Lobberich: Beichte ohne Beichtstuhl

Evangelischer Pfarrer bietet erstmals Gelegenheit zur Aussprache.

Lobberich. Ein neues Kapitel in den 133 Jahren evangelischer Kirchengeschichte in Lobberich: Ab heute 17 Uhr bietet Pfarrer Matthias Engelke ein Jahr lang immer freitags in der Evangelischen Kirche an der Steegerstraße die Gelegenheit zur Beichte. Engelke: "Beichte ist Lebenshilfe. Sie ist ein Angebot, das schon Martin Luther den Gläubigen machte."

Katholiken, aber auch niederrheinische evangelische Christen sind überrascht. Für viele Rheinländer war die Beichte etwas "katholisches, ausschließlich für Katholiken", weiß Pfarrer Engelke. Das sei aus der Geschichte der evangelischen Kirchengemeinden am linken Niederrhein, insbesondere im früher spanisch besetzten Herzogtum Geldern erklärbar. "Die meist jungen evangelisch-reformierten Gemeinden grenzten sich bewusst von der katholischen Kirche und manchen Ritualen ab", sagt Engelke.

Deshalb seien die Innenräume vieler evangelischer Kirchen am Niederrhein auch schlicht. Wer hingegen evangelische Kirchen in Mitteldeutschland besucht, wird feststellen, dass sie ebenso prunkvoll sind wie die katholischen Kirchen.

Aber geht denn das: Beichte ohne Beichtstuhl? "Ja. Denn ich biete die Aussprache im geschützten Raum der Sakristei", sagt Engelke. Und Beichte ohne Buße? Der Pfarrer sagt mit einem Lächeln: "Die Beichte ist in der evangelischen Kirche ein Angebot zur Aussprache, zum Gespräch. Bußen werden nicht auferlegt. Das muss jeder mit sich ausmachen. Beichte ist einfach ein Angebot zum vertraulichen Gespräch." Und das gilt immer freitags ab 17Uhr, zunächst für ein Jahr. Anfang 2010 will Pfarrer Engelke prüfen, ob das in Lobberich neue Angebot angenommen wurde. lg

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