Stoffparadies für Näherinnen im Eisstadion

An 90 Ständen wurde in Grefrath Gewebtes mit und ohne Motive angeboten.

Stoffparadies für Näherinnen im Eisstadion
Foto: Lübke

Grefrath. Der niederländische „Stoffencircus“ ist eine Attraktion für alle, die noch selbst zu Nadel und Faden greifen, anstatt Konfektionskleidung zu erwerben. Die erste Veranstaltung im Grefrather Eisstadion im vergangenen Jahr war ein voller Erfolg. Gestern gab es eine Neuauflage. Als exakt um 11 Uhr die Türen geöffnet wurden, warteten bereits rund 150 Besucher auf Einlass. Die Auswahl war enorm groß, die Händler durchweg sehr freundlich.

Erstaunlich, wie viel junges Publikum da war, junge Familien mit Kinderwagen, schwangere Frauen: Sie alle ziehen es offenbar vor, sich an die Nähmaschine zu setzen, anstatt bei den Textildiscountern für kleines Geld einzukaufen. „Bärbel, guck mal hier“: Martita Vanderfuhr aus Grefrath war bereits nach fünf Minuten zum ersten Mal fündig geworden. Stolz präsentierte sie Bärbel Pollmanns eine pinkfarbene Kuscheldecke mit Katzen drauf. „Diesen Stoff muss ich nur einfassen, und schon habe ich eine schöne Decke für Katzen, die im Haus ,Notfelle Kunterbunt’ in Heinsberg untergebracht sind“, freute sich die Grefratherin.

Die Auswahl an Stoffen und Mustern war fast schon erdrückend groß, bunte Motive dominierten. Melanie Roosen aus Nettetal wollte einfach mal gucken. Ihr erster Eindruck: „Sehr schöne Stoffe — und das Gewusel hier ist größer, als ich gedacht hätte.“ Die 37-Jährige kann übrigens nähen. Johan von Veghel aus dem niederländischen Son verbreitete gute Laune. Er drängte potenzielle Kundinnen nicht, seine Devise lautete: „Immer die Ruhe bewahren, der Einkauf hier muss Spaß machen.“ Er bot ein enormes Kontrastprogramm von Wachstischtüchern, die er nach Kundenwunsch zuschnitt bis hin zu Spitzendecken.

Erik Wouters vom Veranstalter hatte sich etwas Neues einfallen lassen: Wer wollte, konnte direkt am Eingang für fünf Euro ein Couponheft erwerben, um Rabatte zu erzielen. Sein Mitarbeiter Groeneveld zeigte sich mit der Resonanz mehr als zufrieden: „Knapp drei Dutzend Händler haben im Eisstadion 90 Stände aufgebaut.“ Die meisten kamen aus den Niederlanden. Die Stände bildeten ein kunterbuntes Bild, das dank der vielen Besucher alles andere als ein „Stillleben“ war.

Im Trend lagen unter anderem Stoffe mit Fotodrucken wie dem Straßenkreuzer aus den 50er Jahren vor der Kulisse vom Verfall bedrohter kubanischer Villen. Der Stoff mit den großen Leuchttürmen war wie geschaffen, um daraus ein Badehandtuch für den Nordseeurlaub zu machen. Erstaunlich: Viele Männer begleiteten ihre Frauen, gaben sich schon ein wenig gelangweilt, gaben aber, wenn sie danach gefragt wurden, ihr Urteil zum von der Frau ins Auge gefassten Stoff ab. „Uwe, schau’ mal bitte!“ Ein kurzes Okay und schon war der gelbe Stoff mit dem asiatisch anmutenden Motiv gekauft. Es gab schlichte Jeansstoffe, aber auch Paillettenstoffe am laufenden Meter, aus denen geschickte Näherinnen ein Kleid für den nächsten Bauchtanzkurs schneidern konnten. Möbelstoffe rundeten das Angebot ab.

Natürlich gab es alles, was man zum Nähen sonst noch so braucht: eine Riesenauswahl an Nähgarnen. „Danke und viel Glück damit“ — die Händler vermittelten den Eindruck, ihnen mache ihr Job Spaß. Viele von ihnen werden wohl wieder mit von der Partie sein, wenn am 16. September der „Stoffencircus“ erneut nach Gref-rath kommen wird.

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