Schulstadt Kempen: Wohin geht die Reise?

Die Hauptschulen in NRW stehen vor dem Aus. Die WZ fragte bei den Fraktionen nach neuen Konzepten.

Kempen. Die Schullandschaft in der Thomasstadt steht vor Umwälzungen. Nach der CDU-Kehrtwende auf Landesebene — die Partei will sich von der Hauptschule verabschieden — hatte Bürgermeister Volker Rübo im Gespräch mit der WZ Veränderungen für Kempen angekündigt. Wie soll die Schulstadt Kempen künftig aussehen? Dazu hat die WZ mit den Schulpolitikern der fünf Ratsfraktionen gesprochen.

„Zuerst ist es mir wichtig, herauszustellen, dass Schulleiter Hubert Kalla und seine Kollegen in der Hauptschule einen tollen Job machen“, sagt die CDU-Vorsitzende Eva Theuerkauf. Sie geht davon, aus dass das auch in den nächsten drei Jahren in der bisherigen Form möglich ist.

„Aber, wir dürfen uns nichts vormachen: Es stehen Veränderungen an.“ Die CDU, die bislang für die bestehende Schulstruktur in Kempen eingetreten ist, hat aber noch kein „konkretes Konzept“ für die Zukunft. Theuerkauf: „Wir werden in den nächsten Wochen intensiv beraten.“ Deshalb werde es unter anderem am 28. Januar eine Sitzung geben, an der der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Weisbrich teilnimmt.

„Es ist ja kein Geheimnis, dass wir uns eine Gesamtschule wünschen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Gareißen. Er geht davon aus, dass die Anmeldezahlen an der Hauptschule ein „entsprechendes Signal senden werden“.

Deswegen sei es nötig, eine Elternbefragung zur Gesamtschule durchzuführen. Ein entsprechender Antrag von SPD und Grünen war im November im Schulausschuss erneut abgelehnt worden. Gareißen: „Die Ergebnisse einer Befragung könnten längst da sein. Dann wären wir jetzt schon einen Schritt weiter.“

Die FDP will sich einer Elternbefragung zur Gesamtschule nicht in den Weg stellen. „Allerdings muss es vorher eine Informationsveranstaltung für die Eltern geben“, sagt Irene Wistuba, Fraktions-Chefin. „Von einer Befragung ins Blaue hinein halte ich nichts.“ Wistuba will die Hauptschule „so lange es geht“ unterstützen: „Wenn die Anmeldezahlen unter die gesetzliche Vorgabe rutschen, muss man sich Gedanken machen.“

Dann würde die FDP zu einer Verbundlösung aus Real- und Hauptschule tendieren — ähnlich den Plänen in Grefrath. „Das würden wir einer Gesamtschule mit Gymnasium, Real- und Hauptschule vorziehen. Das wäre zu sehr Einheitsschule.“

Das sieht man bei den Grünen anders. „Wir stehen für eine Gesamtschule in Kempen — mit LvD, Erich Kästner Realschule und Martin-Hauptschule unter einem Dach“, sagt Ratsfrau Monika Schütz-Madré. „Mit der neuen Mensa, die derzeit gebaut wird.“

Die Grefrather Lösung gehe ihr nicht weit genug. Wie alle Fraktionen loben die Grünen die Arbeit in der Hauptschule. „Aber der Elternwille sieht so aus, dass die Schulform nicht mehr angenommen wird. Deshalb muss die Befragung zur Gesamtschule kommen. Wenn das Ergebnis uns nicht bestätigt, geben wir Ruhe.“

Ein Zwei-Säulen-Modell wünscht sich Philipp Wachowiak von den Freien Wählern (FWK): „Die eine Säule ist ein vierzügiges Gymnasium, die andere besteht aus Haupt- und Realschule.“ Wachowiak wählt dafür den Begriff „neue Gemeinschaftsschule“. Diese solle ihre Ausbildung auf eine starke Berufsorientierung ausrichten.

„Es muss aber auch eine Kooperation mit den Gymnasien geben. Real- und Hauptschüler sollen auch die Möglichkeit haben, sich fürs Abitur zu entscheiden.“ Zum Schluss appelliert der FWK-Ratsherr an alle Kempener Fraktionen: „Es darf kein Hick-Hack mehr geben. Wir machen Politik für die Schüler.“

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