Sorge um Schafe in der Sonne

In der prallen Sonne ohne Wasser – das ließ Schlimmes befürchten. Doch Fachleute geben Entwarnung und loben die Anwohner.

Kreis Viersen/Oedt. Eine Schafherde in der Nähe der Niers -e in idyllischer Anblick. Doch Anwohner und Hundebesitzer sind an diesem sonnigen Vormittag aufgebracht. "Die Tiere stehen in der prallen Sonne und haben überhaupt kein Wasser", ist eine Hundehalterin erbost, die ungenannt bleiben möchte. "Die Tiere tragen noch Wolle, wirken erschöpft und haben überhaupt keinen Schattenplatz", zeigt sich die Oedterin verärgert.

HelmutTheißen, Leiter des Veterinäramtes Kreis Viersen

"Der Zeitpunkt der Schur ist noch nicht gekommen", erklärt Helmut Theißen, Leiter des Veterinäramtes Kreis Viersen. Es bestehe noch immer die Möglichkeit, dass es Nachtfrost gibt. Deshalb werden die Tiere in der Regel zwischen Mitte Mai und Ende Juni geschoren. Dennoch: Zurzeit ist die Mittagssonne tückisch. "Bei solch einer Witterung sollte ein Schattenplatz vorhanden sein", empfiehlt Theißen. Und auf jeden Fall sollte den Tieren Wasser zur Verfügung stehen.

Was die generelle Haltung einer Schafherde betrifft, gibt es für Schäfer lediglich Empfehlungen wie beispielsweise Schattenplätze. Oft wandert aber die Herde, so dass immer wieder Büsche und Bäume für kühlere Temperaturen sorgen. "Dass Anwohner auf das Wohlergehen der Huftiere auf nahe gelegenen Weideflächen achten, ist lobenswert", erklärt Rochus Rupp, Fachberater beim Schafzuchtverband Nordrhein-Westfalen. Dennoch würden viele Laien dazu neigen, die Situation falsch einzuschätzen. Beispielsweise habe Schafswolle eine thermo-regulierende Wirkung. Das bedeutet, dass auch Tiere mit Fell in der prallen Sonne einige Zeit zurecht kommen und nicht leiden. "Schafe trinken auch erstaunlich wenig", erklärt Rupp. Dennoch sollte es grundsätzlich Zugang zu Wasser geben. "Oft kommt es bei nicht vorhandener Fachkompetenz zu falschen Interpretationen", weiß Rupp.

So haben an diesem Tag Anwohner in Oedt ein Lamm der besagten Herde wieder auf die Beine geholfen. "Das Tier lag total erschöpft auf dem Rücken." Der Einsatz der Tierfreunde sei sehr hilfreich, so Rupp. Schlimmstenfalls könnten die Tiere auf dem Rücken liegend ersticken.

Doch nicht unbedingt seien heiße Temperaturen schuld. Rupp: "Dass ein Schaf auf dem Rücken liegt und nicht mehr auf die Beine kommt, ist durchaus nicht ungewöhnlich. In der Regel wälzen sich die Tiere - das ist ganz natürlich. Und wenn sie vorher richtig viel gefressen haben, passiert es, dass sich der Schwerpunkt verlagert und sie in diese Situation geraten." Das bedeutet aber nicht, dass es den Tieren schlecht geht. Für besonders wertvolle Rassen gäbe es in England sogar "Überrollbügel" für die Tiere, so Rupp schmunzelnd. blu

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