theater“ ist auch das Regie-Debut für die 28-jährige Karrie Becker. Ein gelungenes Debut. Das Publikum wusste vor allem die kleinen Anekdoten zu schätzen. Wie die von der resoluten Wirtin, für die es nicht in Frage kam, Schauspieler in ihrem Hotel aufzunehmen.

Die Theaterwelt ist überraschend klein: Unter dieser Überschrift erzählte Heinz-Hermann-Hoff von Menschen, die ihm an den unterschiedlichsten Spielstätten begegnet sind und die später Intendant (oder Intendantin) der Neersener Schlossfestspiele werden sollten. Neidhardt Nordmann (1935 bis 2009) kam posthum nicht als Tierfreund rüber: Hoff erinnerte sich an seinen Plan, die einäugige Katze, die in Neersen bei den Abendvorstellungen immer wie selbstverständlich einen Bühnenauftritt hinlegte und die Lacher auf ihrer Seite hatte, in ein Tierheim zu geben. Stattdessen wurde der Stubentiger vor einer Vorstellung mit Leckereien gelockt und zwei Stunden lang eingesperrt.

Schauspieler — das ist ein Beruf, für den man brennen muss. Heinz-Hermann Hoff verriet, dass man diesen Beruf nicht ergreift, sondern von ihm ergriffen wird. Er war vom Schauspiel-Virus durch die Studentenbühne infiziert worden, hatte auf „Heilung“ gehofft, seine akademische Karriere dann aber doch aufgegeben. „Mein erstes Engagement hatte ich 1970 bei den Westfälischen Kammerspielen“, erfuhr das Publikum.

Verpasste und verpatzte Auftritte wurden geschildert, Größen wie Karl Valentin zitiert: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ „Theater — Theater“ strapaziert die Lachmuskeln nicht extrem, führt aber zu einem Dauergrinsen und auch Bildungsbürger dürften sich nicht unterfordert fühlen — zumal es nicht um ein plattes Pleiten-, Pech- und Pannen-Potpourri ging.

Der Schauspieler beleuchtete nicht nur Ereignisse der jüngeren Vergangenheit: Hoff entführte sein interessiertes Publikum auch in das 18. Jahrhundert, als wackere Schauspieler spontan ein Extra-Honorar forderten — und auch bekamen - , bevor sie sich ihrer Rolle gemäß ertränken ließen. Gegen weitere Bezahlung wurde diese Szene auch gerne wiederholt. Ob solch’ Schlitzohrigkeit zum schlechten Image des Schauspieler-Berufs geführt hat? Immerhin hieß es einst: „Holt die Wäsche rein, die Schauspieler kommen.“ Image hin, Image her — eines wurde mehr als deutlich: Heinz-Hermann Hoff hat die Entscheidung gegen einen „gewöhnlichen“ Beruf nie bereut.

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