Kempen: Google erregt die Gemüter

WZ vor Ort: Street View sorgt für Diskussionsstoff. Zur Rollenden Redaktion kamen Gegner und Befürworter.

Kempen. "Google Street View ist eine tolle Idee. Erst gestern habe ich eine virtuelle Reise durch einige Weltmetropolen gemacht", sagt Joachim Lasch. Der St. Huberter war am Samstag zum WZ-Mobil nach Kempen gekommen, um seine Meinung zu Google Street View zu sagen.

Das Verhältnis von Befürwortern und Gegnern des Angebotes, für das der Internetkonzern Google Straßenzüge fotografiert, hielt sich die Waage. Lasch ist der Meinung, dass das Fotografieren von Hausfronten kein Eingriff in die Privatsphäre ist: "Da wird ’ne Sau unnötig durchs Dorf getrieben."

Erwin Jansen aus St. Tönis denkt ähnlich: "Bisher konnte auch jeder mein Haus fotografieren - ich verstehe das Palavern nicht." Schon vor der letzten Volkszählung, die andere kritisch sahen, fragte er sich: "Was habe ich denn zu verbergen?"

Von der praktischen Seite sieht Frau Lagemann aus Kempen das Thema: "Da kann ich meiner Mutter zeigen, wo ich gerade wohne", meint die Außendienstlerin im IT-Vertrieb. Für ältere, ans Haus gebundene Leute, sei diese virtuelle Reise ein großes Plus, meint sie.

Heinz Schumacher findet die Aufregung um Street View lächerlich. Er hat den Dienst genutzt, um sich anzusehen, wo seine Nichte in Australien wohnt. "Die Bilder von oben sind doch viel schlimmer", findet er. Google Earth bietet Satellitenbilder der gesamten Welt an.

"Was wollen die Menschen eigentlich?", fragt Harald Bittner aus Kempen. "Im Weltall schweben Satelliten, die eine Streichholzschachtel erkennen können. Sollen wir die alle abschalten lassen, und wer geht darauf ein? Nein, ich bin froh, dass es so etwas gibt. Für Leute, die kein Navi haben, ist Street View eine wunderbare Alternative."

"Solange Gesichter und Kennzeichen unkenntlich gemacht werden, reicht das aus", sagt Claudia Ellinghoven. Das kritische Hinterfragen sei eine typisch deutsche Eigenschaft: "Der Datenschutz wird hierzulande verdammt hochgehangen."

Doch es gibt auch kritische Stimmen: "Ich will gefragt werden. Die haben an meinem Haus nichts zu suchen. Wenn jemand etwas will, muss er klingeln und fragen", sagt ein Kempener. Dass er sich um den Widerspruch gegen die Veröffentlichung kümmern muss, findet er nicht richtig.

Dieter Stephan ist seine Privatsphäre wichtig. Er will eventuell Widerspruch gegen die Veröffentlichung von Bildern seines Hauses einlegen.

"Das ist eine echte Schweinerei", meint Roswitha Schneeberger. "Google soll das sein lassen!" Ihr Neffe wird ihr beim Widerspruchsrecht helfen, ist die Seniorin sicher. "Warum hat man nicht von Anfang an ein Gesetz dagegen gemacht", ärgert sich eine Kempenerin. Die Politik habe zu spät reagiert.

Jürgen und Helga Post haben lange in Kempen gewohnt und leben nun in Spanien. Beim Heimatbesuch haben sie die Aufregung um Street View mitbekommen. "Ich bin nicht dafür. Ich werde mich dagegen wehren. So kann sich ja jeder Einbrecher ein Bild machen", sagt Jürgen Post.

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