Kempen: Viel Geld für Brandschutz

Noch bis Ende August geben sich die Handwerker an der Thomasstraße die Klinke in die Hand. Das Haus wird für insgesamt 300000 Euro renoviert.

Kempen. Kratz, kratz, flatsch. Mit der Maurerkelle rührt ein Bauarbeiter im Zement. Er klatscht einen Schwung der grauen Masse auf die Oberkante der kleinen Mauer. Darauf setzt er den nächsten Stein. Bomm, bomm, bomm, klopft er ihn mit dem Gummihammer fest. Mit einem Knirschen zieht er den überschüssigen Zement ab. Stein auf Stein, das Ganze wieder von vorne. Er arbeitet an einem Aufzugschacht für das Hotel Papillon an der Thomasstraße.

Anstelle kleiner Sitzgruppen ziert jetzt ein Betonmischer den Innenhof des Haupthauses. Die leeren Fenster der alten Hotelzimmer blicken den Betrachter wie große schwarze Augen an. Eine dicke Schicht Staub liegt darüber und trübt den Blick. Handwerker gehen ein und aus und trinken ihren Kaffee dort, wo es sonst die Gäste tun. Bis Ende August muss alles fertig sein. Sonst muss die Stadt den Betrieb wegen nicht einhaltener Brandschutzauflagen schließen. Insgesamt werden 300000 Euro in das Hotel investiert.

"Hallo Manni", begrüßt Stefan Kipfelsberger, Geschäftsführer, einen anderen Handwerker. Mit den Jungs von der Baustelle ist er längst per du. Und an den Baulärm hat er sich auch gewöhnt. Laut ist es seit dem 16. April. Seitdem ist das Haupthaus geschlossen. "Wir verteilen aber keine Rucksäcke, damit die Gäste mit ihrem Gepäck über die Leiter in ihre Zimmer gelangen", scherzt Kipfelsberger.

Es gibt viel zu tun im Papillon. Die Fluchtwege sind teilweise zu eng. Die kleine Trasse im ersten Stock hat eine Breite von 96 Zentimetern. Als Fluchtweg ungeeignet, ein Meter muss es sein. "Dann kratzen wir den Putz ab", war die erste Idee von Stefan Kipfelsberger. Das hätte zwar dem Brandschutz entsprochen, nicht aber dem Lärmschutz. Der Weg muss erneuert werden.

Das ist die Pflicht. Die Kür: Die sechs kleinen Einzelzimmer an der Trasse sind zu drei großen Zimmern mit neuer Einrichtung geworden. Das passiert auch mit den 15 übrigen Zimmern im Haupthaus. Alle brauchen neue Decken und Brandschutztüren. Dazu kommt eine neue Rauchmeldeanlage und die Dachfenster müssen vergrößert werden. Kipfelsberger erklärt, warum: "Ganz einfach, damit auch sehr beleibte Menschen im Notfall durch die Fenster gehoben werden können."

Plötzlich schwenkt der Arm eines etwa 40 Meter hohen Krans knapp über dem Dach und dem Kopf des Geschäftsführers hinweg. Er zuckt nicht einmal mit der Wimper. Unten im Hof warten schon emsige Bauarbeiter, um die herabsinkenden Metallträger entgegen zu nehmen. Auch daran ist Kipfelsberger gewöhnt.

Weiter geht es im Treppenhaus. Die über 100 Jahre alten Stufen entsprechen nicht der aktuellen Norm. "Wir machen alles neu", sagt Kipfelsberger. "Und wenn wir schon dabei sind, können wir gleich einen Aufzug einbauen." Der alleine kostet 100000 Euro. Vom Staat hat die Hotelbranche steuerliche Vorteile bekommen. Das und "die Einnahmen aus dem Mittagstisch und dem allfreitäglichen Scampi-Abend helfen, die Baumaßnahmen zu finanzieren", sagt Kipfelsberger.

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