Kempen Straßenmusiker: Geteilte Meinung in Kempen

Nicht jeder ist von Instrumentenklang und Gesang in der Altstadt begeistert — vor allem nicht an Feiertagen. Andere Stimmen loben dagegen das „Flair wie im Süden“.

Kempen: Straßenmusiker: Geteilte Meinung in Kempen
Foto: Kurt Lübke

Störende Straßenmusik an Heiligabend? So geschehen im vergangenen Jahr. Das jedenfalls berichtet eine Kempenerin bei der „Redaktion vor Ort“. Die Anwohnerin der Engerstraße hat normalerweise keine Probleme damit, ihren Namen in der Zeitung zu lesen. Diesmal aber bittet sie um Anonymität. Der Grund: Sie sei schon von Straßenmusikanten bedroht worden, auch den „Stinkefinger“ habe man ihr gezeigt. Die Kempenerin ruft nicht nur das Ordnungsamt, sie geht auch selbst auf die Musiker zu, um sich zu beschweren. Gegen 30 Minuten pro Tag würde sie nichts sagen. Aber eine stundenlange Beschallung des heimischen Wohnzimmers ist ihr zuviel. Weihnachten etwa hätten fünf Männer von 10 bis 14.30 Uhr gespielt. „Und an Silvester genau das Gleiche.“ Fronleichnam wäre es „ein Mann am rollenden Klavier“ gewesen.

Kempen: Straßenmusiker: Geteilte Meinung in Kempen
Foto: Klingen

Was halten Sie von den Musikern in der Altstadt? Das wollte die WZ am Freitag von den Passanten auf und am Buttermarkt wissen. Auch Mails gingen dazu in der Redaktion ein, darunter die von Barbara Kreutz: „Ich empfinde das als Belästigung, wenn man zum Beispiel in der Eisdiele sitzt und während dieser Zeit (30 Minuten) diese Musik hören muss.“ Sie empfindet es als „sehr unangenehm“. Dann bleibe sie lieber zu Hause. „Das sind doch keine ,Musiker’ - das sind Bettler, nur auf eine andere Art und Weise“, schreibt Werner Stapelkamp. Und ein „Michael“ meint: „Sie stören und nerven.“

Auf der Facebook-Seite der WZ wird ebenfalls viel zum Thema gepostet. „Ich finde die Musiker sehr aufdringlich. Im vergangenen Jahr sind sie nach ihrem Konzert noch mit dem Hut herum gegangen und haben Gäste der Gastronomie auf dem Buttermarkt belästigt“, schreibt eine Userin. Die Dauerbeschallung wecke selbst „im friedfertigsten Menschen Aggressionen“, lautet ein weiterer Post. Und: „Echt nervig“, versehen mit einem entsprechenden Emoji.

Doch die Open-air-Musikanten in der Altstadt haben auch Fans, wie sich gestern Vormittag zeigte. So kann Karin Petzhold-Dorff nicht nachvollziehen, warum sich über die Musiker auf dem Buttermarkt aufgeregt werde. „Ich finde es sehr schön, wenn sie dort spielen. Das erzeugt ein Flair wie im Urlaub im Süden“, sagt sie. Da die Musiker nicht bis in den späten Abend hinein spielten, hätte sie auch kein Problem mit der Lautstärke. Einen Kritikpunkt hat Petzhold-Dorff aber doch: „Wenn die Musiker rundgehen, um zu kassieren, finde ich das nicht so gut.“

Ihn störe die Musik nicht, er finde sie schön, sagt Rudi Pfennings. „Mit Musik geht alles besser.“ Eine Passantin regt sich im Vorbeigehen über die „Meckerer“ auf. „Wenn der Hahn kräht, wenn der Frosch quakt - immer regen sich die Leute auf“, sagt sie. Dagegen bleibe sie sogar stehen, um die Musik in Ruhe zu genießen.

Wolfgang Kaufmann kann mit den Klängen auf dem Buttermarkt dagegen nur wenig anfangen. „Ich bezahle nur für Musik, die ich hören möchte - dort spielen sie aber immer nur dasselbe.“

Gisela Schröder hört genau hin. „Teilweise finde ich es gut“, sagt sie. Aber wenn die Musik vom Band komme, entstehe eher eine Art „Brei“. Im Grunde stehe Schröder der Straßenmusik aber positiv gegenüber. Schließlich sei Musik „etwas Schönes“. Ihr seien jedoch zwei Musikanten bekannt, die immer die gleichen alten „Hits“ spielen würden. Das sei dann Geschmackssache.

„Wenn sie nicht mit dem Hut rumgehen, finde ich es okay“, sagt Rita Büskens. Wenn ihr die Musik gefalle, würde sie auch Geld geben. Dass einige Straßenmusiker aber an die Tische der Cafés kommen, empfinde sie als aufdringlich und störend.

Kurt Brandt wohnt nicht in Kempen, besucht die Altstadt aber gerne — auch wenn Straßenmusik auf dem Buttermarkt zu hören ist. „Als Kempener hätte ich nichts dagegen“, sagt er. Die Musiker sollten aber Rücksicht auf die Gäste der Gastronomien nehmen. „Wenn sie einen Hut hinstellen ist es gut, aber wenn sie rumgehen ist das eine Belästigung der Gäste“, sagt Brandt.

Ingrid Ropertz gefällt die Musik, wenn sie eine gewisse Qualität besitzt. „Es hört sich gut an, wenn sie richtig gespielt und nicht so laut ist“, sagt die Kempenerin.

Symptomatisch für das Für und Wider ist die geteilte Meinung eines Paares, das zur Redaktion vor Ort gekommen ist. Sie sagt: „Es gehört dazu.“ Er schränkt ein: „Aber manchmal ist es zu laut.“

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