Kempen: Mordopfer in altem Brunnen?

Polizei vermutet die Leiche einer 22-Jährigen im Keller einer alten Villa in Kempen.

Kempen. "Was ist bloß unter dem Pfeiler im Keller der Villa Horten an der Burgstraße in Kempen?" Diese Frage lässt Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel nicht mehr los. Er hofft, darunter den alten Brunnen des Hauses aus dem Jahre 1870 zu finden - und in ihm die Leiche von Dagmar Knops. Die Studentin war 1988 spurlos verschwunden. Die Spur der damals 22-jährigen Kempenerin hatte sich nach einem Kneipenbesuch verloren.

Ein anonymer Brief veranlasste Anfang des Jahres - knapp 20Jahre nach dem Verschwinden von Dagmar Knops - die Mönchengladbacher Mordkommission, wieder aktiv zu werden. Laut Thiel seien die knappen vier Zeilen mit der Information, Dagmar Knops sei "verbuddelt und verscharrt" worden, durchaus glaubwürdig. Die Kriminalisten schauten sich daraufhin die Villa Horten genauer an - und ganz speziell den 150Quadratmeter großen Keller.

"1988 stand das Haus definitiv leer. Jeder hätte Zugang haben können", sagt Thiel zu den Möglichkeiten eines Mörders, sein Opfer verschwinden zu lassen. Später wurde der Keller der Villa umgebaut, mögliche Spuren damit beseitigt. "Und das ist unser Problem", sagt der Kommissar. "Wir haben Pläne aus dem Jahr 1870 und dann nichts mehr."

Für die Ermittler bedeutete das mühsame Kleinarbeit bei der Suche nach Personen, die im Keller des denkmalgeschützten Hauses gearbeitet haben oder die wissen, wie früher gebaut wurde. Auch mit Architekten und Statikern wurde gesprochen, dazu im Keller der Villa gebohrt.

Zuversicht, dass Dagmar Knops dort vergraben wurde, schöpft Thiel aus zwei Georadar-Untersuchungen. Die beweisen, dass dort im Boden "etwas liegt, was nicht dahin gehört". Auch die Leichenspürhunde, die bereits dreimal im Gebäude waren, haben jedes Mal angeschlagen.

Die erste Schicht des Kellerbodens war "wegen des blauen Betons und der vielen Moniereisen total hart", weiß Polizeisprecher Willy Theveßen. Sie ist durch die verschiedenen Untersuchungen inzwischen abgetragen, gefunden wurde aber nichts.

Deshalb konzentrieren sich die Kriminalisten auf den Pfeiler. "Bisher haben wir gedacht, es würde sich um einen Stützpfeiler für die Kellerdecke handeln. Aber es scheint so, dass er keine Funktion hat. Wir warten auf die Bestätigung des Statikers", sagt Thiel. Dass der gemauerte Pfeiler auf einem zugeschütteten Brunnenschacht stehen könnte, beflügelt seine Phantasie.

"Wenn der Pfeiler abgetragen werden kann", so Thiel, "dann können wir weiter graben." Und dann, meint er zuversichtlich, würde sich auch die Leiche von Dagmar Knops finden. "Ich kann ihren Eltern endlich sagen, was mit ihrer Tochter geschehen ist."

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