St. Marien ist kein einfacher Fall

Die Propsteikirche muss für 1,4 Millionen Euro saniert werden. Experten bereiten derzeit die Ausschreibung der komplizierten Arbeiten vor.

St. Marien ist kein einfacher Fall
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Sanierung der Propsteikirche St. Marien im Herzen der Altstadt rückt näher. Die Schäden an der Außenfassade — besonders am Turm und an der Nordfassade — müssen dringend ausgebessert werden. Um dies vorzubereiten, sind zurzeit Fachleute vor Ort, darunter Diplom-Geologe Georg Hilbert. Seit 30 Jahren ist er Experte für mineralische Baustoffe und berät bundesweit besonders bei Vorhaben in der Baudenkmalpflege. Zurzeit berät er die Pfarrgemeinde bei der Wahl von Material und Technik für die Sanierung. Erste Tests werden nun schon durchgeführt, um so die Ausschreibung genau vorbereiten zu können.

Für solche Baumaßnahmen könne man keine Standardlösung aus der Schublade ziehen. Die Kempener Propsteikirche sei kein ganz einfacher Fall, so der Fachmann. Der Grund: Bei der letzten grundlegenden Sanierung zwischen 1981 und 1993 — damals bekam die Kirche auch ihre heute bekannte rötliche Farbe — habe man auf den Tuffstein der Kirchenmauern eine Dichtungsschicht aufgetragen, die sehr starr und „hydrophob“ sei. Sie lässt also das Wasser nicht hindurch.

Nun bekam diese sogenannte Schlämme bei Ausdehnungen wegen Temperaturschwankungen feine Risse. Wasser drang in den Tuffstein ein und konnte durch die wasserabweisende Schicht nicht wieder heraus. Bei warmen Temperaturen hob das verdunstende Wasser die Dichtungsschicht ab und Hohlräume entstanden. Stellenweise sind die Schäden an der Fassade schon gut zu sehen.

„Das war damals der Stand der Technik“, sagt Joachim Minten, der sich als Vorsitzender des Kirchbauvereins St. Mariae Geburt und Mitglied des Kirchenvorstandes engagiert, um die Sanierung des gut 800 Jahre alten Gotteshauses voranzutreiben. Heute würde man eher mit einer hydrophilen und weicheren Dichtung arbeiten, die Temperaturschwankungen besser ausgleichen könne.

Gerne würde Georg Hilbert die Kirche peu à peu komplett von ihrer „Hydrophobie“ befreien. In der Praxis werden diesem Vorhaben aber Grenzen gesetzt, zum Beispiel durch die Wahl des Farbtons und der dafür notwendigen Pigmente. Die eine optimale Lösung gebe es da nicht. Aber die jetzigen Untersuchungen und Planungen dienen dazu, dass man dem Ideal am nächsten kommt und die Fassade nach der Sanierung möglichst lange hält. „Das wird schon gut vorbereitet“, ist Joachim Minten überzeugt. Die Planungen zurzeit dienten dazu, den richtigen Ton und Beschaffenheit der Farbe festzulegen, die sich an der bestehenden Farbe orientiert.

Wenn es losgeht, muss zunächst die alte Schlämme entfernt werden. Stellenweise löst sie sich schon von allein. An anderen Stellen sitzt sie noch fest am Tuffstein. Man werde mit einer Kombination aus drei bis vier Reinigungsmethoden arbeiten, bei denen die Schäden am Untergrund so gut es geht vermieden werden können, so Hilbert.

In zwei Bauabschnitten werden Turm mit Westfassade und die Nordfassade (am Thomas-Denkmal) saniert. Die Flächen sind der Witterung besonders ausgesetzt. Die Südfassade ist in einem recht guten Zustand. Dort werden nur kleinere Stellen ausgebessert.

Die Kirchengemeinde rechnet mit Kosten von rund 1,4 Millionen Euro. Das Bistum Aachen bezuschusst solche Maßnahmen mit 70 Prozent. „Wir werden also rund 400 000 Euro an Eigenmitteln einbringen müssen“, so Propst Thomas Eicker.

Der Kirchbauverein bittet schon seit einiger Zeit um Spenden für diese Maßnahme. Und die beiden Vorsitzenden Joachim Minten und Georg Kaiser hoffen weiterhin auf Menschen, denen die Kirche am Herzen liegt und die ihre Sanierung daher unterstützen wollen.

Wenn alles nach Plan läuft, soll im Herbst die Ausschreibung vorliegen. Baubeginn könnte im Frühjahr 2019 sein.

www.kirchbauverein-kempen.de

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