Lobberich: Von „Schrebbergarten“ und „Haushaltspelle“

Die Spezies „Ruhrpott-Mensch“ war Frank Goosens Thema in Nettetal.

Lobberich. Ruhrpott - muss man mögen, denn "woanders is auch scheiße". Ein Stück vom "Land der überaus... ähm unbegrenzten Möglichkeiten" brachte Frank Goosen seinem Publikum in die Werner-Jaeger-Halle. Und eines wollte er gleich gesagt haben: "Wer im Pott aufgewachsen ist, hat einen großen Vorsprung in Menschenkenntnis."

Groß geworden ist er zwischen Currywurst, Stadion, Kneipe und alten Menschen. "Und das war nicht die Generation, die sich unter den Armen rasiert hat." An die geblümten Haushaltskittel, den die Damen zu tragen pflegten, erinnert er sich nur mit Widerwillen. "Haushaltspelle" nennt es Goosen und verzieht das Gesicht. "Die Dinger, wo de weiß, da fehlt widda irgendwo in Deutschland ’n Duschvorhang."

Sehr am Herzen liegt ihm ein Phänomen, das in diesem Ausmaß und mit dieser Inbrunst nur zwischen brach liegenden Zechen und Wohnkästen betrieben wird: der "Schrebbergarten". Auch seine Eltern kamen nicht drum herum, wenn es auch an Ahnung fehlte. Aber dafür gab es ja Theo. Der wusste genau, "ab welcher Höhe sich das Gras anfängt unwohl zu fühlen". Groß geschrieben war die Gastfreundschaft. Kein Argument der Welt konnte vor Theos Selbstgebranntem schützen. "Wie? Is erst acht Uhr morgens?" Na und.

Ohnehin lernte Goosen früh das gepflegte Stammtisch-Beisammensein kennen. Siggis Kneipe war toll, denn dort zelebrierte man den "angstfreien Umgang mit dem Alkoholismus" und Siggi wusste, "dass Minderjährigkeit nicht vor Suff schützt".

Essen, auch ein Aushängeschild des Ruhrgebiets. Denn "Essen gehört zur Kultur einer Gegend". Oppas Rat dazu: "Futter hält dich am Kacken". Das heißt im Pott neben Graupen, Linsen und Erbsen vor allem Fleisch. Goosen ist eines klar: "Das Konzept der fleischlosen Ernährung kann nicht im Ruhrgebiet erfunden worden sein." Dort gibt es Rolladen anstatt Rouladen und man geht "im Restorang" und nicht ins Restaurant, "wenn nicht sogar beim Restorang!"

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