Kempen Ständig neue Herausforderungen

Mechthild Radtke ist die neue Schulleiterin an der Gemeinschaftsgrundschule St.Hubert. Für den Unterricht selbst bleibt wenig Zeit. Ihre Hauptaufgabe ist die Verwaltungsarbeit.

Kempen: Ständig neue Herausforderungen
Foto: Basil

Kempen/St.Hubert. „Es ist eine Entlastung nötig. Das Schulleiterleben ist heute sehr rechtlich geprägt“, sagt Kempens Schuldezernent Michael Klee. Er spricht damit genau die Situation an, in der sich Mechthild Radtke befindet, die er gestern als neue Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule St. Hubert vorstellte. Sie bestätigt seine Aussage. „Ich unterrichte derzeit nur noch sieben Wochenstunden Mathematik in einer vierten Klasse“, sagt sie. Den Rest ihrer Arbeitszeit verbringt sie mit Verwaltungstätigkeiten. Die Stelle eines Konrektors ist zwar ausgeschrieben, aber derzeit muss Radtke die gesamte Verwaltungsarbeit noch alleine bewältigen. Zu ihren Hobbys — Lesen, Spaziergehen und Fahrradfahren — kommt sie deshalb kaum noch.

Wirklich neu ist die Leitungstätigkeit für die 47-Jährige gebürtige Hagenerin, die in Schwerte aufgewachsen ist und dann über ihre Ausbildungsschule in Moers in St. Hubert landete, nicht. Radtke war bereits seit 2013 kommissarische Leiterin der St. Huberter Schule. Vorher arbeitete sie dort zirka acht Jahre als „normale“ Lehrerin. Zuvor war sie rund sechs Jahre als Pädagogin in Mülheim tätig.

Die wohl größte Herausforderung ist für Radtke die Inklusion, für die nicht annähernd ausreichend Personal zur Verfügung steht. „Wir haben noch eineinhalb Stellen für Sonderpädagogen. Es waren einmal vier“, bedauert die neue Schulleiterin. Betreut werden in der Gemeinschaftsgrundschule mehr als zehn „Inklusionskinder“ mit geistiger Behinderung oder Lernstörungen.

Natürlich ist auch die Integration von geflüchteten Kindern eine tägliche Herausforderung für Radtke und ihr Kollegium. Diese Kinder bekommen zwar täglich eine Stunde Deutschunterricht, viele Probleme bleiben aber trotzdem. Teilweise sind die Kinder noch nicht einmal alphabetisiert. „Man weiß meist vorher nichts über diese Schüler. Wir lernen täglich neu dazu“, sagt Klee. Da der normale Schulbetrieb weitergeht, fehlt auch die Zeit für eine intensive Betreuung.

Trotz aller Hindernisse hat Radtke „nie die Lust verloren“. Im Gegenteil. Sie arbeitet an neuen Konzepten, um die Arbeit noch effektiver zu gestalten. Demnächst gibt es eine andere Art eines Elternabends. „Dann erzählen uns die Eltern etwas über ihre Kinder“, sagt Radtke. Das ist in einer Ganztagseinrichtung besonders wichtig, weil diese Schule für die Kinder nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort ist.

Bei allen Schwierigkeiten ist erfreulich, dass die Kempener Grundschullandschaft mindestens für die nächsten vier bis fünf Jahre in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben sollen. Die demografische Entwicklung sei so, dass alle fünf Grundschulen — wenn auch nicht unbedingt ihrer jetzigen Größe — bis zu diesem Zeitpunkt genügend Schüler haben werden, so Klee.

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