Irene Wistuba möchte Bürgermeisterin werden

Irene Wistuba (FDP) wirft Bürgmeister Rübo vor keine Visionen zu haben. Mit der WZ sprach sie über ihre Ideen für Kempen.

Irene Wistuba möchte Bürgermeisterin werden
Foto: Kurt Lübke

Kempen. WZ: Frau Wistuba, auf den Plakaten der FDP steht, dass Sie die Alternative sind, die Kempen braucht. Warum braucht Kempen eine Alternative zu Bürgermeister Volker Rübo?
Irene Wistuba: Herr Rübo macht seine Sache als Verwaltungschef ganz ordentlich. Aber meines Erachtens hat er keine Visionen und lässt sich nicht auf neue Dinge ein. Volker Rübo ist ein reiner Verwaltungsmensch und bewegt sich gern in eingefahrenen Bahnen. Und ich möchte mit meiner Politik eher den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

WZ: Was bedeutet das?
Wistuba: Die Bedürfnisse der Menschen müssen mehr berücksichtigt werden. Gehen Sie doch mal mit einem älteren Menschen, der mit einem Rollator unterwegs ist, durch die Innenstadt. Da gibt es viele Probleme, denn die Altstadt ist nicht barrierefrei - auch mit einem Kinderwagen ist das schwierig.

WZ: Bei welchen Themen würden Sie als Bürgermeisterin noch den Hebel ansetzen?
Wistuba: Wir als FDP haben ja bereits versucht, mit einem Antrag zur Verwaltungsmodernisierung etwas Grundlegendes auf den Weg zu bringen. Da haben wir die Unterstützung der SPD und der Freien Wähler gewinnen können. Leider sind die Freien Wähler im Rat umgefallen und der Antrag hatte keine Mehrheit mehr. Da bleiben wir aber dran. Eine Modernisierungs-Untersuchung der Verwaltung ist erforderlich. Möglicherweise kann man die Verwaltung auf schlankere Füße stellen und trotzdem effizient arbeiten.

WZ: Wie könnte so eine Strukturreform funktionieren?
Wistuba: Zunächst müssen die Arbeitsabläufe geprüft werden — mit Hilfe eines externen Gutachtens, und vor allem unter Einbeziehung der Mitarbeiter selbst. Denn die wissen am besten, was man verbessern kann. Ähnliche Ideen sind beim Kreis Viersen gut umgesetzt worden.

WZ: In der laufenden Legislaturperiode hat die FDP vieles gemeinsam mit der CDU und dem Bürgermeister umgesetzt. Wie schwer ist es, sich jetzt im Wahlkampf davon abzugrenzen?
Wistuba: Über dieses Thema bin ich erstaunt. Wir werden angegriffen, dass wir angeblich immer mit der CDU stimmen. Die Freien Wähler und die Grünen haben fast immer mitgestimmt, nur die SPD nicht. Ich kann mich nur an ganz wenige Abstimmungen erinnern, bei denen tatsächlich CDU und FDP alleine da standen.

WZ: Das war zum Beispiel bei der Schließung der Fröbel-Grundschule der Fall.
Wistuba: Da waren wir aber nicht unbedingt auf Seiten der CDU. Bei dieser Entscheidung hatten wir gar keine Alternative. Liberale Politik möchte ich mit dem durchsetzen, der uns unterstützt. Wir haben eigene Vorstellungen. Und mit wem wir die durchsetzen, ist für uns zweitrangig.

WZ: Zum Thema Kunstrasen. Da haben Sie sich gegen das Finanzierungsmodell ausgesprochen. Glauben Sie, dass das bei der Wahl Stimmen kosten wird?
Wistuba: Die ohnehin eingeplanten 300 000 Euro für die Sanierung des Aschenplatzes finden wir völlig in Ordnung. Einen Verein aber mit weiteren Steuergeldern zu fördern, ist für uns ungerecht. Schließlich gibt es in Kempen noch andere Vereine.

WZ: Fürchten Sie denn an der Urne die Revanche der Thomasstadt-Fußballer?
Wistuba: Wir stehen zu der Entscheidung. Wir zeigen klare Kante, sind kein Fähnlein im Wind. Es kann natürlich sein, dass viele der Fußballer in dem Fall nicht unserer Meinung sind. Es gibt aber auch Leute, die wirtschaftlich vernünftig denken. Wir hören auch kritische Stimmen, warum denn nur die Fußballer unterstützt werden.

WZ: Blicken wir nach vorn: Welches Thema ist Ihnen noch wichtig?
Wistuba: Wir wollen eine Schuldenbremse. Schulden von heute sind die Steuern von morgen. Immerhin haben wir in Kempen Pro-Kopf-Schulden von 1250 Euro. Das ist zwar im Vergleich zu anderen Städten nicht hoch, aber das müssen wir im Auge behalten. Wenn die Zinsen mal in die Höhe gehen, würde die Tilgung für die Stadt immens steigen. Dann könnten wir uns viele Dinge nicht mehr erlauben.

WZ: Andere Fraktionen bemängeln, dass es in Kempen zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Was sagen Sie dazu?
Wistuba: Das sehen wir als FDP durchaus auch, vor allem für ältere Leute. Aber man kann noch günstige Wohnungen in Kempen finden. In meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Senioren-Initiative helfe ich älteren Menschen auch dabei. Sozialen Wohnraum zu schaffen, ist aber Sache von Investoren, das können wir nicht der Stadt aufbürden.

WZ: Zur Bürgermeisterwahl am 25. Mai: Sie werden es wohl realistisch sehen, dass es schwierig wird, die Wahl zu gewinnen. Für wie viel Prozent wird es denn für Sie reichen?
Wistuba: Ich stelle mir schon ein zweistelliges Ergebnis vor. Denn auch als Landratskandidatin habe ich beide Male ein zweistelliges Ergebnis geholt, und hier in St. Hubert sogar über 20 Prozent.

WZ: Wagen wir eine weitere Prognose: Bundesweit steckt die FDP in einer tiefen Krise. Der Kreis Viersen und damit auch Kempen gilt aber immer noch als liberale Hochburg. Werden Sie die 10,7 Prozent von 2009 erreichen?
Wistuba: Ja. Ich denke, das hängt immer mit den handelnden Personen zusammen. Meine Kollegen und ich vertreten die Interessen der Bürger. Wir rechnen damit, dass wir zweistellig bleiben: Das ist das erklärte Ziel.

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