Nettetal: Eigene Behörde - Plädoyer für ein eigenes Jugendamt

Experten aus Willich berichten in Nettetal über ihre positiven Erfahrungen mit einem Jugendamt in städtischer Regie.

Nettetal. Regelrecht gefeilscht wurde im Ausschuss für Schule, Familie, Jugend und Sport um den Beschluss für das eigene städtische Jugendamt. Vorausgegangen war am Dienstagabend im Lobbericher Rathaus eine lange Diskussion, die über weite Strecken eine Neu-Auflage der Debatte im Hauptausschuss war. Die offenen Fragen nach der Konzeption und der Finanzierbarkeit erwiesen sich wieder als bestimmend.

Beigeordneter Christoph Gerwers und Jugendamtsleiterin Susanne Kamp aus Willich berichteten von ihren (positiven) Erfahrungen. Schon 1988 war Willich aus dem Kreis-Jugendamt ausgeschert und hatte ein eigenes Amt etabliert. Derzeit hat die Willicher Einrichtung über 20 Mitarbeiter und kostet rund elf Millionen Euro jährlich. Willich hat etwa 53 000 Einwohner.

Die besseren und auch schnelleren Gestaltungs-Möglichkeiten vor Ort wurden von den beiden als großer Vorteil eines eigenen Amtes hervorgehoben. Dies dürfe aber nicht als Kritik am Jugendamt des Kreises Viersen (miss-)verstanden werden.

Markus Tillmanns (Die Grünen) beeindruckten die Gestaltungs-Möglichkeiten vor Ort: "Ein Riesenvorteil, den Menschen nebenan zu haben, den man braucht." Johannes Peters (FDP) sah diesen Vorteil ähnlich.

Nettetals Erster Beigeordneter Marc Lahmann bezog sich auf klare Entscheidungen: Man könne "vor Ort sagen, das wollen wir oder das wollen wir nicht". Ein eigenes Jugendamt und mit ihm seine Einrichtungen für Kinder und Jugendliche könnten für eine Stadt ein wichtigerer Standortfaktor als die Kultur sein.

Hubert Schröder (CDU) bedauerte, dass die Mitarbeiter des Kreis-Jugendamtes unter den Zuhörern nicht mitzudiskutieren durften. Er legte für die CDU-Fraktion einen Zehn-Punkte-Fragenkatalog an die Stadtverwaltung vor. Dabei geht s vor allem um die Frage der Finanzen. Die behielt auch Tillmanns im Blick: "Wenn wir (Nettetals Jugendamt) wollen, sollten wir auch wollen können." Hans Kettler (SPD) pochte aufs Erstellen eines verbindlichen Konzepts: "Wir müssen wissen, was gemacht werden soll und wie das finanziert wird."

Das Feilschen um den Beschluss-Vorschlag der Verwaltung endete mit der Aufnahme der Kettler- und CDU-Forderungen nach inhaltlicher, struktureller und finanzieller Aufklärung durch die Verwaltung.

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