„Spontane“ Stellen-Aufstockung im Erziehungsbereich

Statt fünf Neueinstellungen von Erzieherinnen im Anerkennungsjahr wird es zehn geben. Das hat der Rat beschlossen.

„Spontane“ Stellen-Aufstockung im Erziehungsbereich
Foto: CDU

Kempen. Der Draht zwischen Bürgermeister Volker Rübo (CDU) und dem Fraktionschef der Christdemokraten, Wilfried Bogedain, ist kurz. Dass die Parteifreunde vor entscheidenden Sitzungen Dinge auf den Weg bringen, ist verständlich. Und so hätte Bogedain am Dienstagabend in der Ratssitzung gar nicht so lange um den heißen Brei herumreden müssen, als es um eine Aufstockung der Stellen im Bereich der Erzieherinnen in den Kindertagesstätten ging.

Fest stand bereits, dass die Stadt Kempen fünf Erzieherinnen im sogenannten Anerkennungsjahr einstellen wird, um die Personalnot in den Kitas zu verkleinern. Beim entsprechenden Tagesordnungspunkt folgte dann eine Anregung des CDU-Fraktionsvorsitzenden. „Wir würden gerne wissen, ob es im laufenden Bewerbungs- und Einstellungsverfahren vielleicht weitere Kanidaten gibt. Sollte das so sein, können wir doch heute Abend spontan bei den Stellen aufstocken“, so Bogedain. Statt fünf könnten so zehn Erzieherinnen im Anerkennungsjahr zum 1. August eingestellt werden.

Ferner machte Bogedain den Vorschlag, Praktikanten bzw. Praktikantinnen über die Hochschule Niederrhein einzustellen: „Wir haben gehört, dass es dort bald einen dualen Studiengang im Bereich der sozialen Arbeit geben wird.“ Vielleicht wäre das eine Chance, zwei Praktikantenstellen in Kempen zu schaffen.

Personaldezernent Hans Ferber wirkte ob der CDU-Anfragen alles andere als überrascht. Er teilte mit Blick auf die Erzieherinnen im Anerkennungsjahr mit, dass fünf Bewerberinnen eine Zusage bekommen hätten. Es aber weitere fünf gebe, die auf einer „Nachrückerliste“ stehen. Daher sei es kein Problem von fünf auf neun zu gehen, damit in jeder städtischen Einrichtung eine zusätzliche Stelle geschaffen werden kann.

Auch beim dualen Studium hatte Ferber sämtliche Informationen beisammen. „Ja, in Mönchengladbach wird es so einen Studiengang geben. Und ja, die Verwaltung kann sich vorstellen, zwei Praktikantenstellen zu schaffen“, so der Dezernent. Die Kosten pro Jahr beliefen sich für zwei Stellen auf rund 20 000 Euro.

Dafür folgte ein promptes Zustimmungs-Signal der CDU. Und bei den Erzieherinnen forderte Bogedain gleich zehn statt neun Neueinstellungen. „Dann würden wir das — spontan — so beantragen“, sagte der Fraktionschef.

Für die SPD unterstützte Fraktionschef Andreas Gareißen den Antrag. Er stellte aber augenzwinkernd die Spontanität zwischen CDU und Verwaltungsspitze infrage: „Herr Ferber, das passiert nicht oft, aber Sie haben mich überrascht. Dass Sie so dezidiert auf die spontane CDU-Anfrage antworten konnten — Respekt!“

„Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU, Sie sind uns mit dem Antrag zuvorgekommen“, sagte Monika Schütz-Madré (Grüne). Ihre Partei hätte im Januar eine entsprechende Idee eingebracht. Umso besser, dass jetzt schon etwas passiere. Schütz-Madré signalisierte Zustimmung, brachte aber noch einen parteiübergreifenden Antrag ins Spiel.

Letztlich blieb es aber bei einem CDU-Antrag, den auch die FDP-Fraktionsvorsitzende Irene Wistuba in einem Wortbeitrag unterstützte: „Personelle Aufstockungen müssen zwar sorgfältig geprüft werden. In diesem Bereich sehen wir aber auch die Notwendigkeit.“ Die Aufstockung der Erzieherinnen-Stellen von fünf auf zehn sowie die Schaffung zweier Stellen für Studenten wurde einstimmig beschlossen.

Jugendhilfe-Dezernent Michael Klee begrüßte die Entscheidung, machte aber deutlich, dass dies nur ein Anfang sein kann. Erst nach Ende Januar werde man sehen, wie viele Stellen schon im Sommer im Erziehungsbereich geschaffen werden müssen. Dann habe die Stadt einen Überblick über die Kita-Anmeldungen. Wie berichtet, muss die Stadt wahrscheinlich 180 neue Plätze schaffen und damit entsprechendes Personal vorhalten.

„Der Wettlauf um die besten Köpfe in diesem Bereich läuft auf Hochtouren“, so Klee. Andere Kommunen hätten ähnliche Probleme und seien somit Konkurrenten bei Einstellungen. Es müsse Geld investiert werden. „Gute Familienpolitik kostet auf den ersten Blick viel Geld. Es ist aber eine wirtschaftspolitische Investition, um Familien in Kempen zu halten und hierhin zu locken“, so Klees Appell an die Politik.

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