Neue Fragen zum Rettungsdienst

Für die Kempener Bevölkerung wird sich die Lage laut Gutachter verbessern. Die Grefrather sehen Probleme für den Ortsteil Vinkrath.

Neue Fragen zum Rettungsdienst
Foto: Kurt Lübke

Kempen/Grefrath. Die Neustrukturierung des Rettungsdienstes im Kreis Viersen sorgt weiter für Diskussionen. Am Donnerstag waren Gutachter Holger Behrendt vom Büro Forplan und Kreis-Ordnungsdezernent Thomas Heil zu Gast im Kempener Ratssaal, um den Politikern des Ordnungsausschusses und Vertretern der Gemeinde Grefrath das Gutachten vorzustellen, das im März vom Kreis Viersen vorgestellt worden war. Hintergrund ist, dass die Hilfsfristen nicht überall eingehalten werden können. Innerhalb von acht Minuten muss der Rettungswagen in den Städten vor Ort sein. Besonders in St. Tönis und Dülken gibt es da Probleme. Im ländlichen Bereich — zum Beispiel St. Hubert — gilt eine Zwölf-Minuten-Frist.

Die Vorschläge des Gutachters sorgen seither für hitzige Diskussionen — besonders in Willich, wo die erst 2017 eröffnete Anrather Wache geschlossen werden könnte, und in der Stadt Viersen.

An diesem Abend ging es vornehmlich um die Kempener und Grefrather Belange. Die Planungen sehen eine neue Rettungswache in Vorst vor, von der aus St. Tönis, Vorst, Anrath und Oedt versorgt werden sollen. Die Kempener Wache an der Heinrich-Horten-Straße müsste mit den dann zwei verbleibenden Rettungswagen (RTW) — bisher sind es drei — St. Hubert, Tönisberg und Grefrath (ohne Oedt) versorgen. Ob diese zwei Wagen ausreichen, da meldeten die Kempener Politiker Bedenken an. „Das Gebiet ist groß und die Rettungsmittel sind nicht immer verfügbar“, so Jochen Herbst (CDU). Auch Wachtendonk und Stenden würden teils aus Kempen mitversorgt. Erst vor wenigen Jahren sei der dritte Rettungswagen angeschafft worden, erinnerte René Heesen (Grüne). Damals dachte man, dass man für lange Zeit Ruhe hätte. Nun diskutiere man über den vierten RTW.

Auch die Vertreter der Gemeinde Grefrath meldeten Bedenken an. Wenn es in Kempen nur noch zwei Rettungswagen gebe, sieht Manfred Wolfers junior (CDU) das Risiko, dass sich die Fälle, in denen die Hilfsfristen für Grefrath und Vinkrath nicht eingehalten werden können, erhöhen. Grefraths Ordnungsamtsleiter Norbert Franken kritisierte dazu die geplante Verlegung der Wache Lobberich nach Breyell. Für Vinkrath, das bisher aus Nettetal mitversorgt werde, würde sich der Anfahrtsweg verdoppeln. Eine Mitversorgung Vinkraths durch die Rettungswache Wachtendonk, wie es im Gutachten angeregt wird, sei nicht umsetzbar, weil die Wache dort jetzt schon ausgelastet sei.

Gutachter Behrendt machte deutlich, dass sich das Versorgungsgebiet der Kempener Wache dann massiv verkleinere. „Ihre Versorgung wird sich erheblich verbessern“, so der Gutachter. Die maximale Auslastung läge dann bei 30 Prozent. Heißt: „70 Prozent der Zeit stehen die Fahrzeuge am Standort.“ Im Gutachten seien die vorhersehbaren Erhöhungen der Fahrten durch den demografischen Wandel schon eingerechnet worden. Den Vertretern aus Kempen und Grefrath konnte er die Bedenken gegen den Abzug des dritten Rettungswagens damit allerdings nicht nehmen.

Kempens Ordnungsdezernent Hans Ferber wusste von Tönisvorster Seite zu berichten, dass man dort sehr einverstanden ist, eine eigene Rettungswache in der Stadt zu bekommen. Dort würde man gerne so schnell wie möglich eine Lösung finden — auch wenn es zunächst einmal nur für den Übergang wäre.

Bei aller Kritik und Fragen zu Details bestand aber bei den Kempener und Grefrather Politikern und Verwaltungen eine große Bereitschaft auf Grundlage des Gutachtens an einer Lösung zu arbeiten. Jochen Herbst würde gerne sehen, dass schnell etwas passiert. „Wir brauchen den vierten RTW in unserem Gebiet.“ Ja, es gebe Punkte, die kurzfristig auf die Straße gebracht werden müssten, so Manfred Wolfers jun. Er riet aber auch zur gründlichen Planung.

Die Verwaltung wurde nun einstimmig beauftragt, sich mit den Anregungen und Fragestellungen in den weiteren Prozess einzubringen. Der Kreis hatte die Städte und Gemeinden zunächst zu zwei getrennten Terminen im August eingeladen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Weil die Stadt Kempen für Grefrath und Tönisvorst zuständig ist, wären ihre Vertreter zu beiden Terminen eingeladen worden. Ferber plädiert allerdings dafür, zunächst einen gemeinsamen Termin mit allen Kommunen anzustreben. Dort soll das Ganze wieder auf die Arbeitsebene gebracht werden. „Es geht dann erst einmal nur um die Abstimmung des Verfahrens, nicht darum alle Anregungen und Bedenken abzuhandeln“, so Ferber.

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