Nachbar rettet drei Menschen

Reinhard Stein ist froh, dass seinen im Haus wohnenden Eltern nichts passiert ist. Ralf Violonchi kam ihnen zu Hilfe.

Kempen. Reinhard Stein ist am Tag nach dem Großbrand an der Ellenstraße 40 sichtlich geschockt. „Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergeht“, sagt der Inhaber des Spielwarenladens. Er ist aber vor allem froh, dass seinen Eltern nichts passiert ist.

Denn entgegen der ersten Berichte der Feuerwehr befanden sich am Dienstagabend doch Menschen im Haus. Die beiden Senioren und ihre Betreuerin hielten sich während des Brandes in der Wohnung über dem Geschäft auf.

Gerettet wurden sie von Ralf Violonchi, Inhaber des benachbarten Café ManyThron am Buttermarkt. „Ich war in meinem Laden, als ich plötzlich Qualm gerochen habe“, erinnert sich der Gastronom.

Er habe gemerkt, dass der Geruch aus der Belüftungsanlage vom Dach kam und sei durch den Teeladen seines Bruders Frank hinaufgestiegen, um nach dem Rechten zu sehen. Oben angekommen, habe er sofort die Flammen im Anbau des Nachbarhauses gesehen. „Frau Stein stand am Fenster ihrer Wohnung und hat laut um Hilfe gerufen.“

Helfer zögerte nicht und klingelte Sturm Violonchi zögerte nicht, lief wieder herunter und weiter um die Ecke zum Haus der Steins. Er klingelte Sturm und jemand betätigte den Kontaktschalter der Tür. „Als ich oben ankam, war schon der Strom ausgefallen“, sagt Violonchi. Es sei stockdunkel gewesen. Das Ehepaar Stein und ihre Betreuerin standen im Flur.

„Ich habe Frau Stein in den Arm genommen und dann habe ich alle drei nach unten gebracht.“ Dort hätten die mittlerweile eingetroffenen Rettungskräfte sich sofort um das Ehepaar gekümmert. „Ich muss dem Nachbarn wirklich ein großes Lob aussprechen, dass er so gut aufgepasst hat“, sagt Stein.

Seine 90 und 88 Jahre alten Eltern seien vorübergehend bei seiner Schwester untergekommen. „Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut“, so Stein. Ob und wann seine Eltern in ihre Wohnung zurückkehren können, kann Stein noch nicht einschätzen.

Das vordere Haus mit Wohnung und Geschäft sei zwar vermutlich weitgehend unbeschädigt, aber durch Löschwasser und Ruß stark verschmutzt. „Es ist toll, wie schnell die Feuerwehr gehandelt hat“, lobt Stein.

„Es hätte viel schlimmer enden können.“ Sachverständiger soll sich das Gebäude heute anschauen Die Feuerwehr geht davon aus, dass das Feuer im ersten Obergeschoss des Anbaus ausgebrochen ist, der als Lager genutzt wurde.

Der Ziegelbau ist völlig ausgebrannt. Noch am Tag danach liegt auf dem Innenhof der Geruch von Rauch in der Luft. Die Scheiben in den Fensterrahmen fehlen, im Dach klaffen rußgeschwärzte Löcher. Wenn man von Weitem in das Innere blickt, kann man erkennen, dass die Flammen die Decke zwischen den Geschossen schwer beschädigt haben.

Vor einem der Fenster liegt ein Haufen Schutt, es schaut ein Puppenkopf heraus. Auch andere Spielsachen, die in dem Anbau gelagert wurden, liegen verstreut zwischen den Trümmern. Damit Reinhard Stein sich einen genauen Überblick über die Schäden machen kann, muss er zunächst den Besuch eines Sachverständigen abwarten, der sich das Gebäude am Donnerstag anschauen soll.

„Bevor man das Haus wieder betreten kann, muss außerdem die Statik überprüft werden“, so Stein. In das Schaufenster seines Geschäfts hat er einen weißen Zettel gehängt: „Vorübergehend wegen Brandschaden geschlossen.“

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