Kempen: So fesselnd kann Klassik sein

Musik und Texte zum Thema Nacht bildeten das Finale des Musik-Marathons. Die Stimmen der Sängerinnen ergänzten sich prächtig.

Kempen. Die Sonne schien noch hell durch die Fenster der Paterskirche, als am späten Nachmittag die Konzertbesucher in nächtliche Stimmung versetzt wurden. Unter dem Titel "Notturni- Nachtgedanken" bildeten Musik und Texte zur Nacht den glanzvollen Abschluss des Kempener Musik Festivals.

Hochkarätige Künstler gestalteten ein anspruchsvolles Programm, das zwischen Unterhaltungsmusik aus dem 18.Jahrhundert und Literatur des frühen 20. Jahrhunderts durch das Thema Nacht eine Verbindung herstellte.

Das Kammerorchester l’arte del mondo unter der Leitung seines Konzertmeisters und Gründers Werner Ehrhardt, die Sopranistinnen Christiane Iven und Christina Landshamer sowie der international bekannte Schauspieler Bruno Ganz sorgten für ein außergewöhnliches Konzert, bei dem Musik und Texte über die Jahrhunderte hinweg ein harmonisches Ganzes ergaben.

Die Serenade in B-Dur von Michael Haydn, ein mehrsätziges Stück für Orchester, bildete die große musikalische Klammer. Darin eingebettet waren drei stimmungsvolle Notturni für zwei Soprane von Haydns Zeitgenossen Josef Myslivecek.

Christiane Iven mit etwas dramatischerer Stimmfärbung und Christina Landshamers heller Sopran bildeten ein ausgesprochen klangschönes Duo. Einen kurzen aber prägnanten Auftritt mit Sonderapplaus hatte Trompeter Reinhold Friedrich. Zwei Sätze der Haydn-Serenade bilden mit einem ausgedehnten Trompetensolo eine Art Miniaturkonzert. Friedrichs virtuoses Spiel auf der Naturtrompete begeisterte.

Prägnante Zäsuren zwischen den stimmungsvollen Musikpassagen setzten die Rezitationen von Bruno Ganz. Der Schauspieler mit der charakteristischen Stimme las Gedichte und Prosa, die eher die dunklen, geheimnisvollen Seiten der Nacht thematisieren. Der Bogen spannte sich von Kafkas Beschreibung eines nächtlichen Spazierganges über Schnitzlers "Traumnovelle", wo nächtliche Abenteuer traumhafte Züge tragen, bis hin zur bildreichen und abgründigen Lyrik Georg Trakls.

Titel der Texte und Autoren musste man dem Programm entnehmen, da Ganz immer direkt in die Texte einstieg. Das erforderte von den Zuhörern besondere Konzentration. Doch der Schauspieler verstand es, das Publikum bis zum letzten Vers zu fesseln. Dieser stammte aus Trakls "Musik im Mirabell": "Das Ohr hört nachts Sonatenklänge" bildete die perfekte Überleitung zum glanzvollen Finale mit dem Schlusssatz aus Haydns Serenade.

Orchester und Solisten wurden mit begeistertem Applaus gefeiert.

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