Kempen: Bürgerbus - „Ein Erfolgsmodell mit schwarzen Zahlen“

Der Tönisvorster Vereinsvorsitzende erläuterte den Kempenern das Modell eines Bürgerbusses. Ob das Projekt in Kempen funktioniert, muss erst geprüft werden. Aus den Reihen der Politiker kam grundsätzliches Interesse.

<strong>Kempen. "Wer etwas ändern will, findet Lösungen, wer nichts ändern will, findet Gründe und Erklärungen." Ausgerechnet aus einem Neujahrs-Grußwort von Bürgermeister Karl Hensel zitierte Rainer Zeitz zu Beginn der Bürgerbus-Infoveranstaltung. In Kempen habe man Angst vor Veränderung, bedauert der Vorsitzende der Kempener Arbeiterwohlfahrt. "Der Bürgermeister findet Gründe und Erklärungen gegen den Bürgerbus, ist aber nicht an einer Lösung interessiert." Wie eine Lösung aussehen könnte, demonstrierte Wolfgang Schouten, Geschäftsführer des Bürgerbusvereins in Tönisvorst. Dort fahren sie seit sieben Jahren im Stundentakt, erschließen Wohngebiete, in denen keine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr besteht. "Ein Erfolgsmodell mit schwarzen Zahlen", betont Schouten. 43 ehrenamtliche Fahrer haben sich gefunden, jährlich nutzen 27 000 Fahrgäste den 80 Cent billigen Service - bei einer Einwohnerzahl von knapp 31 000. Finanziert wird der Bürgerbus vor allem durch Werbung und Landeszuschüsse, auch der Stadtrat unterstützt das Projekt.

"Wenn der Bürgerbus bei uns nicht funktioniert, fresse ich einen Besen."

Bis zum funktionierenden Bus von Bürgern für Bürger war es jedoch ein langer Weg: Zunächst musste der Bedarf ermittelt werden, mit den Stadtwerken wurde ein Sponsor gefunden, und schließlich mussten Absprachen mit dem örtlichen Nahverkehr und den Taxi-Unternehmen getroffen werden. "Wir treten nicht in Konkurrenz zu den etablierten Fahr-Angeboten", versichert Schouten.

Ob das Bürgerbus-Modell auch in Kempen so gut funktionieren würde, muss erst geprüft werden. Zu diesem Zweck will Zeitz möglichst schnell einen Bürgerbus-Verein gründen, der das Projekt vorantreibt. "Die Studie zur Altenhilfeplanung, die letzte Woche vorgestellt wurde, zeigt deutlich, dass in Kempen mehr Mobilität nötig ist. Wenn der Bürgerbus bei uns nicht funktioniert, fresse ich einen Besen", zeigt er sich überzeugt von der Idee.

Applaus kam vor allem von den Älteren der gut 20 Zuhörer, aber auch aus den Reihen der Politiker. "Ich bin sehr interessiert an der Gründung eines Bürgerbusvereins", betonte etwa Udo Kadagies (FDP). Jochen Herbst (CDU) gab die immer noch desolate Haushaltslage der Stadt zu bedenken.

Mit der Haushaltskeule will sich Rainer Zeitz aber nicht drohen lassen: "Wenn man alles unter Finanzierungsvorbehalt stellen würde, wäre nicht einmal der Kölner Dom gebaut worden." Das Projekt Bürgerbus müsse von allen Parteien getragen werden und dürfe nicht zum Politikum werden.

Der erste Schritt in Richtung Bürgerbus-Verein zumindest ist getan: Viele der Anwesenden trugen sich als Interessenten in ausliegende Listen ein.

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