Lobberich: Mehr Zeit zum Trinken

14.11 Uhr: Mit dem frühen Termin sind viele junge Jecken nicht zufrieden.

Lobberich. Sturm auf das Rathaus am Doerkes-Platz: Schnapsleichen sind noch nicht zu sehen - dafür ist es am späten Mittag noch zu früh. Die Stadtverwaltung hatte das jecke Treiben der Möhnen extra um drei Stunden vorverlegt, um jugendliche Alkohol-Exzesse in diesem Jahr zu vermeiden.

"Ich glaube nicht, dass das was ändert. Die Jugendlichen kommen ja nicht, um die Möhnen zu sehen. Die kommen, um hier zu feiern", sagt Streetworkerin Marie-Luise Hellekamps. Sie hat mit ihrem Kollegen Dirk Engels und Praktikantin Kathrin Findeisen Runden ums Rathaus gedreht, um die Jugendlichen im Blick zu haben - und von Dummheiten abzuhalten. "Wir haben denen vorher gesagt, sie sollen keine Flaschen kaputt schmeißen, sonst gibt’s Ärger mit dem Ordnungsamt", sagt Dirk Engels. Außerdem haben die beiden die Taschen mit Kondomen gefüllt, die sie an die gut gelaunten Jugendlichen verteilen.

"Dass der Sturm so früh, ist, macht keinen Sinn", sagt Sebastian (25). "Dann hat man nur noch mehr Zeit, sich die Kante zu geben. Je früher, desto mehr Säufer."

Weniger trinkende Jugendliche als sonst scheint es zumindest nicht zu geben. Zwei als Schafe verkleidete Freundinnen teilen sich Sekt und Bier, eine Horde Elefanten stürmt mit 0,5-Liter-Bierdosen in der Hand den Rathausplatz. Eine Giraffe und ein Hase watscheln mit selbst befüllten Mineralwasserflaschen die Straße entlang. Je zwei Flaschen "schwarzer Wodka mit Redbull" haben sie sich für den Nachmittag eingepackt. Wenn sie genug haben, wollen sie aber mit dem Trinken aufhören. "Wir sind ja vernünftig", sagt Christoph (20), die Giraffe. Dass der Sturm vorverlegt wurde, gefällt auch ihnen nicht. "Dann sind alle noch arbeiten, und die die Schule haben, machen blau", sagt der 19-jährige Yannik und lacht.

"Bis abends zum Zelt um 20Uhr wissen die Jugendlichen doch gar nicht, wo sie hinsollen. Dann machen die doch erst recht Unsinn", gibt Dennis (19) zu bedenken. Das macht auch den Streetworkern Sorge. Dirk Engels: "Mit der Zeit bilden sich viele Gruppen - da ist es wichtig, dass wir uns vorher gezeigt haben und deeskalieren."

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