Schnelle Runden für kleine Autos

In St. Hubert begeistern sich vor allem Männer und ihre Söhne für Wettrennen auf der Carrera-Bahn.

Schnelle Runden für kleine Autos
Foto: Reimann

St. Hubert. Das wäre doch was für meinen Sohn? Dachte sich vor etwa sechs Jahren Frank Paul. Marvin war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht geboren, als ihm der Paps schon die erste kleine Carrera-Bahn kaufte. Während der Junge so langsam heranwuchs und erst so etwa mit drei Jahren zum ersten Mal den „Steuerknüppel“ in der Hand hielt, hatte Frank bis dahin schon längst das Kind im Manne entdeckt. Ständig erweiterte er die Rennbahn und seinen Fahrzeugpark. Seit längerem gehört der 46-jährige Kältetechniker einer Gemeinschaft von 16 Männern an, die dieses Hobby haben und oft zu ihren besseren Hälften sagen: „Ich bin dann mal kurz weg . . .“

Man trifft sich regelmäßig, erst in Scheunen, dann in Hobbykellern und seit kurzem im leerstehenden Fliesenbetrieb Doetsch an der Bahnstraße. Am Samstag war wieder ein besonderer Renntag. Die Männer um Lars Weegen hatten diesmal ihre Freunde und Familien zum Mittun eingeladen.

Gerade startet auf der 45-Meter-Bahn eines der Kinderrennen über sechs Runden. Jan (13), Mateo (7), Leonhard (6) und Marlon (8) haben den Fahrknüppel in der Hand. Marlon hat sich für einen silbernen Mercedes entschieden. „Den hat Jamie Green bei der Deutschen Tourenmeisterschaft (DTM) gefahren“, erklärt zwischendurch Weegen. Der Wagen des Achtjährigen ist halt nur etwas kleiner, hat den Maßstab 1:32. Jan gewinnt, bekommt die erste Medaille des Tages. Wenig später siegt die elfjährige Farina.

„Hier ist das Motodrom, bitte keine Getränke zur Rennbahn mitnehmen“, steht auf einem Schild. Bratwurst, Steaks und Flüssiges gibt es an einer Tankstelle, beim Boxenstopp trifft man sich draußen zu den Benzingesprächen. Auch einige „Boxenluder“ sind da. So Miriam, die Ehefrau von Frank Paul. Sie sagt: „Manchmal übertreibt er es schon mit seinem Hobby.“

Mit ihrem 13-jährigen Sohn Jan ist Anja Tombrock gekommen. Sie gönnt sich gerade eine Bratwurst und meint: „Schade, dass hier nur Männer mitmachen, ich hätte auch Spaß daran.“ Etwa 70 Interessierte kommen zu diesem besonderen Renntag. Es ist eine kleine analoge Kinderbahn und die professionelle Digitalbahn aufgebaut. Bei digitalen Rennbahnen können mehrere Autos dieselbe Spur nutzen und auch an bestimmten Stellen überholen. Es ist alles vollautomatisch. Die Geschwindigkeit und die jeweiligen Rundenzeiten werden ebenso angezeigt, wie der „Spritverbrauch“. Je nach Spielmodus kann nämlich der Sprit ausgehen, müssen dann die Fahrzeuge nachgetankt beziehungsweise aufgeladen werden.

Die Cracks im Alter zwischen 30 und 75 Jahren nutzen die Gelegenheit, den Tagesbesten zu ermitteln. 18 starten, jeder fährt mit den größeren GT-Carrera-Autos (Maßstab 1:24) sechs Rennen von jeweils 20 Runden. Es gewinnt Benjamin Tullmin vor Niclas Hell und Thomas Kaczorowski. Der Sieger erhält einen Mini-Oldtimer: den roten Alfa Romeo GTA Silhouette im Maßstab 1:32.

Bis zu 78 Metern kann die größtenteils zweispurige Anlage ausgebaut werden. Wie bei der Formel Eins wird jährlich der Welt- sprich Clubmeister ermittelt. 2014 hatte Dieter Browatzki (67) die Jahreswertung gewonnen. Der Industriemechaniker und Feuerwehrmann war erst vor etwa zwei Jahren dazu gekommen, hat selbst zuhause mittlerweile eine 45-Meter-Bahn.

Browatzki sorgte auch dafür, dass der Eigentümer des ehemaligen Fliesenbetriebs, Dieter Doetsch (74), zur Carrera-Crew dazu kam. In Kürze wird es das Motodrom im Erdgeschoss nicht mehr geben; denn dort kommt Anfang Juni ein Büro-Ausstatter rein. Bis dahin müssen die Mechaniker die Anlage abmontieren. „Sie wird dann im Keller neu aufgebaut“, sagt Doetsch.

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