Musikclowns treffen nicht den Nerv des Publikums

Das Programm „Klassik für Dummies“ der Italiener Danilo Maggio und Luca Domenicali war gewöhnungsbedürftig.

Musikclowns treffen nicht den Nerv des Publikums
Foto: Friedhelm Reimann

St. Hubert. Aua, das ging ins Auge: Die beiden italienischen Musikclowns Danilo Maggio und Luca Domenicali wollen klassische Musik zu einem niederschwelligen Angebot machen. „Klassik für Dummies“ heißt ihr Programm, in dem das Duo sehr viel herumalbert. Das sollte am Montagabend im Forum leicht daneben gehen: Luca Domenicali verletzte sich am Auge, das Programm musste für 20 Minuten unterbrochen werden.

Dann ging es aber munter weiter. Für Musikliebhaber, für die Klassik-Klänge fast schon etwas Heiliges sind, war der Abend nicht gedacht. Einige wenige Besucher verließen dann auch schon frühzeitig die Veranstaltung. Sie werden die Albernheiten genervt haben. Dabei kamen die beiden Musiker in ihren schwarzen Fräcken zunächst ganz seriös rüber. Aber vor allem Danilo Maggio sah man den Clown dank seiner Frisur schon deutlich an: Glatzköpfig, mit einem langen grauen Haarkranz, fehlte eigentlich nur noch die rote Nase.

Die Clownerie des Duos, das seit 1983 als „Microband“ auftritt, hatte im Kern immer etwas mit Musik zu tun. Die beiden spielten alles von B wie Brahms bis V wie Verdi, hatten jede Menge Geigen, Gitarren und Blockflöten parat, pfuschten sich gern gegenseitig ins Handwerk. Dabei konnte man sehr gut erahnen, dass sich hinter den beiden Spaßvögeln zwei sehr gute Vollblutmusiker verbergen. Da teilte sich eine Geige plötzlich in zwei Hälften, da wurde ein roter Luftballon, zwischen den Beinen eingeklemmt, zum Dudelsack, da wurde die Blockflöte mit der Nase gespielt.

„Proviamo insieme“ hieß es, als Beethovens Fünfte an der Reihe war: Dass diese Aufforderung bedeutete, gemeinsam zu singen, konnten die meisten Zuschauer noch verstehen. Insgesamt war es allerdings schon ein Defizit, dass der Abend mangels Deutschkenntnissen nicht moderiert werden konnte — die „Dummies“ hätten zum Beispiel sicher gerne die eine oder andere Information zu den von der „Microband“ ausgewählten Stücken bekommen, um den Dummie-Status nicht zu verfestigen.

Neben Klassik nahmen die beiden auch den italienischen Musikklassiker „Azzurro“ in ihr Programm auf, zerlegten das Lied, fügten es wieder zusammen. So, wie sie mit allen Kompositionen, die ihnen zwischen die Finger kommen, umzugehen pflegen.

Es ging mitunter fast schon artistisch zu: So mussten zwei Zuschauer eine Saite spannen, die Danilo Maggio dann mit seiner Violine bespielte. Ebenfalls alles andere als alltäglich: ein Duett mit vier Blockflöten.

Nachdem Luca Domenicali Unmengen von Zähnen ausgespuckt hatte, glaubte man ihm zunächst nicht, dass er sich Sekunden später am Auge verletzt hatte, so dass die Veranstaltung unterbrochen werden musste. „Das ist kein Bestandteil der Show“, erfuhr das Publikum, bevor es 20 Minuten später hieß: „The Show must go on.“

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