Kempener Louis Beyer lebt bei Gladbach den Profi-Traum

Der 17-jährige Kempener Louis Beyer spielt bei Borussia Mönchengladbach. Gegen Dortmund stand er erstmals im Kader des Bundesligisten.

Kempener Louis Beyer lebt bei Gladbach den Profi-Traum
Foto: Borussia

Kempen/Mönchengladbach. Im Training heißen die Gegenspieler derzeit Stindl, Raffael, Kramer oder Ginter. Und in Testspielen hießen sie schon Kluivert oder Huntelaar. Louis Beyer erlebt derzeit das, von dem wohl Millionen junger Fußballer in Deutschland träumen. Der 17-jährige Kempener klopft an die Tür zum Profikader von Borussia Mönchengladbach. Wobei es schon deutlich mehr als ein Klopfen ist: Nach mehreren Testspiel-Einsätzen in den vergangenen Monaten stand Beyer am Sonntag gegen Borussia Dortmund erstmals im Kader des Fußball-Bundesligisten. „Ganz ehrlich: Das fühlt sich immer noch surreal an“, sagt der 17-Jährige im Interviewraum des Borussia-Parks im Gespräch mit der WZ. „Es war schon Wahnsinn, sich vor 50 000 Zuschauern warm zu laufen.“

Kempener Louis Beyer lebt bei Gladbach den Profi-Traum
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Die Geschehnisse rund um das 0:1 gegen Dortmund haben den jungen Kempener sichtlich beeindruckt. Statt im Fernsehen oder im Playstation-Spiel sah er die Dortmunder Marco Reus oder Weltmeister-Schütze Mario Götze von Angesicht zu Angesicht. „Und wenn Marco Reus dann nach dem Spiel in die Kabine kommt, um alte Bekannte zu grüßen, und dann plötzlich neben einem sitzt, fühlt sich das irgendwie komisch an“, so Beyer.

Einen Tag vor dem Spiel habe er von Trainer Dieter Hecking erfahren, dass er im Kader sein wird. Zuletzt hatte sich noch der etatmäßige Rechtsverteidiger Tony Jantschke zu den Verletzten der Borussia gesellt. Das ließ das Kempener Abwehrtalent in den Kader rutschen — als mögliche Alternative für die rechte Seite. „Wir haben im Moment viele Verletzte. Insofern schätze ich das alles sehr realistisch sein. Schon in einer Woche kann alles wieder anders aussehen“, sagt Beyer.

Nichtsdestotrotz trainiert der 17-Jährige seit inzwischen sieben Wochen täglich bei den Profis. In der Regel absolviert er dann noch das Abschlusstraining bei seiner eigentlichen Mannschaft — der U 19 — und spielt dann auch dort mit. Wenn er nicht gerade zu einem Bundesligaspiel „muss“. Ob er am Samstag auch in Hannover das Trikot mit der Nummer 14 anziehen wird, weiß Louis Beyer noch nicht. „Das werden die Trainer entscheiden.“ Damit meint er neben Dieter Hecking auch Otto Addo. Der Ex-Profi fungiert bei der Borussia als eine Art Bindeglied zwischen dem Bundesligateam und den U-Mannschaften.

„Ich sehe mich grundsätzlich als Spieler der U 19. Die Erfahrungen bei den Profis sind klasse. Das speicher’ ich alles ab“, so Beyer. Dazu zählen Trainingsduelle mit amtierenden Weltmeistern oder Testspiel-Zweikämpfe mit den Stars von Ajax Amsterdam. Im Januar durfte Beyer in der Amsterdam-Arena von Beginn an ran. „Da waren zwar nur 12 000 Zuschauer im Stadion, aber das war gigantisch.“

Auch die Trainer des DFB haben den Kempener, der im Mai 18 Jahre alt wird, auf dem Zettel. Von der U 16 bis zur U 18 hat er bereits zehn Länderspiele bestritten — wie in Borussias U 19 vorwiegend als Innenverteidiger. Sein nächstes Ziel ist die U 19-Europameisterschaft 2019.

Begonnen hat die noch junge Karriere von Beyer auf dem Rasenplatz an der Ludwig-Jahn-Straße und auf der harten Asche an der Berliner Allee in Kempen. Beim SV Thomasstadt machte der kleine Louis die ersten Fußballversuche. Offensichtlich sehr erfolgreich. Schon als D-Jugendlicher wechselte er zu Fortuna Düsseldorf. Im Leistungszentrum der Fortuna entwickelte er sich in den U 13-, U 14- und U 15-Bereichen so gut, dass die Gladbacher aufmerksam wurden. Seit 2016 schnürt Beyer die Fußballstiefel auf dem Nordpark-Gelände.

Und das nun täglich. Beyer, der mit Eltern und Geschwistern in Kempen wohnt, setzt zunächst mal auf die Profikarte. „Ich versuche das jetzt einfach mal. Und ich werde alles dafür geben“, sagt Beyer, der im vergangenen Jahr sein Abitur am Thomaeum gemacht hat. Bis 2021 habe er einen Kontrakt in Mönchengladbach. Bis dahin und danach werde man sehen, was passiert.

Beyer ist also Fußballprofi mit 17. Das heißt zweimal täglich Training. „Ich bin dann meistens so platt, dass ich nur noch Zeit mit meiner Familie verbringe“, sagt der junge Mann. Wenn es die Zeit zulässt, treffe er sich auch mit Kempener Freunden. „Das ist seltener geworden, weil viele meiner Freunde studieren und nicht mehr zu Hause wohnen.“ Klingt ganz schön bodenständig und besonnen für einen 17-jährigen Teenager. „So ist es“, sagt Louis Beyer, lächelt und macht sich wieder auf in den Kabinentrakt des Borussia-Parks. Dort warten sie wohl schon — die Kramers, Ginters und Stindls.

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