Analyse Tecklenburg aus Straelen zeigt Interesse an der Kempener Burg

Das Unternehmen des „Baulöwen“ Hermann Tecklenburg bekundet ein „generelles Interesse“ am Wahrzeichen. Es gab schon eine Ortsbesichtigung.

Analyse: Tecklenburg aus Straelen zeigt Interesse an der Kempener Burg
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die Kempener Politik wird sich in knapp vier Wochen endgültig entscheiden, ob die Stadt die Burg vom Kreis Viersen übernehmen soll. Parallel zu den politischen Beratungen darüber, ob sich Kempen dieses Projekt im zweistelligen Millionenbereich (Umbau für Standesamt, VHS und Gastronomie) leisten kann, wird hinter den Kulissen schon heftig diskutiert, welcher Investor für einen Kauf der Burg infrage kommt — sollte die Stadt nicht selbst einsteigen wollen. Schließlich gilt der Verzicht der Stadt mit Blick auf die hohen Kosten als wahrscheinlich (lesen Sie dazu auch den Artikel unten auf dieser Seite).

Analyse: Tecklenburg aus Straelen zeigt Interesse an der Kempener Burg
Foto: Kurt Lübke

Aus dem Umfeld der Kreisverwaltung ist zu hören, dass es in der Tat einen Investor gibt, der ein konkretes Interesse an der Burg hat. Verschiedene Experten aus der Immobilienbranche sehen das im Gespräch mit der WZ ähnlich und verweisen auf ein Unternehmen aus Straelen. Da liegt es nahe, dass es sich dabei um die bekannte Firma von Hermann Tecklenburg handelt. „Ja, ein generelles Interesse besteht“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens auf Anfrage der Redaktion. Tecklenburg könne sich vorstellen, sich an der Umgestaltung der Burg zu beteiligen.

Wie diese Umgestaltung seitens des Baukonzerns aussehen könnte, sei aber noch nicht klar. „Konkrete Überlegungen gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht“, lautet die Antwort aus Straelen. Immerhin gab es aber schon einen gemeinsamen Ortstermin mit Vertretern von Tecklenburg und des Kreises Viersen. Die Firma bestätigt dieses Treffen im Rahmen der sogenannten Machbarkeitsstudie, die der Kreis 2015 in Auftrag gegeben hatte.

Damals wurden potenzielle Investoren kontaktiert. 50 Rückläufer und Interessenten hatte es insgesamt in dem Verfahren, das vom Dortmunder Büro Assmann durchgeführt wurde, gegeben. Neun davon blieben nach fünf Ortsterminen übrig, die „ein gewisses Interesse“ an der Burg bekundet hätten, wie Bürgermeister Volker Rübo es im Juni 2016 ausdrückte. Vier der Unternehmen kamen „aus der Region“, je zwei aus dem Raum Aachen und dem Raum Düsseldorf und einer aus dem Bergischen Land. Auf Anfrage bestätigte Tecklenburg nun, dass man im Zuge der Studie ein „grundsätzliches Interesse geäußert“ habe.

Bekannt ist die Firma Tecklenburg im Kreis Viersen durch mehrere Projekte. In Kempen hat sie zuletzt das Eckhaus Spülwall/Thomasstraße aufwendig saniert. In dem Denkmal befinden sich nun exklusive Eigentumswohnungen und im Erdgeschoss die Kanzlei eines Anwalts. Das Projekt mit dem Titel „Campunni“ befindet sich an der Thomasstraße 21 — gleich gegenüber der Burg, die die Adresse Thomasstraße 20 hat. „Meine Heimatstadt Straelen ist schön, aber Kempen ist schöner. Vom Einzelhandel über Ausgeh-Möglichkeiten und Schulen befindet sich hier alles in Reichweite“, sagte Hermann Tecklenburg anlässlich des Richtfestes an der Thomasstraße im Februar 2014. Bürgermeister Rübo lobte damals die Zusammenarbeit mit der Straelener Firma: „Es ist eine gute Kooperation zwischen der Stadt und Ihnen.“

Sollte sich Tecklenburg in Sachen Burg engagieren, wird der gerne als „Baulöwe“ bezeichnete Unternehmer auf ein bekanntes Gesicht aus Tönisvorst treffen. Kempens neuer Technischer Beigeordneter Marcus Beyer, der noch Fachbereichsleiter der Stadt Tönisvorst ist, hat in der Nachbarstadt bereits Erfahrungen mit Tecklenburg gemacht. Beim Projekt „Ahl Scholl“ in der St. Töniser Innenstadt sind ebenfalls exklusive Eigentumswohnungen entstanden.

Erfahrungen mit aufwendigen Umgestaltungen von denkmalgeschützten Gebäuden hat die Firma von Hermann Tecklenburg nach eigenen Angaben reichlich. Auf der Homepage sind drei entsprechende Referenzen zu finden. 2008 wurde das Hotel Westend in Bad Neuenahr saniert, 2007 das Kloster Geistingen in Hennef und 2005 ein Gebäude auf dem Areal der ehemaligen Reitzensteinkaserne in Wesel. In allen drei Fällen wurden in den Gebäuden Eigentumswohnungen errichtet, die auf den ersten Blick nichts für den kleinen Geldbeutel sind.

Für Spekulationen dieser Art mit Blick auf die Kempener Burg ist es ohne Frage noch zu früh, weil Tecklenburg zwar ein Kandidat, aber sicher noch nicht der ausgemachte Investor ist. Es ist aber in der Branche kein Geheimnis, dass das Geschäft mit exklusiven Eigentumswohnungen die meiste Rendite abwirft. Es dürfte also spannend werden, wie die Interessen eines Investors — wie auch immer dieser heißen mag — mit denen der Stadt, die Burg mehr für die Bürger zu öffnen, zusammenzubringen sind.

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