Lobberich: Der Mond bellt den Hund an

Kurz vor Ende fällt die Bilanz gut aus: Publikum und Künstler sind begeistert.

Lobberich. Nettetaler Nächte mögen durchaus dramatisch sein, meinte Roger Willemsen. Doch er hatte an noch Aufregenderes zu bieten - seinen Reisebericht übers nächtliche Bangkok: "Die Welt der Tage verkehrt sich ins Gegenteil." Wortgewaltig und mit beeindrucken Bildern entführte der Schriftsteller über 300 Zuschauer in die verstörende Welt Bangkoker Nächte. Seine Lesung war ein Höhepunkt der achten Nettetaler Literaturtage.

Zwar stehen noch zwei Veranstaltungen aus, doch schon jetzt zog Ulrich Schmitter, Leiter der Stadtbücherei, eine positive Bilanz: "Wunderbar!" "Und zuletzt kommt der Mond und bellt den Hund an", las, nein erzählte Willemsen. Lyrisch seine Beschreibung der Faszination, die das Nachtleben in Bangkok auf ihn als Reisenden ausübte: Elefanten, die durch die Metropole geführt werden, leichte Mädchen, die sich an Geländern reiben, Autos in Parkhäusern, die Einsamen als Wohnung dienen. Willemsen hat den Blick für das Außergewöhnliche - und die Begabung, es ausdrucksstark zu formulieren.

Große Literatur im Einklang mit der Welt ergreifender Bilder - die Autorenlesung als multimediales Ereignis. Die Literaturtage zeigen eben, wie Bücher das Leben widerspiegeln, mit all seinen Facetten an unterschiedlichen Orten.

So ging es um Sprache im Dialekt bei Georg Cornelissens Lesung in der Realschule Kaldenkirchen. Im Atelier Busch 8 gab’s Krimis zu erleben, in der Stadtbücherei ein Mutter-Tochter-Drama zu hören. Das Radio war live dabei, Künstler stellten aus. Schmitter: "Durchweg Begeisterung bei Publikum und Autoren!" Einzig das Raumproblem stelle sich: "Es fehlt ein geeigneter Saal für rund 250 Zuschauer."

Genau so viele füllten eben die Jaeger-Halle nur zur Hälfte beim großartigen Auftritt von August Zirner und dem Spardosen-Terzett: "Diagnose Jazz". Schauspieler Zirner las aus Texten der Jazzgeschichte, jazzte selbst auf der Querflöte zusammen mit dem Trio: Ein musikalischer Aufschrei in Erinnerung an die Sklaverei, ein melancholisches Sehnen der Musiker nach der Zukunft. Eine durchaus dramatische Nettetaler Nacht.

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