Langzeitarbeitslose werden für den Arbeitsmarkt fit gemacht

Das sozial ausgerichtete Gebrauchtwarenkaufhaus „kaufbar“ bereitet Betroffene auf den Wiedereinstieg in das Berufsleben vor.

Langzeitarbeitslose werden für den Arbeitsmarkt fit gemacht
Foto: kaufbar

Kempen. Ob Senkkopfschraube, Stockschraube oder Dachpappstifte: Rund 800 verschiedene Schrauben hat der Sonderpreis-Baumarkt im Sortiment, und Dirk Brüggemann kennt sie alle. Seit einigen Monaten ist der 43-Jährige hier als Verkäufer angestellt. Besonders gerne berät er die Kunden. Das macht er so gut, dass sein Chef Jörg Schreiber staunt: „Die Beratung ist sein Ding, als wäre es angeboren. Er hat die Ruhe weg und ist sehr kompetent.“

Dabei hilft Brüggemann seine handwerkliche Erfahrung. Der gelernte Tischler hat in mehreren Betrieben als Geselle gearbeitet. Nach einem schweren Arbeitsunfall konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Brüggemann schulte zum Großhandelskaufmann um, fand aber wegen seiner fehlenden Berufserfahrung keinen Job. „Ich war dann mehr als zwei Jahre arbeitslos. Das Jobcenter hat mich schließlich an die ,kaufbar’ in Viersen vermittelt“, berichtet er. Das sozial orientierte Gebrauchtwarenkaufhaus bietet Arbeitsuchenden die Möglichkeit, sich mit einer sinnvollen Beschäftigung zu qualifizieren, um wieder am Berufsleben teilhaben zu können. Nach dem Motto „Aus Arbeit in Arbeit“ wird der Wiedereinstieg vorbereitet.

In der ,kaufbar’ mit Standorten in Viersen und Kempen gibt es „Erstklassiges aus zweiter Hand“, wie Geschäftsführer Reiner Lennertz erklärt: „Alle unsere Artikel sind gespendet, zum Teil stammen sie aus Haushaltsauflösungen. Unsere Mitarbeiter holen die gespendeten Artikel auf Wunsch ab, bereiten sie für den Verkauf vor, sorgen für eine ansprechende Präsentation und beraten die Kunden. Dabei werden sie von fünf Anleitern, Arbeitserziehern und Ausbildern begleitet.“

Derzeit sind in der kaufbar rund 40 Mitarbeiter im Rahmen von öffentlich geförderter Beschäftigung bzw. von kommunalen Eingliederungsleistungen für Langzeitarbeitslose beschäftigt. „Wir erarbeiten gemeinsam mit den Teilnehmern eine neue Perspektive, so dass sie wieder fit werden für den Arbeitsmarkt“, erläutert Projekt- und Betriebsleiterin Monika Mai.

Träger sind die Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe und der Verein Brückenbau. Das Projekt wird vom Land NRW, vom Europäischen Sozialfonds, dem Kreis Viersen und dem Jobcenter Kreis Viersen gefördert.

Zwei Jahre arbeitete Dirk Brüggemann im Gebrauchtwarenkaufhaus. Am Ende der öffentlich geförderten Beschäftigung vermittelte ihn die ,kaufbar’ an den Sonderpreis-Baumarkt. Brüggemann hat seine Vorgesetzten schnell überzeugt. Er arbeitete zwei halbe Tage zur Probe, dann war er eingestellt. Eine Entscheidung, mit der alle Beteiligten nach wie vor glücklich sind. „Ich fühle mich sehr wohl hier und kann meinen alten Beruf mit dem neuen verbinden“, sagt Brüggemann. Red

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